Vögel in Deutschland: Bestandssituation 2025
Der Bericht ist eine gemeinsame Publikation des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) und des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA). Grundlage des alle sechs Jahre erstellten Berichts bilden ehrenamtlich erhobene sowie behördliche Daten. Die Ergebnisse bilden eine zentrale Basis für Natur- und Vogelschutzentscheidungen in Deutschland.
Zu den über die letzten 24 Jahre am stärksten zunehmenden Arten gehören Bienenfresser, Zaunammer, Wiedehopf und Purpurreiher-Vogelarten, die ihr Brutgebiet aktuell weiter nach Norden ausdehnen und somit von dem wärmeren Klima und milderen Wintern profitieren. „Erstmals können wir bei einer Reihe von Vogelarten Bestandstrends beobachten, die sich mit Auswirkungen des Klimawandels in Zusammenhang bringen lassen“, kommentiert Dr. Tobias Erik Reiners, Vorstandsvorsitzender des DDA. „Während wärmeliebende Arten zunehmend profitieren, nehmen die Bestände vieler häufiger Arten, die gemäßigte Temperaturen bevorzugen, tendenziell ab.“
Schlecht sieht es besonders im Agrarland aus: Gleich sieben Arten, die landwirtschaftliche Flächen zum Brüten nutzen, zählen zu den größten Verlierern der letzten 24 Jahre. So verzeichnen Alpenstrandläufer (-84 %), Rebhuhn (-66 %), Bekassine (-66 %), Kiebitz (-65 %), Wachtelkönig (-61 %), Braunkehlchen (-59 %) und Uferschnepfe (-59 %) teils drastische Rückgänge. Eine Entwicklung, die Dr. Torsten Langgemach, Geschäftsführer der LAG VSW, mit Sorge auf diese Bilanz blicken lässt: „Es fällt auf, dass Arten des Grünlands wie Uferschnepfe und Wachtelkönig drastische Bestandsabnahmen aufweisen. Hier ist dringend konsequentes Handeln geboten, insbesondere was die Bindung finanzieller Fördermittel in der Landwirtschaft an einen Mehrwert für die biologische Vielfalt und die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen im Grünland betrifft.“
Hoffnung gibt, dass sich für einige Arten Verbesserungen zeigen, wenn konsequente Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden. Unter anderem charismatische Großvogelarten wie Uhu, Großtrappe, Kranich und Seeadler profitieren von Artenhilfsprogrammen, nachlassender Verfolgung und dem Verbot schädlicher Umweltgifte.
Dass sich Schutzbemühungen lohnen, zeigt auch ein Blick auf das Herzstück des Vogelschutzes: die Vogelschutzgebiete. Von den sogenannten Triggerarten, den Zielarten der europäischen Vogelschutzgebiete, konnten etwa 40 % über die letzten zwölf Jahre eine positive Bestandsentwicklung verzeichnen.
„Der Bericht „Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025“ macht deutlich: Wenn in den ausgewiesenen Schutzgebieten ein umfassendes Management erfolgt, haben bedrohte Vogelarten wie Schreiadler und Mittelspecht eine Chance, dauerhaft zu überleben. Die positive Bestandsentwicklung bei vielen Arten unterstreicht, wie wirkungsvoll konsequentes Management sein kann – in Schutzgebieten und darüber hinaus!“ kommentiert Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).
Insgesamt hat sich die Bestandssituation der heimischen, regelmäßig brütenden Vogelarten im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum leicht verbessert: Im Zeitraum von 2010 bis 2022 nahmen 40 % der Arten im Bestand zu, während 30 % Abnahmen zeigten. Trotz der teils positiven Entwicklung bietet der Anteil abnehmender Arten Anlass zur Sorge, zumal sich die Zahl an Arten mit stabilen Beständen verringert hat. Das Vogelmonitoring gewinnt in der Forschung zunehmend an Bedeutung, da die Ursachen für die zunehmende Dynamik in den Brutbeständen heimischer Vogelarten noch nicht hinreichend erforscht sind. Weitere Forschungsarbeiten sind daher dringend erforderlich, um diese Entwicklungen zu analysieren. Nur mit einem umfassenden Wissen über den Zustand der Arten kann Naturschutz fundiert und wirksam gestaltet werden.
Besonderen Dank und Anerkennung sprechen die Herausgeber den über 50.000 Personen aus, die sich an der Datenerhebung beteiligen. Allein bei den bundesweiten Programmen des Vogelmonitorings sind es etwa 7.000 meist ehrenamtlich Mitwirkende, die nach wissenschaftlichen Standards kartieren und ihre Beobachtungen für Auswertungen bereitstellen – ein beispielloser Einsatz für den Artenschutz!
Das Heft steht kostenlos als PDF unter www.dda-web.de/vid2025 zur Verfügung.
Gedruckte Exemplare können gegen eine Gebühr von 11,50 € zzgl. Versandkosten über den Schriftenversand des DDA bestellt werden. Ehrenamtlich Mitarbeitende der bundesweiten Vogelmonitoringprogramme erhalten ein kostenloses Druckexemplar.
Hintergrund
Deutschland ist verpflichtet, im Rahmen der EU-Vogelschutzrichtlinie alle sechs Jahre einen nationalen Bericht nach Artikel 12 über die Entwicklung der brütenden und rastenden Vogelarten an die EU-Kommission zu übermitteln. Dies dient als Taktgeber für die umfassende Aufbereitung von Bestands- und Trendangaben der Vögel Deutschlands. Die Tabellen der Publikation „Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025“ präsentieren etwa 5.400 Angaben zur Bestandssituation von brütenden und rastenden Vogelarten. Um aktuelle Angaben zu allen Vogelarten Deutschlands zu erhalten, wurden dafür die Programme des Vogelmonitorings ausgewertet und Daten aus den Bundesländern zusammengetragen. Die zentrale Auswertung übernahm der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA).
Die Daten bilden eine wichtige Grundlage für verschiedene Naturschutzinstrumente über den EU-Vogelschutzbericht hinaus. Dazu zählen unter anderem die Erstellung des Berichts zur „Lage der Natur in Deutschland“, die bundes- und landesweiten Roten Listen gefährdeter Vogelarten, Berichte weiterer internationaler Regelwerke wie dem Afrikanisch-Eurasischen Wasservogelabkommen (AEWA) sowie für die Mitarbeit Deutschlands bei Wetlands International.
Zitat der Publikation: Gerlach, B., R. Dröschmeister, T. Langgemach, K. Berlin, K. Borkenhagen, M. Busch, S. Davids, V. Dierschke, M. Hauswirth, T. Heinicke, F. Kunz, C. König, K. Koffijberg, K. Lindner, N. Markones, A. Morkovin, C. Pertl, S. Trautmann, J. Wahl, W. Züghart & C. Sudfeldt (2025): Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025. DDA, BfN, LAG VSW, Münster. 88 Seiten.
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