Bildung & Karriere

Wie belastet sind Lehrkräfte an Berliner Schulen?

In der neusten Studie des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Kooperation mit der Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben (GIZ) gGmbH gehen Michael Cordes, Klaus Hurrelmann und Selin Tüysüz der Frage nach, wie Lehrkräfte in Berlin verschiedene Belastungsfaktoren in ihrem Berufsalltag einschätzen und inwieweit sie einen Bedarf an Beratungs- und Coachingangeboten sehen. Zur Erstellung dieser Studie wurden die Einschätzungen von 642 Lehrkräften öffentlicher Berliner Schulen eingeholt.

Die Lehrkräfte aller Schulformen bewegen sich heutzutage in einem ausgesprochen diffizilen sozialen Spannungsfeld. Eine schwierige Zusammensetzung des Klassenverbandes, das auffällige Verhalten einzelner Schüler:innen, die immer höheren Erwartungen der Eltern, das Umschalten auf digitales Arbeiten, die komplizierte Zusammenarbeit im Kollegium und Konflikte mit Schulleitung,  Schulaufsicht und Schulverwaltung führen zu körperlichen und psychischen Anspannungen. Diese Belastungen treten häufig in Kombination miteinander auf, und das führt nach der Selbsteinschätzung der Lehrkräfte zu erheblichen Einschränkungen ihrer pädagogischen Handlungsmöglichkeiten im beruflichen Alltag.

Lehrkräfte bestätigen wachsenden pädagogischen Arbeitsumfang

„Die Lehrkräfte in Berlin fühlen sich sehr stark belastet. Wie unsere Studie zeigt,  steht ein großer Teil von ihnen unter Stress, der durch die unberechenbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie noch zugenommen hat. Sie halten dem Druck aber erstaunlich gut stand, sehnen sich allerdings auch nach direkt zugänglicher Hilfe und professioneller Beratung“, so Klaus Hurrelmann.  Die Ergebnisse der Befragung bestätigen, dass nach Einschätzung der Betroffenen sowohl ein wachsender pädagogischer Arbeitsumfang als auch unterschiedliche Belastungsfaktoren auf ihr Berufsfeld  einwirken. Bemerkenswert ist dabei, dass alle vier in der Studie abgefragten potenziellen Stressfaktoren, nämlich schwieriges soziales Verhalten einzelner Schüler:innen, fehlende Lernmotivation, Elternarbeit und Digitalisierung von der überwiegenden Mehrheit der Befragten bestätigt wurden. Die Einschätzungen hängen dabei mit Alter und Berufserfahrung zusammen: So werden die genannten Faktoren mit Ausnahme des Aspekts der Elternarbeit von älteren Lehrkräften stärker als belastend wahrgenommen. Anders ist jedoch das Ergebnis bezüglich der Elternarbeit als Stressfaktor zu bewerten: Hier sind es eher jüngere Lehrkräfte, die diese Aufgabe als stressauslösend einstufen. Auffällig ist auch die Unterschiedlichkeit der Einschätzung je nach Schulform. So bewerten Lehrkräfte an Gymnasien und Grundschulen die Elternarbeit häufiger als belastend als ihre Kolleg:innen an Integrierten Sekundarschulen, und Digitalisierung wird von Vertreter:innen von Gymnasien im höheren Maße als herausfordernd erlebt als von anderen Lehrkräften.

Austausch mit Kolleg:innen vs. Hilfe durch externe Coaches

„Für die Bewältigung schwieriger Schulsituationen ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen entscheidend“, so Dr. Michael Cordes, Wissenschaftler im FiBS und Leiter der Studie. „Fachnahe Beratung hilft dabei nicht nur in der Situation, sondern kann auch langfristig Problemlösekompetenzen verbessern.“ Die zweite zentrale Erkenntnis ist die, dass Lehrkräfte Beratungsprozessen eine bedeutsame Rolle bei der Bewältigung der beruflichen Aufgaben zumessen. Dabei werden entsprechende Angebote für notwendig gehalten, aber mehr noch als einer Unterstützung durch externe Dienstleister wird der eigene Kollegenkreis als wertvolle Ressource gesehen. Der Austausch mit anderen Personen in vergleichbaren beruflichen Kontexten wird als maßgebliche Unterstützung dafür betrachtet, um herausfordernde Situationen nicht nur überwinden zu können, sondern darüber hinaus auch langfristig Fähigkeiten zur Meisterung des beruflichen Alltags zu entwickeln. Möglich ist dies jedoch nur in einem vertrauensvollen Umfeld, in dem sich Ratsuchende ohne zu befürchtende Ressentiments offenbaren können. Dort, wo dies nicht uneingeschränkt möglich ist, bedarf es entweder externer Hilfe oder aber, um dennoch von der Expertise der Kollegenschaft profitieren zu können, geschützter, anonymer Räume.

Durch die Ergebnisse der Befragung fühlt sich die GIZ gGmbH in ihrem Projekt zur kollegialen Fallberatung "SuRe online" bestätigt. "Der hohe Nutzen und das Potenzial für einen kollegialen Austausch spiegeln sich in der externen Evaluation von FiBS zu unserem Projekt wider" sagt der Projektmitarbeiter Lukas Hofmann. Ergänzt wird er durch die Geschäftsführerin Dr. Britta Marschke "SuRe online bietet pädagogischen Fachkräften eben diese wichtigen Beratungsräume an. Gerade die Verfügbarkeit von Austauschgruppen und teilweise auch eine Anonymität ist immens wichtig, um Belastung entgegenzuwirken".

Weitere Informationen zur Studie finden Sie im Internet unter https://www.fibs.eu/… und unter https://www.fibs.eu/….

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