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Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden trauern um Annaliese Mayer-Meintschel (26.6.1928 – 23.4.2020)

Am gestrigen 23. April 2020 ist Frau Dr. Annaliese Mayer-Meintschel, die ehemalige langjährige Direktorin der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister, in ihrem Haus in Dresden-Loschwitz gestorben. Ihr Wirken, Denken und Fühlen waren in umfassender Weise bis in ihre letzten Lebenswochen mit der Gemäldegalerie, ihrem Lebenswerk und ihren Mitarbeitern verbunden.

Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte in Halle/Sa. begann sie ihre berufliche Tätigkeit 1952 als wissenschaftliche Assistentin der Gemäldesammlung in Schloss Pillnitz. 1956 durfte auch sie die Hauptwerke der Gemäldegalerie nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion in Dresden in Empfang nehmen. Die stilvolle, ausgewogene Präsentation der Werke im wiedereröffneten Semperbau und die feinsinnige, zugleich anspruchsvolle Vermittlung dieser wiedergewonnenen Schätze der Weltkunst an ein bildungshungriges Publikum waren fortan ihr größtes Anliegen. Seit 1968 bis 1991 war sie Direktorin der Gemäldegalerie Alte Meister – ein herausforderndes Amt, das sie unter besonderen, teils schwierigen gesellschaftlichen Verhältnissen dank ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten und Gaben mit großem Erfolg ausübte. Dass der Ruf der Dresdener Gemäldesammlung bald wieder weit über die Grenzen der DDR hinaus drang, war ihren herausragenden Forschungen besonders zur Dresdner Niederländersammlung, und ihrer perfekten weltweiten Vernetzung zu verdanken. Es gelang ihr, den besonderen Charakter der Gemäldegalerie Alte Meister zu wahren und sie zugleich der internationalen Forschung und einem großen Publikum aus Ost und West zu öffnen.

Ihre wissenschaftliche Spezialisierung galt den Werken der Holländischen und Flämischen Malerei des 15. bis 18. Jahrhunderts der Gemäldegalerie. Ihnen widmete sie sich sowohl in ihrer Dissertation (1961) als auch in zahlreichen weiteren grundlegenden Veröffentlichungen zu Hauptwerken der Sammlung, etwa zu Jan van Eycks „Marientriptychon“, zu Rembrandts „Selbstbildnis mit Saskia“ und Vermeers „Kupplerin“ und dem „Brieflesenden Mädchen“. Als Kuratorin großartiger und wichtiger Ausstellungen zur Europäischen Landschafsmalerei (1972) oder zur Stilllebemalerei (1983) setzte sie kunsthistorische Wegmarken; durch international hochbeachtete Ausstellungen Dresdner Werke in Tokyo, Kyoto, San Francisco, New York und Washington, aber auch in Moskau, Leningrad, Stockholm, Mexico und New Delhi, wurde sie zur Botschafterin Dresdens in der Welt. Mit ihren etwa 100 Publikationen, mit Vorträgen auf nationaler und internationaler Bühne und nicht zuletzt durch die legendären Galeriekonzerte, die sie in der Zusammenführung der Künste besonders liebte, vermochte sie ein großes Publikum für die ihr anvertrauten Schätze der Gemäldegalerie zu begeistern und zu sensibilisieren.

Mit ihrem wachen, kritischen und durchaus fordernden Geist hat Annaliese Mayer-Meintschel auch in den Jahren ihres Ruhestandes sowohl ihre eigenen Forschungen weiterverfolgt als auch die Arbeiten ihrer Nachfolgerinnen und Nachfolger in und mit der Sammlung begleitet. Noch Jahre nach ihrem offiziellen Ausscheiden aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hatte ihr Urteil Gewicht, wurden ihr – auf ihren Wunsch hin – neue Erkenntnisse und Untersuchungsergebnisse regelmäßig vorgestellt. Der anregende, geistreiche, oft mit hintergründigem Humor gewürzte Dialog mit ihr, einer der letzten großen Zeitzeuginnen der Dresdener Kunst und Kultur der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, wird uns schmerzlich fehlen.

Dr. Uta Neidhardt
Oberkonservatorin der Gemäldegalerie Alte Meister

 

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