Forschung und Entwicklung

Wie wir Impact im Transfer steigern und messen können

Gesellschaftliche Herausforderungen, politische Krisen, abnehmende Innovationskraft und der Rückstand bei Schlüsseltechnologien erfordern ein Umdenken im Selbstverständnis des Wissens- und Technologietransfers in Richtung gesellschaftliche Problemlösung und Gestaltung einer digitalen und ökologischen Transformation. Der in diesem Sinne steigende Anspruch an den Transfer in Deutschland wird eindrücklich direkt zu Beginn der TransferAllianz-Konferenz in Frankfurt a. M. deutlich. „We have to be entrepreneurial to survive“ fordert Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung in seinem Grußwort auf dem Jahrestreffen der deutschen Transferszene. Damit ist die Latte gelegt. Aber wie kommen wir darüber? „We shouldn’t reinvent the wheel when it comes to transfer, but learn from international standards and create a sustainable infrastructure”, schlägt Axel Koch, Vorstandsvorsitzender der TransferAllianz vor und leitet damit gleich an die eingeladenen Impulsgebenden aus Großbritannien, den Niederlanden und Israel über. Roy Kolkman, Director Knowledge Transfer Office University of Twente, bringt auf den Punkt, worum es gehen sollte: „It’s all about impact, not about revenues.“ Um das Gap zwischen Forschung und Impact zu überbrücken, müssten sowohl die Kommerzialisierung als auch der soziale Impact systematisch gestärkt werden. In Twente erfolgt das über Leistungen, wie z. B. KI-basiertes Scouting von Erfindungen, Coaching und Trainings für motivierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Setzen von Anreizen für Transferaktivitäten, einfache und transparente IP-Regelungen, Unterstützung beim Business Case Development und Zugang zu Ökosystemen. Kürzlich wurde in den Niederlanden ein Standard-Modell für die Bedingungen zur Einbringung von IP in Start-ups entwickelt, das auch Vorbild für Deutschland sein könnte. Was benötigt wird, um diese Transfer-Unterstützungsleistungen dauerhaft gewährleisten zu können, weiß Alison Campbell, CEO of Government Office for Technology Transfer in UK: „We need sufficient funding and different forms of funding. Technology Transfer offices need to be staffed efficiently.“ Forschungsförderung in UK ist daher stark auf Impact ausgerichtet. Beim Research Excellence Framework (REF) macht Impact 25 Prozent des Gesamtergebnisses aus; mindestens zwei Impact Case Studies werden für eine Bewilligung verlangt. Dabei gibt es keine starren Vorgaben für die Hochschulen, welche Transferaktivitäten wie umgesetzt werden. Vielmehr sollen im Rahmen des sog. Knowledge Exchange Concordats die Hochschulen dazu befähigt werden, aufgrund ihrer unterschiedlichen institutionellen Systeme, Kontexte, Stärken und Aufgaben eigene Transferaktivitäten zu entwickeln und auf die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Partner abzustimmen. Um ihre Performance zu verbessern, wird ein jährlicher Bericht veröffentlicht, der neben Daten zu öffentlichem Engagement, Forschungspartnerschaften, IP und Kommerzialisierung, Startups und regionalem Wachstum auch Stories enthält. Dieses Storytelling hält auch Avner Halperin, Entrepreneur and CEO of Sheba Impact in Israel, im Hinblick auf ein transferaffines Bewusstsein für wichtig: „The mindset has changed because entrepreneurs have received a lot of recognition. It’s a process that starts with a few successors and develops into a snowball effect.” Mit seinem ARC Center for Digital Innovation at Sheba ist es gelungen, in wenigen Jahren ein dynamisches Innovationsökosystem mit einer Mischung aus Kommunikation und Entrepreneurship-Kultur aufzubauen. Die Anfangsinvestitionen machen sich bezahlt und mittlerweile werden auch signifikante Erlöse durch Beteiligungen an Spin-Offs in Verbindung mit Lizenzverträgen erzielt, die wiederum der Wissenschaftseinrichtung zusätzliche Forschungsfreiräume ermöglichen.

Nach diesen sehr eindrucksvollen Impulsen ist den ca. 180 teilnehmenden Transferverantwortlichen aus der öffentlichen Forschung bewusst, dass wir in Deutschland noch ein Stück weit von diesen langfristigen Erfolgen entfernt sind. Angeregt durch die Best-Practice-Beispiele aus dem In- und Ausland erarbeiten die Teilnehmenden in interaktiven Workshops Ideen zur Generierung von Impact im Transfer, z. B. bei der Verwertung künstlicher Intelligenz, im Gründungsökosystem, in den Geistes- und Sozialwissenschaften, mit einem Open-Transfer-Ansatz, durch Social Entrepreneurship und Industrie-Kooperationen.

Mit diesen vielfältigen Impulsen, Ideen und Ansätzen haben die Transferakteure den Stab schon in der Hand, zum Hochspringen brauchen sie allerdings noch Unterstützung in Form von geeigneten Rahmenbedingungen. So fordern sie eine Korrektur des derzeitigen akademischen Anreizsystems. „Transfererfolge müssen wie im Beispiel UK Bestandteil der wissenschaftlichen Währung werden. Sie sollten Anerkennung und Wertschätzung erfahren, und das muss auch entsprechend kommuniziert werden. Überall gibt es das Paper of the Month, warum aber nirgendwo einen Impact of the Month?“, gibt Thomas Gazlig, Geschäftsbereichsleiter Charité BIH Innovation und Vorstandsmitglied der TransferAllianz zu bedenken. Koch ergänzt: „Wir brauchen eine nachhaltige Grundfinanzierung von Transferstrukturen und -stellen. Durch die hohe Fluktuation nach dem Auslaufen von Förderprojekten geht viel Know-how verloren, vertrauensbasierte Netzwerk- und Partnerschaftspflege bleibt auf der Strecke. Wir brauchen nicht zwangsweise mehr Geld für den Transfer sondern eine zielgerichtetere Verteilung von Fördermitteln. Es könnten z. B. fünf Prozent des Gemeinkostenzuschlages aus der Projektförderung für den Transfer reserviert werden, was eine nachhaltige Basisfinanzierung an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen schaffen würde.“

Nach dem Sprung muss die Höhe noch gemessen werden. Eine einheitliche Transferindikatorik gibt es in Deutschland nicht. Auch wenn die Messung des Impacts i. S. v. gesellschaftlichen Veränderungsprozessen aufgrund langfristiger Wirkmechanismen und weiterer Wirkfaktoren oft unmöglich scheint, plädiert die auf der Konferenz vertretene Transfer-Community für regelmäßige Erhebungen aus einem Mix an Kennzahlen und Erfolgsgeschichten, mittels derer ein Monitoring der Transferaktivitäten und Benchmark mit anderen Einrichtungen und Ländern ermöglicht und mehr Sichtbarkeit für den Transfer erzeugt werden kann.

Die Diskussion über eine geeignete Transferförderung und Messung von Transfererfolgen soll im Rahmen eines Bund-Länder-Dialogs, den die TransferAllianz gemeinsam mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft am 25. Juni dieses Jahres in Berlin durchführen wird, intensiviert werden.

Weitere Informationen zu der TA-Konferenz unter TA-Konferenz 2024: TransferAllianz e.V.

Positionen und Publikationen unter Positionspapiere & Publikationen: TransferAllianz e.V.

Über den TransferAllianz e.V.

Die TransferAllianz e. V. – Deutscher Verband für Wissens- und Technologietransfer (WTT) vereinigt Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Transferdienstleister, wie Patentverwertungsagenturen, zu einem bundesweiten Netzwerk. Die TransferAllianz e.V. bietet ein breites Spektrum an Leistungen von fachbezogenem Erfahrungsaustausch und Weiterbildung über konkrete WTT-Angebote an Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bis hin zur Interessensvertretung und Mitgestaltung der politischen Rahmenbedingungen.

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