Bildung & Karriere

Weniger neue Lehrlinge im Handwerk

Zum Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September sind zahlreiche Lehrstellen im regionalen Handwerk unbesetzt geblieben. Die Handwerkskammer Reutlingen meldet 1.577 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, ein Rückgang um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2019: 1.705 Neuverträge).

Für Karl-Heinz Goller, den Leiter der Ausbildungsabteilung der Kammer, kommt diese Entwicklung angesichts der Corona-bedingten Einschränkungen nicht überraschend. „Ab März fanden praktisch keine Ausbildungsmessen und Berufsorientierungstage an Schulen statt. Damit entfielen in diesem Jahr wichtige Veranstaltungen, bei denen Jugendliche und Betriebe zusammenkommen. Deren Wegfall lässt sich nicht kurzfristig kompensieren.“

Auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe habe sich die Pandemie bislang nicht ausgewirkt, so Goller. „Das Angebot an freien Lehrstellen, die in unserer Online-Börse eingetragen sind, ist stabil.“ Für den Ausbildungsbeginn 2021 sind bereits über 720 Lehrstellen aus den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb gemeldet.

Goller erwartet deshalb, dass in den nächsten Wochen noch zahlreiche Neuverträge zustande kommen werden. „Mancher Betrieb hat sich in diesem Jahr einfach mehr Zeit mit seiner Entscheidung genommen, um die wirtschaftliche Entwicklung besser einschätzen zu können. Verträge, die üblicherweise bereits im Frühjahr unter Dach und Fach sind, werden später geschlossen.“

Um Jugendliche und Betriebe dabei zu unterstützen, geht die Handwerkskammer neue Wege. Seit dem 1. September läuft das erste Online-Speed-Dating. Auf dem Portal https://deinweginshandwerk.azubi-match.com finden Jugendliche nicht nur offene Lehrstellen, sondern können direkt Kontakt mit dem Betrieb aufnehmen und ein erstes Gespräch vereinbaren. Die Aktion läuft bis zum 31. Oktober 2020 und ist für Mitgliedsbetriebe kostenlos.

Neu ist auch die kostenlose AzubiCard, die ab Oktober jedem Auszubildenden bundesweit Zugang zu vergünstigten Angeboten gewährt. „Wir wollen die Attraktivität der Ausbildung steigern. Die Vorteilskarte ist ein kleiner Baustein dazu“, sagt Goller.

Darüber hinaus baut die Kammer ihre Aktivitäten in der Nachwuchswerbung aus. In den vergangenen Monaten wurden drei Videos produziert, in denen Auszubildende ihre Berufe vorstellen. Die jeweils 20 Sekunden langen Spots sind seit dieser Woche im Reutlinger Cineplex zu sehen.

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