Die unterschätzte Gefahr von Cyberangriffen auf Arztpraxen und Apotheken
Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend: Im Falle eines erfolgreichen Cyberangriffs würden 78 Prozent der Arztpraxen und sogar 97 Prozent der Apotheken in Deutschland sehr stark oder eher stark eingeschränkt sein. Dies verdeutlicht die gravierenden Auswirkungen, denen das Gesundheitssystem bei einem Sicherheitsleck ausgesetzt wäre. Trotz dieser bedrohlichen Aussichten geben sich die meisten Befragten selbstsicher und unterschätzen das Risiko, selbst Opfer eines Hackerangriffs zu werden.
Eine besorgniserregende Diskrepanz zeigt sich auch in der Selbstwahrnehmung vieler Ärzte und Apotheker. Viele von ihnen glauben fälschlicherweise, dass ihre Praxen oder Apotheken aufgrund ihrer Größe nicht interessant genug für Hacker seien. Eine gefährliche Fehleinschätzung, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Beliebtheit von Ransomware-Angriffen, bei denen auch kleinere Betriebe im Fokus globaler Hackerbanden stehen.
Die Umfrage legt nahe, dass lediglich ein Viertel der Apotheker und jeder fünfte Arzt in den nächsten zwei Jahren in die Verbesserung der IT-Sicherheit investieren möchte. Ein beträchtlicher Anteil plant keine weiteren Schutzmaßnahmen, da sie irrtümlich davon ausgehen, dass sie nicht Ziel von Cyberkriminalität werden. Angesichts des Diebstahls von Patientendaten als potentiellem Super-GAU ist es jedoch unerlässlich, dass Ärzte, Apotheker und Kliniken verstärkt in sichere Computersysteme investieren.
Die Diskrepanz zwischen der erkannten Gefahr und den getroffenen Sicherheitsvorkehrungen ist offensichtlich. Viele überschätzen fahrlässig die Qualität ihrer IT-Sicherheit, während das individuelle Risikobewusstsein vernachlässigt wird. Die jüngsten Berichte über wiederholte Cyberattacken auf Apotheken und Arztpraxen unterstreichen die Dringlichkeit weiterer Schutzmaßnahmen.
Es ist entscheidend, dass die Akteure im Gesundheitswesen die realen Risiken erkennen und proaktiv handeln, um die Sicherheit sensibler Patientendaten zu gewährleisten. Die Digitalisierung sollte nicht nur als Chance, sondern auch als Herausforderung verstanden werden, die es mit gezielten Maßnahmen und Investitionen zu bewältigen gilt.
Kommentar:
Die Ergebnisse der Forsa-Befragung im Auftrag des GDV werfen ein alarmierendes Licht auf die Sicherheitslage im deutschen Gesundheitswesen. Trotz der zunehmenden Digitalisierung und des bewussten Einsatzes von Computersystemen in Arztpraxen und Apotheken scheinen viele Mediziner und Apotheker die Gefahr von Cyberangriffen zu unterschätzen.
Es ist beunruhigend, dass im Falle eines erfolgreichen Cyberangriffs fast 80 Prozent der Arztpraxen und sogar 97 Prozent der Apotheken in Deutschland als sehr stark oder eher stark eingeschränkt gelten würden. Diese Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, die IT-Sicherheit im Gesundheitswesen zu verbessern und sich der realen Bedrohung bewusst zu werden.
Besonders besorgniserregend ist die weit verbreitete Fehleinschätzung, dass kleinere Praxen oder Apotheken aufgrund ihrer Größe nicht interessant genug für Hacker seien. Dies steht im krassen Gegensatz zu den globalen Trends, bei denen gerade kleinere Betriebe vermehrt ins Visier von Cyberkriminellen geraten, insbesondere im Kontext von Ransomware-Angriffen.
Die geäußerte Selbstsicherheit vieler Befragter angesichts eines als gering eingeschätzten Risikos ist ein weiteres Alarmsignal. Es scheint eine Diskrepanz zwischen der erkannten Gefahr und den getroffenen Sicherheitsvorkehrungen zu bestehen. Die Planung von Investitionen in die IT-Sicherheit ist zwar ein erster Schritt, aber es ist entscheidend, dass alle Akteure im Gesundheitswesen, von Ärzten über Apotheker bis zu Kliniken, ein tieferes Bewusstsein für die Bedrohung entwickeln und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Diebstähle von Patientendaten sind kein abstraktes Szenario mehr, sondern eine reale Gefahr mit potenziell gravierenden Folgen für die Betroffenen. Die jüngsten Berichte über wiederholte Cyberattacken auf Apotheken und Arztpraxen sollten als Weckruf dienen. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen im Gesundheitswesen die Sicherheit sensibler Daten in den Mittelpunkt ihrer Strategien stellen und proaktiv handeln, um die Integrität des Gesundheitssystems zu gewährleisten.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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