Finanzen / Bilanzen

Solvency-II-Studie 2024: Lebensversicherer bleiben robust – steigende Zinssensitivität verschärft jedoch den Wettbewerbsdruck

Die deutschen Lebensversicherer verfügen weiterhin über eine insgesamt solide Eigenkapitalbasis. Gleichzeitig nimmt die Anfälligkeit gegenüber Zinsbewegungen zu, und strukturelle Unterschiede zwischen den Unternehmen werden deutlicher. Das zeigt die aktuelle Solvency-II-Studie 2024 der Zielke Research Consult GmbH, die auf einer Auswertung der SFCR-Berichte deutscher Lebensversicherer basiert.

Dr. Carsten Zielke, CEO Zielke Research Consult GmbH: „Die Eigenkapitalstärke der Branche ist aktuell noch gegeben. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass die Zinssensitivität erneut gestiegen ist und einzelne Gesellschaften zunehmend in ein enges regulatorisches Korsett geraten. Wer seine Solvenz nur noch über eine starke Umschichtung in Staatsanleihen sichern kann, verliert an Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit.“

Vor dem Hintergrund möglicher Reformen der Riester-Rente und eines Wegfalls des Verrentungszwangs geraten klassische Lebensversicherungsprodukte stärker unter Druck. Zwar können Fondssparpläne kurzfristig attraktiver erscheinen, doch bietet das Versicherungskollektiv weiterhin einen zentralen Vorteil: Es gleicht Kapitalmarkt- und Langlebigkeitsrisiken aus – vorausgesetzt, die Unternehmen verfügen über eine dauerhaft belastbare Kapitalbasis.

Zentrale Ergebnisse der Solvency-II-Studie 2024

Die Ergebnisse der Solvency-II-Studie 2024 zeigen deutliche Unterschiede innerhalb der deutschen Lebensversicherungsbranche. Zu den führenden Anbietern zählen in der Spitzengruppe AXA Lebensversicherung AG und die Deutsche Ärzteversicherung AG. In der zweiten Leistungsgruppe folgen BL – Die Bayerische Lebensversicherung AG, die Baloise Lebensversicherungs AG, der Debeka Leben Versicherungsverein a.G. sowie die Zurich Deutscher Lebensversicherung AG. Die dritte Gruppe wird von der Prisma Life AG, der HUK-COBURG-Lebensversicherung AG, der Bayern Versicherung Lebensversicherung AG und der SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG gebildet.

Beim Risikoprofil zeigt sich eine leicht verbesserte Diversifikation, die zu einer moderaten Entlastung des Kapitals beiträgt. Dem steht jedoch ein insgesamt leicht steigendes Marktrisiko gegenüber. Gleichzeitig gehen die Ausgleichsrücklagen im Median zurück, und auch die Überschussfonds schrumpfen weiter.

Diese Entwicklungen deuten auf nachlassende Verlustpuffer hin und schwächen die Ergebnisstabilität. Zudem bleibt die zunehmende Abhängigkeit von künftigen Gewinnen, gemessen an der EPIFP-Kennzahl, ein strukturelles Risiko für Teile des Marktes.

Die Sensitivitätsanalysen verdeutlichen darüber hinaus, dass die Solvenzquoten in Stressszenarien stärker auf Zins- und Marktveränderungen reagieren als im Vorjahr. Besonders ausgeprägte Extremwerte bei einzelnen Gesellschaften weisen auf strukturelle Schwächen und eine eingeschränkte Steuerungsfähigkeit hin.

Relevanz für Markt, Aufsicht und Altersvorsorge

Aktuelle Hinweise der BaFin unterstreichen die hohe Sensitivität der Branche gegenüber Zins- und Marktschwankungen.

Gleichzeitig erhöhen der anstehende Solvency-II-Review sowie steigende Anforderungen an Governance, Transparenz und Kundennutzen den Handlungsdruck auf die Versicherer.

Parallel dazu wächst angesichts anhaltender Diskussionen um die gesetzliche Rente die Bedeutung privater Altersvorsorge. In diesem Umfeld erwarten Kundinnen und Kunden vor allem Stabilität und Verlässlichkeit.

„Unsere Studie liefert eine unabhängige, vergleichbare und zeitlich konsistente Bewertung der finanziellen Stärke deutscher Lebensversicherer“, so Zielke Research Consult. „Sie schafft Orientierung in einem Markt, der unter hohem regulatorischem und wirtschaftlichem Druck steht.“

Fazit

Die Lebensversicherungsbranche zeigt sich insgesamt noch stabil und steuerungsfähig. Gleichzeitig nehmen die strukturellen Risiken zu – insbesondere durch steigende Zinssensitivität, die Abhängigkeit von zukünftigen Gewinnen und die stark unterschiedliche Risikotragfähigkeit einzelner Anbieter. Die Solvency-II-Studie 2024 leistet damit einen wichtigen Beitrag zu Transparenz und Vertrauen im Markt.

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