Musik

Zukunft gestalten im Takt des Ganztags – Der BDB-Zukunftsdialog 2025 in Staufen

Wie klingt die Zukunft der Amateurmusik im Zeitalter des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung? Und welche Rolle spielen Musikvereine und Chöre, wenn Schulen künftig mehr Bildungszeit übernehmen? Diesen Fragen widmete sich der Zukunftsdialog 2025 des Bund Deutscher Blasmusikverbände (BDB) – und bot mit 80 Teilnehmenden einen offenen, vielstimmigen und praxisnahen Diskurs.

Ein Sonntagmorgen im Oktober. Nebel hängt über dem Markgräflerland, doch in der BDB-Musikakademie herrscht Aufbruchsstimmung. Zum dritten Mal lädt der BDB zum Dialog ein – diesmal unter dem Titel „Chancen nutzen im Ganztag“. Im Zentrum steht das Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG), das ab 2026 den Anspruch auf ganztägige Betreuung in der Grundschule einführt – mit weitreichenden Folgen für das Musikleben im Land.

Vom Bedrohungsszenario zur Zukunftschance

„Es geht nicht darum, Probleme zu beschwören, sondern um das Entwickeln von Lösungen“, betont Moderatorin Denise Burgert zu Beginn – eine Haltung, die den Tag prägen wird. Was viele Kulturvereine zunächst als Bedrohung empfinden – weniger freie Nachmittage, weniger Zeit für Musikunterricht – entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Chance auf neue Sichtbarkeit und strukturelle Förderung.

Denn: Musikvereine, Chöre und Musikschulen können durch Kooperationen mit Schulen als außerschulische Partner in den Ganztag eingebunden werden – mit Honoraren, die durch die Monetarisierung von Lehrerwochenstunden finanziert werden. Entscheidend ist jedoch: Diese Chance muss aktiv ergriffen werden – mit Konzept, Beharrlichkeit und Kooperationsbereitschaft.

Viele Perspektiven, ein gemeinsames Ziel

Der Vormittag gehört dem Zukunfts-Talk, einer prominent besetzten Gesprächsrunde mit Stimmen aus Politik, Schule, Musikschule und Vereinswelt:

  • Volker Schebesta MdL, Staatssekretär im Kultusministerium, ordnet das GaFöG politisch ein und betont: „Es ist unsere Pflicht als Land und Kommune, den Rechtsanspruch umzusetzen – aber wir sind dankbar, wenn Vereine ihre Kompetenzen einbringen.“
  • Martin Numberger, Bürgermeister von Geisingen und zugleich Vorsitzender der Stadtmusik, berichtet aus der Praxis einer Kommune, die Musik frühzeitig in ihre Ganztagsangebote integriert hat.
  • Birgit Hannig-Waag, Rektorin und Dirigentin, schildert eindrucksvoll, wie ihre Grundschule in Karlsruhe durch eine Bläserklasse nahezu alle Kinder musikalisch erreicht – auch die ohne familiäre Vorerfahrung.
  • Rainer Falk, Musikschulleiter und Initiator der ersten Grundschul-Bläserklasse Deutschlands, verdeutlicht, dass nachhaltige Nachwuchsarbeit nur gelingt, wenn die Angebote niedrigschwellig, gruppenbasiert und auf Langfristigkeit ausgelegt sind.
  • Ingo Sadewasser (Tübingen) und Cesar Masano Cavaloti (Hochschwarzwald) zeigen, wie Musikschulen in Stadt und Land jeweils ganz eigene Wege finden, musikalische Bildung in die Fläche zu tragen – über Programme wie Da Capo oder Andante.
  • Gert Balzer, Hochschullehrer und Entwickler der Soundbellows, erinnert daran, wie wichtig intuitive Zugänge zur Musik im Grundschulalter sind – jenseits starrer Notensysteme.

Zwischen Euphorie und Realismus

So unterschiedlich ihre Arbeitsfelder sind, so einig sind sich die Gesprächsteilnehmer in einem Punkt: Musikalische Bildung muss dorthin gebracht werden, wo Kinder sind – in die Schule. Und das möglichst früh, verbindlich und nachhaltig. Dabei geht es nicht nur um musikalische Kompetenz, sondern um Persönlichkeitsbildung, Gruppenerfahrung, Selbstbewusstsein.

Doch der Weg dorthin ist kein Selbstläufer. In vielen Wortmeldungen aus dem Publikum wurde deutlich: Der Erfolg hängt stark von lokalen Rahmenbedingungen, engagierten Personen und funktionierenden Strukturen ab. Viele Musikvereine beklagen fehlendes Wissen, hohe Bürokratiehürden oder mangelnde Ansprechpartner vor Ort.

Schule, Verein, Kommune – Wer geht den ersten Schritt?

Ein roter Faden durch alle Diskussionen: Kooperation braucht Kommunikation. Zu oft bleiben Musikvereine in der Warteschleife, weil Schulträger keine Informationen weitergeben oder Schulleitungen überlastet sind. „Nicht nur eine Mail schicken – hingehen, nachfragen, dranbleiben“, rät Birgit Hannig-Waag. Und: „Wenn ihr in eurer Kommune nichts hört – geht aktiv auf Bürgermeister oder Gemeinderat zu.“

Staatssekretär Schebesta macht deutlich: Über die Monetarisierung in A-Schulen entscheidet die Schule, bei anderen Ganztagsformen ist die Kommune zuständig – und ja, es gibt Geld. Aber der Wille zur Zusammenarbeit muss vor Ort entstehen.

Synergien nutzen, Bildungsverluste vermeiden

Besonders eindrücklich war der Appell von Musikschulleiter Sadewasser: Wenn außerschulische Bildung nicht aktiv in den Ganztag integriert wird, „droht ein stiller Bildungsverlust“. Kinder werden durch die Ganztagsbetreuung aus den Vereinen und Musikschulen „herausorganisiert“, wenn es keine Anschlussstrukturen gibt. Umso wichtiger sei es, gemeinsam kreative Formate zu entwickeln, die Musik niedrigschwellig und klassenübergreifend in den Schulalltag bringen.

Programme wie SBM – Singen, Bewegen, Musizieren oder SBS – Singen, Bewegen, Sprechen bieten hierfür Konzepte – mit Tandemlösungen, bei denen Fachkraft und pädagogische Betreuungsperson gemeinsam arbeiten.

Fortbildung statt Überforderung

Ein weiterer zentraler Punkt: Pädagogische Fortbildung für die musikalischen Fachkräfte, die im Ganztag wirken sollen. Denn: Viele Instrumentalpädagogen sind exzellent ausgebildet – aber nicht auf den Umgang mit 28 Grundschulkindern in einer offenen Ganztagsgruppe vorbereitet. Die BDB-Musikakademie wie auch andere Landesakademien bereiten entsprechende Fortbildungsformate vor – ein wichtiger Schritt, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten.

Der Nachmittag in der Praxis: Workshops & Mitmachformate

Am Nachmittag wurde es praktisch: In parallelen Fachforen konnten Teilnehmende Formate wie Da Capo, Bläserklasse, SBM oder Kinderchorarbeit live erleben und ausprobieren. Besonders beeindruckend: Der Soundbellows-Workshop mit Gert Balzer, bei dem selbst Staatssekretär Schebesta musikalische Erfolgserlebnisse sammelte. Auch Sonja Oellermann begeisterte mit ihrem Workshop zum spielerischen Singen im Grundschulalter – ganz ohne Leistungsdruck.

Fazit: Visionen, Vernetzung, Verantwortung

Der Zukunftsdialog 2025 war kein Showroom für Idealbedingungen – sondern ein Ort für ehrliche Einblicke, unterschiedliche Meinungen und lösungsorientierte Diskussionen. Die Teilnehmenden gingen mit vielen Fragen, aber auch mit konkreten Ideen und neuem Mut.

Denn der Dialog zeigte: Musikalische Bildung im Ganztag ist keine Utopie, sondern eine Frage des Wollens. Es braucht Kooperation, Verbindlichkeit und den Willen, gemeinsam an einem neuen Selbstverständnis zu arbeiten – als Musiker, Pädagogen, Bildungsakteure.

Am Ende steht ein Appell, formuliert von mehreren Seiten: Geht auf die Schulen zu. Sprecht mit den Kommunen. Seid präsent. Denn ohne Vereine wird die musikalische Bildung im Ganztag nicht gelingen.

Michael Schönstein

Über Bund Deutscher Blasmusikverbände e. V.

Die BDB-Musikakademie ist die Bildungseinrichtung des Bundes Deutscher Blasmusikverbände (BDB). Der BDB ist ein aktiver und innovativer Dachverband für 250 000 Mitglieder und 70 000 aktiver Blasmusiker in rund 1000 Vereinen und 16 Mitgliedsverbänden. Der BDB bietet Beratung, Dienstleistung und Bildung, versteht sich als Servicestelle, Interessensvertretung und Impulsgeber für Blasmusiker, Verbands- und Vereinsverantwortliche und bringt sich mir starker Stimme immer wieder in aktuelle politische Diskussionen und Diskurse ein.
Die zur Marke gewordenen Initialen des Logos stehen für Bildung Die Bewegt. Wie ernst der BDB seinen satzungsgemäßen Bildungsauftrag nimmt, dass dokumentiert das umfangreiche Kursprogramm der BDB-Musikakademie in Staufen. Angeboten werden dort längst nicht nur Aus- und Fortbildungen für Instrumentalisten jeglichen Alters und Niveaus. Auch Dirigenten, Instrumentallehrer, Erzieher und Ausbilder finden passende Angebote für ihre musikalische Bildungsarbeit in Schulen, Kindergärten und Vereinen. Stark gewachsen ist in den vergangenen Jahren das Portfolio im Bereich der überfachlichen Bildung. Vereine können hier in Online- und Präsenz-Seminaren ihre Verantwortlichen zur Führungskraft von morgen, zum Jugendleiter, Kulturmanager und Marketingexperten ausbilden lassen und mit ihrem Knowhow die Zukunft ihrer Vereine sichern. Je professioneller, desto zukunftsfähiger: das gilt für die Mitgliedsvereine genauso wie für den Dachverband.
Im Februar 2024 hat der BDB sein neues Akademiegebäude bezogen und eingeweiht. Mit insgesamt 13 Seminar- und Proberäumen, einem Band-Studio, Orchester- und Chorsaal sowie dem angeschlossenen BDB-Kulturhotel bietet das einzigartige Gebäude Orchestern aller Sparten und Chören der Profi- und Amateurmusik beste Voraussetzungen für Probeaufenthalte und Fortbildungen. Firmen und Unternehmen finden ebenfalls nicht nur ideale Bedingungen und modernste Veranstaltungstechnik für Tagungen und Konferenzen, sondern im Kulturhotel komfortable Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 164 Personen sowie ein inspirierendes Ambiente vor.

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