
Photovoltaik auf dem Reihenhaus
Das Wichtigste in Kürze: Mindestabstand bei Photovoltaik im Reihenhaus
- Mindestabstand der Module auf dem Reihenhaus: Mit Brandwand gibt es keinen Pflichtabstand, so die Musterbauordnung. Ansonsten Abstufungen von 0,5 oder 1,25 m.
- Warum Abstandsregeln? Der Hauptgrund ist der Brandschutz. Ein Feuer soll nicht auf das Nachbargebäude übergreifen. Außerdem sind die Rechte der Nachbarn wichtig.
- Was kann passieren, wenn ich die Abstände nicht einhalte? Die Folgen können ein Bußgeld, der Rückbau der Anlage sowie ein Nachbarschaftsstreit sein.
- Je kleiner die Abstandsregeln, desto besser für die Wirtschaftlichkeit: Sind die Abstände klein oder gibt es keine, ist mehr Fläche für Photovoltaik nutzbar. Das heißt: mehr Ertrag.
⁉️ ➔ Warum 0,5 m Abstand? Diesen Platz benötigt die Feuerwehr im Brandfall, um das Feuer bekämpfen zu können.
⁉️ ➔ Wie kann in einzelnen Bundesländern die Abstandsregel einfach entfallen? Zum einen muss in diesen Fällen eine Brandmauer vorhanden sein, denn der 0-Meter-Abstand gilt bis zur Brandmauer. Zum anderen muss die Dachdämmung, falls vorhanden, dann als nicht brennbar ausgeführt sein.
⁉️ ➔ Wie erkenne ich, ob für mein Haus die 0-Meter-Abstandsregel gilt? Ob auf Ihrem Dach die 0-Meter-Abstandsregel gilt, hängt in erster Linie von den Vorschriften Ihrer Landesbauordnung und eventuell von der Gebäudeklasse und der Haushöhe ab. Haben Sie ein typisches Reihenmittelhaus mit bis zu drei Vollgeschossen und maximal 7 Metern Höhe, könnte die Abstandsregel bei Ihnen entfallen. Prüfen Sie dazu die Angaben in Ihren Bauunterlagen oder fragen Sie beim zuständigen Bauamt nach.
Warum gibt es Abstandsregeln?
❗️Vorschriften zu Mindestabständen für Solaranlagen, besonders bei eng stehenden Reihenhäusern, sind nicht willkürlich. Sie dienen der Sicherheit, allen voran dem Brandschutz.
➔➔ Hintergrundwissen: Sind meine Module brennbar oder nicht?
Bauaufsichtlich müssen Solarmodule auf dem Dach (Building Attached PV, BAPV) den Nachweis der Normalentflammbarkeit (Klasse E nach EN 13501-1) erbringen. Dies bedeutet, dass die Module beim Beflammen mit einem kleinen Brenner, zum Beispiel einer Streichholzflamme, nicht entzündet werden und weiterbrennen können. Weitere Anforderungen an das Brandverhalten dieser Anlagen sieht das deutsche Baurecht nicht vor.
Im Fall von dachintegrierter PV (Building Integrated PV, BIPV) oder Solardachziegeln müssen die Module selbst die Anforderungen an “harte Bedachungen” erfüllen. Das bedeutet, sie müssen Brandeinwirkung von außen gemäß CEN/TS 1187 Widerstand leisten.
Gut zu wissen: In vielen Fällen sind nicht die PV-Module selbst, sondern die zugehörigen Komponenten wie Kabel etc. die Brandursache – oft in Kombination mit fehlerhaften oder beschädigten Anschlüssen.
➔ Das heißt: Bauliche Anlagen müssen so beschaffen sein, dass sie der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer vorbeugen. Deshalb sind ausreichende Abstände, insbesondere zu Brandwänden zwischen Reihenhäusern, so wichtig. Sie verhindern oder verzögern die Brandübertragung auf das Nachbargebäude. Außerdem muss die Feuerwehr für Löscharbeiten genügend Platz haben.
➔ Neben dem Brandschutz spielen auch die Interessen der Nachbarn eine Rolle. Zwar bildet das Eigentumsrecht gemäß BGB §§ 903 ff. die Grundlage für die Installation einer PV-Anlage auf dem eigenen Hausdach. Dennoch müssen Sie berücksichtigen, dass die Nutzung des Eigentums eingeschränkt ist, sobald die Rechte anderer beeinträchtigt werden.
Ein Thema könnte hier die Verschattung sein. Halten Sie aber alle gesetzlich vorgeschriebenen Abstandsflächen ein, kann von unzumutbarer Verschattung nicht die Rede sein. Gerichte weisen diesen Vorwurf dann üblicherweise ab. Ein anderer Beschwerdegrund könnte sein, dass sich die Nachbarn durch Ihre PV-Anlage geblendet fühlen. Hierzu gab es bereits Gerichtsurteile, die die Klage abwiesen oder ihr stattgaben. Es ist also immer eine Einzelfallentscheidung. Bitten Sie also am besten Ihren Solarteur, die Module so anzubringen, dass sie Nachbarn nicht oder so wenig wie möglich blenden. Sprechen Sie all diese Themen direkt bei Ihren Nachbarn an. So räumen Sie mögliche Streitpunkte schon im Vorfeld aus dem Weg.
➔ Achten Sie darauf, dass Solarteur und Handwerker Ihr Dach mit der Anlage gut erreichen können. Dann ist alles bestens für Wartungen und Reparaturen vorbereitet.
Rechtliche Grundlagen und aktuelle Vorschriften
Die genauen Regeln für Abstände von Solarmodulen bei Reihenhäusern sind in Deutschland nicht überall gleich, da das Baurecht Sache der Bundesländer ist.
➔ Entscheidend für Sie ist daher immer die Landesbauordnung (LBO) Ihres Bundeslandes.
Als Orientierung für die Länder dient die Musterbauordnung (MBO).
➔ ➔ Hintergrundwissen zur MBO: Die MBO dient den Ländern als Vorlage und Orientierungshilfe bei der Gestaltung ihrer Landesbauordnungen. Sie besitzt jedoch keine unmittelbare Rechtskraft, sondern muss von den einzelnen Bundesländern in Landesrecht umgesetzt werden. Das ist mit Anpassungen und zeitlichen Verzögerungen verbunden.
Die meisten Länder orientieren sich bei den Abstandsregeln an der MBO. Sie sieht in § 32 (5) folgende Regelung vor:
“[…] Solaranlagen sind so anzuordnen und herzustellen, dass Feuer nicht auf andere Gebäudeteile und Nachbargrundstücke übertragen werden kann. Von Brandwänden und von Wänden, die anstelle von Brandwänden zulässig sind, müssen folgende Abstände eingehalten werden:
1. Ohne Abstand
- b) […] Solaranlagen […], wenn sie durch die Wände nach Halbsatz 1 [Brandwände, Anm. d. Red] gegen Brandübertragung geschützt sind.
2. Mindestens 0,5 m
- Solaranlagen, die mit max. 30 cm Höhe über der Dachhaut installiert oder im Dach integriert sind, wenn sie nicht unter Nummer 1 Buchst. b fallen. [Das heißt: Sofern eine Brandwand vorhanden ist, entfällt auch der Abstand von 0,5 m, Anm. d. Red.]
3. mindestens 1,25 m
- c) Solaranlagen, die nicht unter Nummer 1 Buchst. b und Nummer 2 fallen. [Das heißt: Ist keine Brandwand vorhanden oder die Module sind höher als 30 cm über der Dachhaut, muss der Abstand zum Nachbardach 1,25 m betragen, Anm. d. Red.]”
Wenn die Abstandsregeln Ihre PV-Pläne stören
- gemäß § 35 BauGB PV-Anlagen im Außenbereich, sie dürfen also grundsätzlich immer installiert werden. Allerdings können Gemeinden in ihren Bebauungsplänen den Einsatz von PV-Anlagen gesondert regeln, siehe § 9 Abs. 1 Nr. 23 b BauGB. Zusätzlich müssen Sie die Baunutzungsverordnung (BauNVO) beachten. Sie halten die Vorgaben nicht ein? Dann kann die zuständige Bauaufsichtsbehörde auf Sie zukommen und Sie zum Nachbessern auffordern. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Sie Ihre Module versetzen müssen. Schlimmstenfalls kann die Behörde sogar fordern, dass Sie Ihre Anlage komplett zurückbauen.
- Bußgelder: Verstößt Ihre PV-Anlage auf dem Reihenhaus gegen die Bauordnung, kann das als Ordnungswidrigkeit gelten, sodass Bußgelder fällig werden.
- Zivilrechtliche Ansprüche durch Nachbarn: Fühlen sich Ihre Nachbarn durch die Anlage in ihren Rechten verletzt, klagen sie vielleicht.
➔ Sie wollen solche Schritte vermeiden? Dann informieren Sie sich schon vor der Installation gründlich – und sprechen Sie vor allem mit Ihren Nachbarn.
➔➔ Finden Sie jetzt einen Solarteur aus Ihrer Nähe!
Fazit
Es lohnt sich, wenn Sie eine PV-Anlage auf dem Dach Ihres Reihenhauses installieren. Sofern Sie alle Abstände einhalten, wobei Ihnen Ihr Solarteur hilft, können Sie sich einfach an günstigem Solarstrom erfreuen. Stand Juni 2025 gibt es zudem noch die staatliche Förderung der Einspeisevergütung.
Aber: Mit einem Reihenhaus wohnen Sie in sehr enger Bebauung. Darum ist es besonders wichtig, dass Sie auf die richtigen Abstände zum Nachbargebäude achten. In der Landesbauordnung steht genau, wie die Abstandsregeln bei Ihnen aussehen. Die meisten Länder haben den Entwurf der MBO übernommen, einzelne haben ihn sogar noch vereinfacht. Vielleicht ist das ja ein Aufhänger, um mit Ihren Nachbarn ins Gespräch über Ihren Wunsch nach einer PV-Anlage zu kommen. Denn das sollte eines Ihrer ersten Anliegen auf dem Weg zur eigenen Solaranlage sein: Das Gespräch mit Ihren Reihenhaus-Nachbarn – damit Sie auch weiterhin gemütlich zusammen grillen können.
➔ Lesen Sie hier den ungekürzten Artikel zum Abstand von Photovoltaik auf dem Reihenhaus!
➔ Tipp: Erfahren Sie in unserem Podcast mehr zum Brandschutz im Eigenheim!
DAA ist einer der größten deutschen Online-Dienstleister und Portalbetreiber für regenerative Energietechnik und ist auf Anfragen zu den Themen Photovoltaik, Heiztechnik, Sanierung und Energieeffizienz spezialisiert. DAA bildet die Schnittstelle zwischen Betrieben mit freien Kapazitäten und Interessenten (w/m/d), die im Internet nach Angeboten für Handwerksleistungen und Sanierungsmaßnahmen suchen. Monatlich wertet DAA den Bedarf nach Solar- und Heizungssystemen sowie Sanierungsarbeiten aus und veröffentlicht Einblicke in den Markt.
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