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Königliche Gesichter und Türkenpfunde, der Eulenspiegel des Orients und tanzende Roboter – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

Ein Wunder muss passiert sein. Denn Nasreddin, der Eulenspiegel des Orients, der doch eigentlich wegen einer verbotenen Liebe enthauptet und damit längst tot sein sollte, lebt. Und der wider Erwarten höchst lebendige Nasreddin, der sein Glück anfangs gar nicht fassen kann, erlebt in der Gegenwart erstaunliche Abenteuer. Und man weiß nicht recht, wie man dieses dritte der insgesamt fünf Angebote, die wie immer eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 21.08.20 – Freitag, 28.08. 20) zu haben sind, einschätzen soll. Ist „Der Geist des Nasreddin Effendi“ von Alexander Kröger nun ein SF-Roman, wie es auf dem Buchtitel steht, oder ein Märchen oder doch vielleicht ein Geschichtsbuch? Mühen wir uns nicht weiter mit der genauen Kennzeichnung ab. Nehmen wir einfach an, es sei sowohl ein SF-Roman als auch ein Märchen und außerdem noch ein Geschichtsbuch. Köstlich zu lesen ist es allemal.

Vor langer, langer Zeit, Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts unternahmen zwei DDR-Schriftsteller und ein Fotograf Reisen, die schon kurze später nur noch schwer möglich waren – zumindest für die meisten DDR-Bürger. Davon handelt „Stundenholz und Minarett“ und „Minarett und Mangobaum“ von Herbert Otto und Konrad Schmidt, als E-Book erschienen unter dem Titel „Stundenholz, Minarett und Mangobaum“ vom Herbert Otto.

Ebenfalls auf Reisen ist ein Sternenkavalier in „Der Sternenkavalier oder Die Irrfahrten des ein wenig verstiegenen Großmeisters der galaktischen Wissenschaften Eto Schik und seines treuen Gefährten As Nap“ von Gerhard Branstner. Wie man schon an dem schönen Buchtitel merkt, handelt es sich dabei allerdings um Reisen in einer ganz anderen Dimension – und zwar in einer galaktischen Dimension.

Im wahrsten Sinne des Wortes zum Spielen lädt Rita Danyliuk mit und in ihrem Buch „Spielen Sie mit!“ ein.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Und da hat die Literatur schon immer ein gewichtiges Wort mitzureden und heute erst recht. Das heutige Buch erzählt eine berührende Geschichte, die sich während des zweiten Weltkrieges ereignet hat, die von großer Grausamkeit ebenso handelt wie von einer großen Liebe, von Verrat und auch von Solidarität. Und diese Geschichte scheint angesichts mancher Geschehnisse in der heutigen Zeit, da wieder Menschen ausgegrenzt, beleidigt und bedroht werden, leider aktueller als man es sich wünschen würde. Wieder sind Menschen in großer Gefahr. Und wieder haben Juden in Deutschland Angst um ihre Existenz und sogar um ihr Leben. Das darf man so nicht hinnehmen. Und man kann nicht früh genug damit beginnen, sich zu wehren und Zivilcourage einzufordern und zu demonstrieren. Sonst könnte es passieren, dass sich Geschichte wiederholt. Auch solche besorgt-wütenden Gedanken gehen einem beim Lesen dieses Buches durch den Kopf.

Erst kürzlich veröffentlichte Harald Wieczorek als Eigenproduktion des EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe „Die Geige im Feuer“: Eine unsterbliche Liebe in einer grausamen, unmenschlichen Zeit. Josef, ein junger jüdischer Musiker, und Lisa, eine arische Fabrikantentochter. Als die Deportation beginnt, gelingt Josef auf dem Transport ins KZ zweimal die Flucht und er findet den Weg zurück zu seiner Liebe, zu Lisa. Doch das Glück währt nicht lange. Durch Verrat landet er letztendlich im KZ. Dort rettet ihm sein Status als Geigenspieler das Leben. Josef wird KZ-Musiker. Es werden die schlimmsten Jahre seines Lebens, doch die unbändige Liebe zu Lisa spendet ihm Kraft und Hoffnung. Getragen von dem Verlangen, sie einst wiederzusehen, wartet er auf die Gelegenheit, aus den grausamen Fängen der SS zu fliehen. Gelingt ihm ein weiteres Mal die Flucht? Wird er seine große Liebe wiedersehen? Eine wahre Geschichte von Liebe und Hass, Zusammenhalt und Verrat, Menschlichkeit und Grausamkeit. Hier der Beginn des berührenden Buches:

„Kapitel 1

1941

Obwohl es Tag war, ein Sommertag, konnte man die Sonne nicht sehen. Dunkelgraue bis schwarze Wolken zogen von Ost nach West, von Nord nach Süd über den Himmel. Aber es waren keine natürlichen Wolken, die von einem mäßigen Wind in alle Richtungen verteilt wurden.

Diese Wolken reizten Haut, Augen und Lungen. Wie eine riesige Eisenwalze brachen Hunderte, Tausende deutsche Panzer, unterstützt von Artillerie, durch die sowjetischen Panzereinheiten, die brennend in der zerbombten und zerschossenen Landschaft standen und zusammen mit den explodierenden Granaten die dunkle, giftige Wolkendecke bildeten.

Überall auf diesem kilometergroßen Gelände lagen neben ihren brennenden Panzern und zerstörten Geschützen tote und schreiende, verletzte russische Soldaten. Zu Tausenden wurden Gefangene zusammengetrieben. Wer sich nicht ergab, starb im gnadenlosen MG-Feuer. Und weiter walzte der deutsche Panzer-Koloss durch die sowjetischen Linien. Immer dunkler wurde der schwarze, stinkende Wolkenteppich.

Eine kleine Stadt in Schlesien – Juni

Die schon im Westen stehende Sonne verbreitete noch die angenehme Wärme eines Sommertages. Der Marktplatz war überfüllt von feiernden Menschen. Überall hingen die meterlangen Fahnen mit Hakenkreuzen. Aus Lautsprechern ertönte die blecherne Stimme eines Propagandasprechers und verkündete den Sieg der deutschen Panzer in der Sowjetunion. Deutsche Soldaten, die ein paar Tage Heimaturlaub hatten, tranken und sangen Soldatenlieder. Im Zentrum des Marktplatzes stand ein Podest, auf dem eine fünfköpfige Kapelle musizierte. Davor tanzten fröhlich Paare, Zivilisten und Soldaten, zur Musik.

Trotz der feiernden Menschen war die Atmosphäre angespannt. Links und rechts neben dem Musikpodest waren in Reihen Biertische und Bänke aufgebaut. Während an den meisten Tischen Freude und Spaß hervorherrschte, ging es am Rand des Marktplatzes mit zwei Bankreihen und Tischen eher ruhig zu. Alle Menschen an diesen Tischen trugen gelbe Sterne auf ihrer Kleidung. Auffällig war auch, dass keine Bedienung an diese Tische kam. Auch auf der Tanzfläche sah man nur Menschen ohne Stern.

Die Musikanten standen den Tanzenden an Fröhlichkeit in nichts nach. Bis auf einen jungen Mann. Der Geigenspieler. Obwohl er seine Geige hervorragend beherrschte und leidenschaftlich spielte, lächelte er nur. Es war ein hübsches Lächeln, so hübsch wie der junge Mann selbst. Sportlich, schlank und stattlich, knapp ein Meter achtzig groß, mit dunkelbraunen Haaren und schönen braunen Augen, die sein freundliches Wesen unterstrichen. Mit siebzehn Jahren war er der Jüngste unter den Musikern. Noch etwas unterschied ihn von den anderen Musikern. Auf die Brusttasche seiner Jacke war ein gelber Stern genäht. Sein Lächeln galt nur einer einzigen Person. Lisa, ein junges, hübsches, blondes Mädchen, das am Rand vor dem Podest stand, sich rhythmisch bewegte und das Lächeln des Musikers erwiderte. Sie war nicht nur hübsch, auch ihr Gesicht strahlte Freundlichkeit aus und ihre Sommersprossen verliehen ihr etwas Freches, Sympathisches. Für ihre siebzehn Jahre hatte sie eine ansprechende, schon frauliche Figur.

„Lisa, was stehst du da vorne und tanzt allein?“ Ein kräftiger, junger Mann, mit auffallend roten Haaren und in der Uniform der Hitlerjugend, nahm Lisas Arm und drehte sie zu sich herum. Berthold, ebenfalls siebzehn Jahre, war größer und kräftiger gebaut als Josef, der junge Musiker. Seine Muskeln formten das Uniformhemd, das er sich extra eine Nummer kleiner besorgt hatte, sichtbar aus. Dann fiel sein Blick auf den jungen Geiger. „Und du, Judenlümmel, halte dich zurück. Dein Gekratze stört den Rhythmus.“

Lisa schüttelte seinen Arm ab. „Was soll das, Berthold? Josef ist unser Freund. Warum redest du so mit ihm?“ Wütend wandte sie sich von Berthold ab und tanzte demonstrativ wieder allein vor der Kapelle.

Berthold stellte sich zwischen sie und das Podest. „Unser Freund!?“ Sein Gesicht war vor Zorn gerötet. „Er ist ein Judenschwein! Mir wird jetzt noch übel, wenn ich daran denke, dass ich mit ihm in einem Klassenzimmer gesessen habe.“ Lisa wich einen Schritt zurück. „Hör doch auf! Du bist einfach nur gemein, so gemein!“

Inzwischen hatte die Musik aufgehört und eine Pause eingelegt. Sofort war wieder die Propagandastimme aus dem Lautsprecher zu hören. Josef, der junge Geiger, hatte seine Geige abgelegt und sprang vom Podest. Vor Lisa und Berthold blieb er stehen und lächelte beide an. „Na, ihr zwei – warum habt ihr nicht getanzt?“ Berthold wurde rot vor Zorn. Er sah jetzt aus, als hätte er einen Sonnenbrand. Mit geballten Fäusten stand er neben Lisa vor Josef. „Kommst dir richtig toll vor mit deinem Geigen-Gequietsche. Judenlümmel.“ Josef hob beschwichtigend die Hände und lächelte immer noch. „Wenn du möchtest, dann bringe ich dir auch das Geigespielen bei. So wie früher, als ich dir auf dem Sportplatz gezeigt habe, wie man Tore schießt.“

Auf und um den Fußballplatz ist Hochbetrieb. Zwei Jugendmannschaften spielen gegeneinander. Der junge Berthold in seinem weißen Trikot und den leuchtend roten Haaren rennt Richtung gegnerisches Tor. Josef führt an der Mittellinie den Ball und sieht Berthold. Er schießt einen genauen Pass in seinen Lauf. Berthold zieht sofort ab und schießt das Siegestor.“ Und damit zu den ausführlicheren Vorstellungen der anderen vier Sonderangebote dieses Newsletters:

Erstmals 1960 veröffentlichten Herbert Otto und Konrad Schmidt im Verlag Volk und Welt Berlin „Stundenholz und Minarett“ und „Minarett und Mangobaum“. Dazu ist allerdings eine editorische Anmerkung nötig. Da der zweite Autor, Konrad Schmidt, nicht gefunden werden konnte, sind in dem E-Book beide Bücher zusammengefasst, allerdings nur die Texte von Herbert Otto. Auch auf die Fotos von Jochen Moll musste verzichtet werden. Und darum geht es: Zwei DDR-Schriftsteller und ein Fotograf reisen 1958 und 1960 von Berlin mit einem mit Gepäck vollgestopften, klapprigen Auto über Griechenland in den Norden Afrikas und zurück über Sizilien, insgesamt 50 000 Kilometer. Sie besuchen einige Sehenswürdigkeiten, aber ihr großes Interesse gilt den Menschen dieser Länder. Sie schließen Freundschaften, erfahren große Hilfsbereitschaft, wenn das Auto mal wieder repariert werden muss, und begegnen vielen neugierigen, wissbegierigen Menschen. Ihr Budget ist klein, doch mit ihrer einfachen Campingausrüstung findet sich oft ein kostenloser Schlafplatz. Nach über 60 Jahren liest sich das Buch wie ein Eintauchen in eine relativ friedliche Welt.

Zur Einstimmung hier ein längerer Auszug vom Beginn der Reise und des Buches:

HEISSES HELLAS

ERSTE BEKANNTSCHAFTEN

Königliche Gesichter

Manchmal findet der Grenzübertritt gar nicht statt. Du verlässt die Grenzstation des einen Landes und erreichst nach einigen Kilometern die des anderen. Dazwischen ist Landschaft; Straße, Himmel und Feld. Alle Sträucher sind grün.

Du kannst keinen neuen Abschnitt entdecken, obwohl du weißt: Hier irgendwo muss jene Linie verlaufen, die zwei Völker trennt, die dich im Augenblick des Übertritts anderen Gesetzen unterwerfen und das Geld in deiner Tasche, das eben noch gültig war, entwerten wird. Vielleicht hast du sie eben überschritten? Doch die Natur hat die Grenze nicht markiert. Und wo es die Menschen nicht getan haben, wartest du vergebens auf jenen Moment, dem du mit heimlicher Erregung entgegengefahren warst. Darum bist du ein bisschen enttäuscht. Das Stück Pedanterie in dir ist unbefriedigt. Die Zöllner des anderen Landes wühlen bereits in deinem Koffer, und dir scheint immer noch, der Grenzübertritt habe gar nicht stattgefunden.

Auf dem Wege von Jugoslawien nach Griechenland ist das anders. Es sind zwar weder Steine noch bunt gestrichene Pfähle zwischen den beiden Stationen aufgestellt. Trotzdem ist die Grenze markiert. Die unbefestigte Sand- und Schotterstraße, an die wir seit Tagen gewöhnt waren, die uns Nerven und Zeit gekostet und unseren Wagen um seinen Auspuff gebracht hatte – diese Straße endet plötzlich. Eine freundlich-glatte Asphaltstraße beginnt. Der Wartburg hat aufgehört zu zittern. Er rollt wie ein Auto dahin, vernünftig und ohne Lärm.

Leider sind gute Straßen kein Beweis für die Güte des Staates, der sie bauen ließ.

Am Horizont tauchen die ersten Häuser auf, königlich-griechische Häuser. Die Bäume sehen hier genauso aus wie die jugoslawischen. Aber man nennt sie anders und schreibt ihre Namen mit anderen Buchstaben. Die Erde ist hier die gleiche wie zuvor. Nur sind ihre Reichtümer anders verteilt. Für ein Kilo Brot werden wir heute das Doppelte von dem zu zahlen haben, was wir gestern dafür bezahlten …

Vor dem modernen Gebäude der Zoll- und Grenzstation warten Wagen aus aller Herren Ländern: aus Italien, Syrien, der Türkei und dem Iran. Elegante Damen und Herren, eigensinnige Kinder, Geschäftsleute, Touristen. Grenzbeamte gehen eilig, Papiere unter dem Arm.

Wir sind noch nicht dran. Wir beobachten, wie andere ihre Koffer schleppen, vom Auto ins Haus oder umgekehrt. Eine schreckliche Ahnung befällt uns. Es wäre das harte Werk einer guten Stunde, unser Auto aus- und wieder einzuräumen.

Da steht ein türkischer Omnibus. Junge Mädchen und Burschen, mit denen wir ins Gespräch kommen. Es sind Musikstudenten, die zu Konzerten nach Österreich fahren. Sie bestaunen unser Vorhaben und – unsere Schuhe. Eigentlich sind es keine Schuhe. Es sind Sandalen: eine Sohle und schmale graue Lederriemchen. Wir haben sie am Straußberger Platz gekauft. Sie kosteten um 9 DM und stammen aus der CSR. Gibt es keine Schuhe in der Türkei? Doch, aber nicht so geschmackvolle. So?

Andere Leute gesellen sich zu unserem Kreis. Man buchstabiert über der Reiseroute, die kühn und bunt auf der Kühlerhaube steht. Ein Herr aus dem Iran verschluckt sich, als er Moskau liest. Mit verdunkeltem Blick sieht er uns der Reihe nach an und schätzt flüchtig den Wagen ab. „So, aus Ostberlin!“

Er tritt einen Schritt zurück, er hat uns durchschaut. Er steckt eine Miene auf, als wollte er jeden Augenblick die Diskussion über Ungarn beginnen. Aber dann besinnt er sich, geht ohne ein weiteres Wort und schießt noch einen Strafblick ab auf jene, die sich mit uns eingelassen haben.

Endlich sitzen wir im Dienstraum der Station vor einem der Tische. Die Einrichtung ist gediegen und modern. Es gibt auch eine Bar in der Nähe. An der Wand hängt das griechische Königspaar, und die feine Würde ihrer Gesichter hat ausgestrahlt; viele der Beamten hier geben sich gleichermaßen königlich.

Papiere werden uns zugeteilt, Fragebogen verschiedener Art und Größe. Wir sind vorerst beschäftigt.

Name des Vaters … Konfession … Welche optischen Geräte führen Sie mit sich?

Dann will man an unser Gepäck. Ein Uniformierter kommt mit zum Wagen. Er wählt fünf Koffer aus, die wir jetzt, bitte sehr, hineinzubringen haben auf den Tisch des Hauses. Wir hatten es geahnt! Zwei der auserwählten Koffer liegen ganz zuunterst. Aber noch ehe wir recht Hand an unser Gepäck gelegt haben, naht die Rettung in Gestalt eines anderen königlich-griechischen Grenzbeamten. Er fragt, ob wir nach Saloniki wollten und ob wir zu dritt wären. Er überzeugt sich noch einmal, dass vier Plätze im Wagen sind, und beginnt mit dem Manne zu tuscheln, der es auf unsere Koffer abgesehen hat. Und siehe: Die Pflichtvergessenheit ist groß! Dem Uniformierten genügt plötzlich ein sehr flüchtiger Blick in einen unserer Koffer. Er händigt uns die Papiere aus. Der andere schickt sich an einzusteigen. Aber leider müssen wir ihm nun eröffnen, dass wir ihn im Interesse unseres Fahrzeuges nicht befördern können. Der Wagen habe auf den Straßen durch Jugoslawien empfindlich gelitten, und noch mehr Belastung könne ihm nicht zugemutet werden. Die abgerissene Auspuffanlage, die zwischen den Sitzen liegt, ist Beweis genug. Nicht böse sein, und noch einmal vielen Dank!

Türkenpfunde

Wir fahren in Richtung Saloniki. Es ist inzwischen Abend geworden. Wir haben keine einzige Drachme in der Tasche, nur die Reiseschecks in englischer Währung und ein paar türkische Pfunde. Die Wechselstube der königlich-griechischen Grenzstation hatte schon geschlossen.

Die Dörfer, die wir durchfahren, haben Ausgang. Manchmal scheint es, als wären alle Einwohner mit Kind und Kasten auf die Straße gekommen. Sie schlendern unbekümmert. Wozu haben sie die gute glatte Straße mitten durch den Ort? So ungefähr müsste es sein, wenn man versuchen wollte, am Abend des 1. Mai Unter den Linden in Berlin oder gar in der Moskauer Gorkistraße mit dem Auto zu fahren. Schrittgeschwindigkeit, und wenn man hupt, schimpfen die Leute.

Wir kommen an Dutzenden kleinen Lokalen vorüber, die an der Straße liegen. Stühle und Tische stehen unter freiem Himmel. Bunte Lichtergirlanden. Dann und wann flutet eine Woge greller Musik heran.

Ganz plötzlich taucht ein Flimmerberg aus der Dunkelheit auf. Ein riesiges Kissen scheint da zu liegen, mit glitzernden Steinen bestickt, über und über. Saloniki, nach Athen die größte Stadt des Landes.

Wir hatten beschlossen, kurz vor Saloniki einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Am nächsten Morgen wollten wir in die Stadt, um Geld zu tauschen und in der Wartburg-Vertragswerkstatt den Auspuff zu reparieren.

Es sollte ganz anders kommen.

Noch ehe die Außenbezirke der Stadt erreicht sind, bemerken wir links der Straße ein hell erleuchtetes Restaurant. Alle Tische sind leer. Es ist ein frei stehendes Haus, von unbebautem Gelände umgeben. Hier müsste sich ein Zeltplatz finden lassen. Wir halten an.

Der Motor ist noch nicht abgestellt, da erscheint der Gastwirt bereits, reißt die Wagentüren auf und gibt zu erkennen, dass wir ihm über alle Maßen willkommen sind. Ein Lautsprecher krakeelt. Er muss irgendwo an der Außenwand des Hauses befestigt sein. Wir machen dem Manne behutsam verständlich, dass die Musik uns ein wenig laut erscheint. Schon ist er auf und davon, verschwindet im Innern der Gaststube, und die Musik bricht plötzlich ab.

Wir stehen unschlüssig da. Jeder behauptet vom anderen, er sähe sehr mitgenommen und verhungert aus. Wann hatte das Mittagsschnitzel stattgefunden? Vor zehn Stunden. Seitdem sind wir gefahren. Und ein Glas Wein vor dem Schlafengehen?

Aber wir haben keine Drachme in der Tasche. Reiseschecks nimmt nur die Bank. Was bleibt, sind die Türkenpfunde. Wir beschließen, eine Zehnpfundnote anzulegen.

Der Mann ist zurückgekommen, betrachtet die fremde Banknote flüchtig und steckt sie rasch ein. Er nötigt uns, Platz zu nehmen. Sofort verschwindet er hinter seinem Verschlag und erscheint gleich darauf mit mehreren Flaschen. Aber erst muss der Gegenwert für die türkische Note ausgehandelt werden. Es ist ein eigen Ding mit diesen Noten. Ihr Preis pendelt sehr erheblich über den eigentlichen Wert der Note hinaus. Sowohl nach unten wie nach oben. Wir hatten sie in einer Münchner Bank billig gekauft. Zahlte der Mann zwanzig Drachmen für die Zehnpfundnote, hätten wir weder Gewinn noch Verlust.

„Also, was bieten Sie?“

Er neigt den Kopf, lächelt, als hätte er um Nachsicht zu bitten, und zieht den Schein aus der Tasche. Die Banknote hat sich schon ziemlich verändert. Sie ist nur noch ein zerknülltes Stück Papier. Ein Fahrschein oder so. Das scheint hier üblich zu sein. Man steckt Geldscheine so in die Tasche, wie wir manchmal Zeitungspapier in nass gewordene Schuhe stopfen.

„Vierzig!“, sagt der Mann. Er sagt es englisch. Sieh mal an! Wie hoch hier die Türkenpfunde stehen. Doch da man uns zu Hause eingeschärft hat, nie und nirgends ein Geschäft abzuschließen, einen Einkauf zu tätigen, ohne vorher mit dem Partner tüchtig gehandelt zu haben, erwidern wir: fünfzig!

Jetzt bietet der Mann fünfundvierzig, und die Sache ist erledigt. Molli behauptet, es sei ein Fehler gewesen, in München nicht ein paar Türkenpfunde mehr gekauft zu haben. Wir widersprechen nicht.

Mit Hilfe des Sprachführers bestellen wir Eier mit Schinken, Brot, Tomatensalat und Käse. Die Preise werden vorher ausgehandelt. Eier erscheinen uns teuer. In Jugoslawien hätten wir weniger bezahlt, sagen wir dem Wirt. Er glaubt es nicht und versichert, sie seien in Saloniki, in der Stadt selbst, noch teurer.

Nach dem Essen eine Flasche Wein. Sie soll dreizehn Drachmen kosten, zwei Mark etwa. Das ist billig genug. Doch um zu sehen, wie der Wirt sich verhalten wird, bieten wir neun. Der Mann fängt an, eine wehleidig-gestenreiche Geschichte zu erzählen. Er weiß genau, wir verstehen kein Wort. Aber das tut nichts. Er sagt schließlich zwölf. Und wir zehn. Da geht er auf elf, und die Flasche wird geöffnet.

Der Mann ist ein kleines Erlebnis für uns. Er sieht nicht aus, wie gemeinhin ein Gastwirt aussieht. Er könnte Gemüsehändler sein oder Zeitungsverkäufer.

Er ist beredt wie ihrer zehn. Er holt Zigaretten aus der Nachbarschaft und rennt wie ein Zwölfjähriger. Auf die Frage nach dem Preis der Schachtel erwidert er mit lammfrommer Miene: sieben. Sie kostet in Wirklichkeit nur fünf.

Es kommen andere Gäste. Sie setzen sich an unseren Tisch. Es sind Schlosser und Kraftfahrer, die ganz in der Nähe wohnen. Der Wirt schmeißt eine Runde Bier. Die Unterhaltung mit Hilfe von Bleistift, Papier und Sprachführer ist zwar umständlich, belustigt aber alle Teilnehmer. Es dauert lange, bis wir erfahren haben, dass die Schlosser nicht mehr als zweihundert Mark monatlich verdienen.

Wir sind eine laute, freundschaftliche Runde. Eine weitere Zehnpfundnote wird angelegt. Noch eine Flasche Wein für alle, und dann ins Zelt. Selbstverständlich dürfen wir hier neben dem Haus unser Zelt aufschlagen. Es ist, als wollte der Wirt sagen: Ich bitte sogar darum! Und das Frühstück morgen wird königlich sein!“

Erstmals 1984 erschien als Band 186 der Reihe „Spannend erzählt“ des Verlags Neues Leben Berlin der Science Fiction-Roman „Der Geist des Nasreddin Effendi“ von Alexander Kröger. Ein Mann erwacht in der Gegenwart auf dem Basar in Chiwa. Er erinnert sich, dass er wegen seiner Liebe zu einer Frau des Chans enthauptet werden sollte. Er glaubt Nasreddin Chodscha, der Volksheld und Schalk – der Eulenspiegel des Orients – zu sein. Da er geistig zunächst in seiner mittelalterlichen Welt verhaftet ist, stößt er auf Unverständliches und Ungeheures, auf Bekanntes und schrecklich Unbekanntes und stürzt so von einem spannenden Abenteuer ins andere. Der jungen Wissenschaftlerin Anora gelingt ein unerhörtes Experiment mit menschlichen Gehirnen, in dessen Folge spannende Verwicklungen für Aufregung und für eine ungewöhnliche Liebe sorgen. Anora folgt Nasreddins Weg, auf dem er seinem Image treu bleibt. In einer Rezension der Abteilung Literatur und Medien in der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft des Landesverbandes Hessen lesen wir zu diesem Buch. „Die raffinierte Mischung aus Märchen, Geschichte und SF ist äußerst spannend und witzig und kann den Leser jeden Alters durch ihre Spannung in Atem halten. Nebenbei vermittelt sie auf amüsante Weise eine gehörige Portion an historischem, völker- und länderkundlichem Wissen, ohne im Mindesten pädagogisch-lehrhaft zu wirken.“ Und schon treffen wir Nasreddin, der offenbar lebendiger ist, als er selber glauben kann:

In Chiwa

Ganz behutsam drang es in sein Bewusstsein – als zersprängen Wassertropfen auf heißem Stein, und jedes Kügelchen verzische mit eigenem Geräusch: Da murmelten Stimmen, ein Esel schrie; von dorther scholl das Knirschen eisenbeschlagener Räder auf Kies. Auch undefinierbares Brummen war zu hören. All das aber klang wie unter einem Tontopf hervor, gedämpft, entfernt, unwirklich.

Und dann war alles wieder vorbei, bis auf ein dumpfes Rauschen vielleicht, von dem man nicht wusste, ob es vom Umfeld oder von innen aus dem Kopf kam. Es schien, als bilde sich irgendwo einer jener Tropfen neu, würde schwerer und schwerer, bis er sich schließlich löst und abermals auf dem Stein zerschellt; denn wieder und wieder sprangen die Geräusche auf.

Zu irgendeinem Zeitpunkt wurde ihm bewusst, dass sich der Abstand zwischen den Tropfen verringerte, als bahne sich das Wasser mehr und mehr Durchgang durch ein löchriges Gefäß.

Plötzlich gellte eine schrille Frauenstimme: „Willst du wohl den Apfel zurücklegen, du Schlingel!“

Ein Kind rief: „Aua!“

Gelächter kam auf.

Dann drängte ein Mann: „He Onkelchen, wach endlich auf. Dein Zeug ist sonst verschwunden, bevor du einen einzigen Sum dafür eingenommen hast.“

Und wieder die Frau: „Dieser Gottlose wird sich einen angetrunken haben. Und Allah straft ihn mit einem Brummschädel, kein Auge kriegt er auf. Schaut ihn euch an, Leute, diesen Saufbold.“

Auf einmal rief der Mann in einem anderen Tonfall: „Komm, kauf! Die besten Trauben, die wunderbarsten Granatäpfel von Chiwa, süß und billig, eingefangene Sonne!“ Und nach einer kleinen Weile murmelte er: „Der Scheitan soll dich holen!“

„He, wach auf, du Taugenichts!“ Diesmal war die Stimme des Mannes barscher, vielleicht vor Ärger, weil der Kauflustige seine Ware verschmäht hatte.

„Dummkopf!“, sagte die Frau gedämpft. „Seine Granatäpfel sind viel schöner als unsere, und er hat angeschrieben, dieser Esel, dass er fürs Kilo nur sechshundert Sum haben will. Der schnappt uns die Käufer weg. Lass ihn also in Ruhe, wenn Allah ihn schon mit Dummheit geschlagen hat.“

>Basar, ich bin auf dem Basar!Ah! Gewürze!< Und sofort verspürte er ihren Duft, glaubte die Aromen zu schmecken. Und einmal gerochen, gab’s da noch mehr: Rauch, Eselsdung und Schweiß. Darüber lagen dumpfes Gemurmel, das Schlurfen unzähliger Schritte und Staub, den man ebenfalls roch. Basar!

>Basar?Wie stets?Ich lebe ja, ich lebe!Ein Irrtum des Emirs, eine Unachtsamkeit der Häscher? Ich lebe!Ich will leben!< Und fieberhaft jagten die Gedanken.

Eine Sekunde wurde er sich bewusst, dass er nicht an sein lumpiges Leben gedacht hatte, als sie ihn gebunden zum Richtplatz führten, als er zusehen musste, wie das Haupt der Geliebten in den Sand rollte.

Und es war, als wollte der Schmerz den Mann erneut überfallen. >Nilufar – du bist gestorben, weil wir uns liebten. Glaube mir, ich bin dir gern in den Tod gefolgt. Es ist Allahs Wille, muss Allahs Wille sein, dass ich lebe.Wie, bei Allah, bin ich vom Richtplatz auf den Basar geraten? Und weshalb sind hier unverschleierte Frauen, ebenso viele wie Männer? Ah, es ist ein Traum, du träumst, Nasreddin, du bist in der Welt der Toten.< Einen Augenblick war ihm nach diesem Gedanken leicht.“

Erstmals 1976 erschien ebenfalls im Verlag Neues Leben Berlin „Der Sternenkavalier oder Die Irrfahrten des ein wenig verstiegenen Großmeisters der galaktischen Wissenschaften Eto Schik und seines treuen Gefährten As Nap“ von Gerhard Branstner: Diese Irrfahrten des Großmeisters der galaktischen Wissenschaften Eto Schik und seines Gefährten As Nap bieten manche Überraschung. Schon der Anlass dieser Reise ist utopisch und ungewöhnlich: Weltall und Sternbilder sollen nach „ästhetischen Grundsätzen“ umgemodelt werden. Das stiftet unter den Planetenbewohnern, die hier angetroffen werden, zumeist bemerkliche Verblüffung. Denn feste Grundsätze und unumstößlich geglaubte Ordnungen geraten ins Wanken oder werden mittels eines mühelos gehandhabten Zauberstöckchens kurzfristig über den Haufen geworfen. In dieser Erzählung kommen Könige, Ketzer, Akademiker, Prinzessinnen und mancherlei Gespenster vor. Zu ihnen gesellen sich auch Wesen, die der bekannten Märchenwelt noch fremd sein mögen: Fantasten und gemütvolle Entdecker des Einfachen, das schwer zu machen ist. Gerhard Branstner erzählt mit heiterer Stimme von Stillstand und Irrtum der Theoriten und Praximanen, und er führt seine beiden Abenteurer auch zum Stern der Verlässlichkeit. Dort freilich werden selbst sie, die manches zu bieten hatten, von Unüblichem überwältigt und — kraft verblüffender Lebensweise der dortigen Bewohner — eines Irrtums belehrt. Auch in diesem Textauszug begegnen die beiden Reisenden und wir nicht alltäglichen Figuren und geradezu unheimlichen Gestalten:

Die tanzenden Roboter

Sobald der gerissene und vorderhand nichtsnutzige Gravitationsfaden eingezogen worden war, trug Eto seinem Assistenten auf, die Voraussetzungen für ihre Landung zu errechnen. As holte den Automaten aus dem Kabuff und gab ihm die Aufgabe ein. Der Automat ruckte und zuckte ziemlich heftig, warf aber schließlich die erforderliche Kombination aus. Eto übertrug sie auf sein Stöckchen und drückte den Auslöseknopf.

„So“, sagte der Großmeister, „jetzt ist alles normal, jedenfalls im Umkreis von hundert Metern.“

Der Anschein gab ihm recht. Die wieder auf übliche Verhältnisse eingestellte Rakete setzte wie auf einem anziehenden Planeten auf. Eto wirbelte sein Kavaliersstöckchen durch die Luft, As steckte den Automaten in den Rucksack, hockte ihn auf und kletterte hinter seinem Meister aus der Rakete.

Sobald sie den Planeten unter den Füßen hatten, sahen sie sich prüfend um, konnten aber, wohin sie auch das Auge richteten, nichts als eine ebene schwärzliche Fläche erblicken.

„Sieht nicht gerade einladend aus“, meinte As, „kein Baum, kein Strauch, kein Halm, nicht einmal ein Stäubchen ist auf dieser hässlichen Kugel zu finden.“

„Wie sollte es auch“, sagte Eto, „dieser Planet stößt alles ab. Er scheint aus einem gravitationsumkehrenden Metall zu bestehen, zumindest seine Oberfläche.“

As stampfte mit dem Hacken auf.

„Klingt wie Eisen. Ich möchte wissen, wie hier was leben soll. Dabei bin ich sicher, dass sich was bewegt hat, als wir den Planeten anflogen.“

„Möglich ist alles“, meinte Eto, der grundsätzlich alles für möglich hielt, „aber erklären kann ich es mir auch nicht.“

Dass sein Meister etwas nicht erklären konnte, stimmte As nicht gerade zuversichtlicher, vielmehr stieg eine Ahnung von kommendem Unheil in ihm auf. Und darin hatte er recht, denn schon sah er, wie von allen Seiten unheimliche Gestalten auf die beiden zuliefen.

„Wo kommen denn die auf einmal her?“, rief As erschrocken aus, rannte zur Rakete und brachte sich in Sicherheit.

Auch Eto hatte die wie Kreuzritter aussehenden Gestalten bemerkt, ergriff jedoch nicht die Flucht, sondern stützte das Kinn in die Hand und wartete interessiert darauf, was geschehen würde, wenn die vermutlichen Angreifer die Hundertmetergrenze überschritten. Da der im Knauf des  Stöckchens befindliche Katalysator selbstredend noch immer in Betrieb war, rechnete Eto damit, dass die. geharnischten Gestalten, sobald sie den Bannkreis betraten, außer Takt geraten würden. Doch darin irrte er sich gewaltig, denn das gerade Gegenteil trat ein. Die Geharnischten fingen in dem Augenblick, wo sie in den Wirkungskreis des  Stöckchens gerieten, wie toll zu tanzen an. Sie hüpften im gleichen Rhythmus auf und nieder und drehten sich bei jedem Hüpfer um die eigene Achse. Und wenn sie auch, je näher sie kamen, desto toller hüpften und, je toller sie hüpften, desto langsamer vorankamen, so wurde der Kreis, den sie um Eto bildeten, doch immer enger, sodass er sich nun doch Sorgen zu machen begann. Er sah sich nach seinem Assistenten um, konnte ihn aber zu seiner Verwunderung nirgends erblicken. As war jedoch nicht untätig. Er hatte dem Automaten bereits das Problem eingegeben und auch den Schlüssel erhalten, den er jetzt, den Kopf aus der Kabinentür steckend, seinem Meister zurufen wollte. Doch da sah er, wie ein Geharnischter nach dem anderen, nachdem er noch einen letzten Hüpfer getan hatte, zu Boden fiel und alle viere von sich streckte. Als alle am Boden lagen, wollte As sich aus der Rakete wagen, doch da sah er, wenn auch noch in einiger Entfernung, eine weitere Gestalt herankommen. Und wenn sie auch den übrigen glich, so fing sie doch, als sie den Wirkungskreis des Stöckchens betrat, nicht wie die anderen zu hüpfen an.

„Da ist noch einer!“, rief As seinem Meister zu. „Er kommt von hinten!“

Eto wandte sich um und erblickte nun auch den Nachkömmling. Der trat, ohne sich um seine umherliegenden Gefährten zu kümmern, auf Eto zu, blieb in gehörigem Abstand stehen und sagte: „Ich bin kaputt.“

„Was sagt er?“, rief As herüber und setzte einen Fuß aus der Rakete.

„Er sagt, er sei kaputt.“

As zog schnell den Fuß wieder zurück. Doch Eto befahl ihm, den Automaten zu bringen.

„Wir sind verpflichtet, ihm zu helfen.“

As stieg, wenn auch zögernd, aus der Rakete und kam vorsichtig näher.

„Der scheint auch aus Eisen zu sein wie alles hier“, meinte As und setzte den Automaten ab.

„Er ist ein Roboter“, erklärte Eto, „wie die übrigen auch. Und wo es Roboter gibt, gibt es auch Menschen.“

„Wir können ihn ja mal fragen“, schlug As vor.

Auf alle Fragen, die ihm gestellt wurden, erwiderte der Roboter jedoch immer nur: „Ich bin kaputt.“

„Bei dem hat’s tatsächlich ausgehakt“, sagte As, „und das hat ihn kurioserweise davor bewahrt, sich wie die anderen zu Tode zu hüpfen. Wo sich nichts dreht, da kann auch nichts durchdrehen.“

Gegen diese Logik hatte Eto nichts einzuwenden. Da der kaputte Roboter jedoch der einzige war, der sie zu seinen Erzeugern führen konnte, wollte Eto aut eine Reparatur nicht verzichten und befahl As, den Automaten zu befragen.“

Erstmals 1972 veröffentlichte Rita Danyliuk im Humboldt-Taschenbuchverlag München „Spielen Sie mit!“: Gibt es etwas Schöneres, als die Freizeit mit guten Freunden zu verbringen? Lachen und dabei lernen – wer möchte das nicht? Laden Sie alle dazu ein: „Spielen Sie mit!“. Das Buch präsentiert fast 400 Spiele für lange Autofahrten, Ball-, Fang-, Wurf-, Schreib-, Geschicklichkeits-, Tanz-, Party-, Pfänder-, Lege-, Sing-, Mal-, Tummel-, Denk-, Lern-, Rate-, Brett-, Karten-, Würfel- und Streichholzspiele, Patiencen, Quiz, Pantomime, Wettläufe und Wettkämpfe bieten genügend Anregungen für interessante Freizeitaktivitäten mit der Familie und mit Freunden. Manch einer erinnert sich an fast vergessene Spiele aus seiner Kindheit und Jugend, bekommt aber auch viele neue Anregungen. Das Buch ist für Großeltern, Eltern, Erzieher, Kinder und alle, die sich mal von Smartphone, Tablet und Gameboy trennen können, eine Fundgrube. Hier ein paar Vorschläge für lange Autofahrten:

Wir fahren in den Urlaub

  1. SPIELE IM AUTO

Alle Autospiele werden ausschließlich mit Sicht nach vorne durchgeführt. Der Fahrer darf bei diesen Spielen nicht behindert werden.

Autojagd

Jeder Mitspieler wählt ein Automodell, auf das er von nun an „Jagd macht“. Alle im Spiel vorkommenden Modelle werden festgelegt und im Vorbeifahren gezählt. Da bestimmte Autos in Deutschland mehr als andere anzutreffen sind, werden für jede Bauart verschieden hohe Punktwerke eingesetzt: Eine weniger oft vertretene Bauart bekommt also einen höheren Punktwert. Sieger ist, wer am schnellsten 13 Punkte vorweisen kann.

Die „Pferde“jagd (= PS-Jagd)

Das Spiel ist etwas schwieriger, denn die Teilnehmer müssen ausreichend über die PS-Zahl (PS = Pferdestärke) der einzelnen Autotypen informiert sein. Es wird wieder ein Schema angefertigt und jedes Auto mit der gesuchten PS-Zahl bekommt einen Punkt.

Glücksjagd

Anschließend wird auf alles mögliche Jagd gemacht, z. B. auf Pferde, Kühe, Schlösser, Seen, Traktoren, Flugzeuge usw. Eine Liste wird angefertigt. Für jeden „abgeschossenen“ Gegenstand erhält der Jäger einen Punkt. Sieger ist, wer nach einer festgesetzten Zeit die meisten Punkte aufweist.

Abgeändert wird das Spiel wie folgt: Die einzelnen Gegenstände bekommen eine verschieden hohe Punktzahl. Ein Schloss z. B. zählt 5 Punkte, eine Tankstelle zählt einen Punkt usw., wobei Dinge, die möglicherweise oft gesehen werden, eine niedrigere Zahl erhalten. Wer die betreffenden Gegenstände zuerst sieht, bekommt jeweils den dafür benannten Punktwert gutgeschrieben. Gewinner ist, wer am schnellsten 30 Punkte auf der Liste hat.

Autowette

Jeder Spieler hat bei Beginn 100 Pluspunkte. Jede Wette kostet einen Punkt Wetteinsatz. Wieder werden Automodelle verfolgt. Paul wettet 5:1 mit Petra, dass ein Chevrolet unter den nächsten drei Autos ist. Petra nimmt die Wette an, denn es ist wahrscheinlicher, dass sie gewinnen wird. Sie sagt, dass unter den nächsten drei Fahrzeugen kein Chevrolet sein wird.

Es kann nach Belieben gewettet werden, z. B. 10:1, 1:10, 3:2, 1:1 usw. Der zur Wette Aufgeforderte muss mit dem Angebot nicht einverstanden sein. Er kann ein Gegenangebot machen, bis sich die Spieler einigen.

Das nächste Mal wetten wir, wie viele Passagiere das nächste Auto befördert, und dann schlägt Karl-Heinz vor, über das Alter der Insassen oder das Geschlecht des Fahrers zu wetten.

Buchstabenspiel

Der Spielleiter sieht auf die Uhr. Der Verkehrsdichte angepasst, gibt er dem nächsten Spieler drei oder mehr Minuten zur Lösung der Aufgabe Zeit. Der Aufgerufene muss mithilfe der Buchstaben der Autokennzeichen aller vorbeifahrenden Autos eine Geschichte erzählen, und zwar muss jedes Wort der Geschichte mit einem auf den Nummernschildern der Reihe nach vorkommenden Buchstaben beginnen. Die lustigste Geschichte wird prämiiert.

Das kürzeste Wort

Die Buchstaben auf den Nummernschildern der nächsten sechs vorbeikommenden Autos werden notiert. Jeder Spieler soll damit so viele Wörter wie möglich bilden. In jedem Wort müssen alle Buchstaben enthalten sein. Der Sieger hat sich eine Belohnung nach Wahl redlich verdient.

Geschichtsdaten

Jedes polizeiliche Autokennzeichen trägt eine mehrstellige Zahl. Meist ist sie vierstellig. Mithilfe dieser Zahlen sollen Geschichtskenntnisse aufgefrischt werden.

  1. B. 1492 – Christoph Columbus aus Genua entdeckt Amerika

1099 – Jerusalem wird von den Kreuzfahrern erobert

Um mehr Spielmöglichkeiten zu haben, dürfen die Zahlen auch einzeln oder als Doppel oder als beliebig zusammengesetztes Doppel verwendet werden. Dabei muss eine Bedeutung für jede Zahl genannt werden.

  1. B. Geschichtszahlen, Geburts- oder Sterbedaten bekannter Persönlichkeiten, Höhe eines Berges, Maßeinheit umgewandelt in eine andere Maßeinheit, Hausnummern, Begriffe, Rekordzeiten von Sportlern usw. Für jede richtige Antwort wird ein Punkt notiert.

Dann wird auf die nächste Nummerntafel Jagd gemacht.

Fragespiel

Durch das Nummernschild können wir den Herkunftsort des Wagens erkennen. Zu den jeweiligen Abkürzungen sind die richtigen Ortsnamen zu nennen. Für jeden Fehler wird ein Minuspunkt gerechnet. Ein einmal da gewesenes Ortszeichen darf nicht mehr zum Spiel verwendet werden.

Die Ortsnamen der Nummernschilder sind mittlerweile auch Oma bekannt. Ein Spieler ruft daher laut den Herkunftsort des soeben vorbeiflitzenden Wagens, z. B. „München“. Die Teilnehmer haben die Aufgabe, der Reihe nach einen Satz mit, von oder über München zu bilden, in welchem auch das Wort München vorkommt. Es wird dreimal die Reihe durchgegangen.

Z. B. In München steht ein Hofbräuhaus – München ist die Hauptstadt Bayerns – Der Stachus in München ist der verkehrsreichste Platz Europas – Der Föhn ist in München besonders stark usw. Was wissen Sie über Regensburg oder über Mönchengladbach? Paris wird Ihnen wohl keine Schwierigkeiten machen.“

Und wahrscheinlich dürfte es heute auch hierzulande kaum Schwierigkeiten machen, sein Wissen über Paris zu beweisen. Über München natürlich auch. Oder über Städte in Mecklenburg-Vorpommern und in den neuen Bundesländern. Und es kann ja nicht schaden, sich auch über andere Herkunftsorte schlau zu machen. Was wissen Sie zum Beispiel über Gera und Gotha, über Braunschweig und Bremerhaven? Auch insofern könnten die Spiele im Auto manche Überraschung und manches neue Wissen bringen. Aber damit ist die Fundgrube von Rita Danyliuk noch lange nicht erschöpft. Probieren Sie es doch einfach mal aus.

Und wenn es im Moment auch nicht ganz so einfach ist, auf Reisen zu gehen, so ist das immerhin und relativ unkompliziert per Buch möglich. So wie zum Beispiel mit einigen der heute in diesem Newsletter vorgestellten Angebote – egal ob die jeweiligen Reisenden nun ganz irdisch oder galaktisch unterwegs sind. Reisen Sie einfach mit.

Viel Vergnügen beim Lesen und Mit-Reisen, weiter einen schönen Sommer, eine gute Gesundheit und bis demnächst.

Über die EDITION digital Pekrul & Sohn GbR

EDITION digital war vor 25 Jahren ursprünglich als Verlag für elektronische Publikationen gegründet worden. Inzwischen gibt der Verlag Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) sowie Kinderbücher gedruckt und als E-Book heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Bücher ehemaliger DDR-Autoren werden als E-Book neu aufgelegt. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, mehr als 1.000 Titel. Alle Bücher werden klimaneutral gedruckt.

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