Biotechnik

Green Elephant Biotech macht Zellkultivierung nachhaltiger

Die Produktion lebensrettender Therapeutika gegen Krebs, Parkinson oder Alzheimer effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger machen – das ist die Vision des Unternehmens Green Elephant Biotech, das aus der THM hervorgegangen ist. Mit der CellScrew hat das Team um die Gründer Dr. Joel Eichmann und Felix Wollenhaupt ein Zellkultivierungsgefäß entwickelt, das die Herstellung von Zelltherapien grundlegend verändert.

„Wir sind Pioniere, die neues Material in der Bioprozesstechnik eingeführt haben“, sagt Dr. Joel Eichmann, Mitbegründer und Geschäftsführer von Green Elephant Biotech stolz. Die Idee zur CellScrew entstand während seiner Promotion an der THM. Er beschäftigte sich mit der Frage: Wie lassen sich adhärente Zellen im industriellen Maßstab produzieren? Die Inspiration für das Produkt begegnete ihm an einem ungewöhnlichen Ort: bei einem Besuch auf dem Wasserspielplatz mit seiner Nichte. „Dort gab es eine archimedische Schraube. Dieses Prinzip habe ich dann weitergesponnen.“

Aus der Idee entstand so ein erster Prototyp, der zur Patentanmeldung führte. Im Jahr 2021 stellte sich schließlich die nächste Frage: Lizensieren oder gründen? „Wir haben uns für die Gründung entschieden“, so Eichmann. Heute hat das Unternehmen mit Sitz in Gießen und einem Büro in Berlin 23 Mitarbeitende. Zu den Kunden von Green Elephant Biotech gehört ein Großteil der weltweit größten Pharmaunternehmen – insbesondere aus dem Bereich der Zell- und Gentherapie.

Die CellScrew basiert auf dem Prinzip der archimedischen Schraube im Inneren einer Flasche. Diese sorgt für eine Durchmischung der Zellen und bietet gleichzeitig eine stark vergrößerte Oberfläche für das Zellwachstum. Gefertigt wird das Produkt mittels 3D-Druck aus Polyactid (PLA), einem Kunststoff aus Mais. Das Ergebnis: bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu anderen Produkten, die manuelle Arbeitszeit und somit die Lohnkosten werden um etwa 30 Prozent verkürzt.

„Das Handling ist einfacher, den Zellen geht es besser, die CO2-Emissionen werden drastisch reduziert. Aktuell arbeiten wir an einer Automatisierungslösung, die auf dem Prinzip einer rotierenden Flasche basiert“, fasst Eichmann zusammen. Denn der nächste Meilenstein ist bereits in Arbeit: Die Automatisierung soll die manuelle Arbeitszeit auf wenige Minuten verkürzen. Dafür sollen in das System Sensorik, Messtechnik und Technik, die sich auch in einem klassischen Bioreaktor wiederfindet, integriert werden. Um dieses Ziel voranzutreiben, arbeitet Green Elephant seit einigen Monaten mit dem strategischen Partner Bürkert Fluid Control Systems zusammen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Hersteller von Mess-, Steuer- und Regelungssystemen für Flüssigkeiten und Gase haben die Gründer Zugang zu Ressourcen für die Weiterentwicklung ihres Unternehmens.

Gemeinsam verfolgen sie zudem das Ziel, personalisierte Zell- und Gentherapien bezahlbarer zu machen. Denn heute kosten diese häufig mehrere Hunderttausend bis zu Millionen Euro. Die Herausforderung: In der personalisierten Medizin werden patienteneigene Zellen entnommen, manipuliert und zurückgeführt – ein komplexer, zeitintensiver und teurer Prozess. „Wir sind überzeugt, dass wir durch unsere Technologie eine Preisabwärtsspirale in Gang setzen können. Wenn Therapien günstiger werden, können sie häufiger eingesetzt und von Krankenkassen übernommen werden“, fügt Eichmann hinzu. Zelltherapien sind häufig effektiver: „Wenn man einer Immunzelle beibringen kann, den Krebs zu erkennen und auszulöschen, ist es eine ganz andere Klasse an Therapie als eine Chemotherapie.“

Doch der Weg von der Idee bis zum marktreifen Produkt war nicht immer einfach, erinnert sich der Gründer: „Als wir gegründet haben, ging der Ukrainekrieg los, die Inflation ist durch die Decke gegangen“, berichtet er. Doch das Team, das mit der Zeit immer weitergewachsen ist, hält zusammen. „Es ist eine Achterbahnfahrt, aber es lohnt sich“, resümiert er seine Erfahrungen als Gründer. Auf dem Weg zum Unternehmen waren Studium und Promotion an der THM nicht nur Sprungbrett, sondern auch Wegbegleiter bis zur Gründung: „Ich wäre nie auf das Problem gestoßen, wenn ich meine Promotion nicht an der THM gemacht hätte“, sagt er rückblickend. Heute engagiert Eichmann sich selbst als Juror beim Hessen Ideen Wettbewerb, um Gründer zu unterstützen.

Anderen, die mit dem Gedanken spielen, zu gründen, rät er, über die eigne Idee zu sprechen, sich Feedback einzuholen und alle Angebote innerhalb und außerhalb der Hochschule zu nutzen. „Es ist aber auch wichtig, am Markt nachzufragen: Löst meine Idee tatsächlich ein Problem?“

Mit Zuversicht blickt das Team in die Zukunft und möchte weiter wachsen – auch personell: „Wir sind immer auf der Suche nach engagierten Werkstudierenden – ob im Bereich Kommunikation und Marketing oder im Labor“, sagt er abschließend.

Über Technische Hochschule Mittelhessen

Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) ist eine der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland und bietet über mehr als 80 Studiengänge an 12 Fachbereichen und das duale Studienangebot von „StudiumPlus“ an. Die Hauptstandorte Friedberg, Gießen und Wetzlar liegen verkehrsgünstig in der hessischen Rhein-Main-Region. Die derzeit mehr als 15.600 Studierenden der THM profitieren von bewährten Studienbedingungen und kleinen Lerngruppen sowie von der Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen. Unter den HAWen zeichnet sich die THM durch ihre anwendungsbezogene Forschungsstärke aus. Neben acht eigenen, interdisziplinären Kompetenzzentren besteht eine Zusammenarbeit mit den Universitäten in Gießen und Marburg, über die auch kooperative Promotionen in den Ingenieurwissenschaften möglich sind. Als erste HAW eröffnete die THM 2016 zudem ein eigenständiges Promotionszentrum und besitzt seither das Promotionsrecht für den Doktoringenieur.

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