Gesundheit & Medizin

Corona-Impfstoff für Europa: ONE kritisiert BioNTech

Heute erteilte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) dem Corona-Impfstoff des deutschen Unternehmens BioNTech und des US-Pharmakonzerns Pfizer die Zulassung. Damit ist der Weg frei für den Einsatz in Europa. Die Entwicklungsorganisation ONE begrüßt diesen Schritt, kritisiert aber auch, dass BioNTech einer weltweit gerechten Verteilung des Impfstoffs bisher entgegensteht. BioNTech-Chef Uğur Şahin hatte sich öffentlich wiederholt dafür ausgesprochen, dass ein neuer Corona-Impfstoff weltweit allen zur Verfügung stehen sollte, die ihn benötigen. ONE fordert BioNTech dazu auf, die dafür notwendigen Schritte zu unternehmen. 

Stephan Exo-Kreischer, Direktor von ONE Deutschland, sagt: “Die Pandemie endet nicht, wenn es einen Corona-Impfstoff gibt, sondern wenn alle Zugang zu diesem Impfstoff haben. BioNTech-Chef Şahin hat mehrfach betont, dass ein neuer Corona-Impfstoff allen Menschen auf der ganzen Welt so schnell wie möglich zur Verfügung stehen soll. Das Problem ist: Praktisch sehen wir davon nichts. Es wurden weder Preisnachlässe für Entwicklungsländer angekündigt noch eine Zusammenarbeit mit der internationalen Impfstoff-Initiative COVAX. Wir brauchen kein ‘Europe first’, sondern den Blick fürs große Ganze. Alle auf der Welt müssen Zugang zum Impfstoff bekommen. Ansonsten wird sich die Pandemie länger hinziehen als nötig und das wird uns allen auf die Füße fallen.”

In seinem Impffairness-Test hat ONE sich die Verträge genauer angeschaut, die die G20-Staaten bisher mit Pharmafirmen gemacht haben, um sich Zugang zu einem neuen Corona-Impfstoff zu sichern. Dabei hat ONE insbesondere analysiert, ob die etwaigen Impfstoffe auch allen Menschen zugänglich sein werden, die sie benötigen. Die Ergebnisse sind übersichtlich hier aufbereitet: https://bit.ly/35rI6y5

Das deutsche Pharmaunternehmen BioNTech schneidet dabei mit 1,2 von 15 möglichen Punkten sehr schlecht ab. Die Gründe dafür: BioNTech hat zwar Interesse an einer Zusammenarbeit mit der internationalen Impfstoff-Initiative COVAX signalisiert, aber noch keine Verträge mit ihr geschlossen. COVAX konzentriert sich auf Erforschung, Produktion und Verteilung von Corona-Impfstoffen. BioNTech hat zudem keine Preisnachlässe für gemeinnützige Organisationen oder ein gestaffeltes Preismodell zugesagt. Das Unternehmen beteiligt sich bislang auch nicht an Wissenstransfers außerhalb seiner Partnerschaft mit Pfizer. Der Vorstand von BioNTech nutzt seinen politischen Einfluss nicht, um sich für eine weltweit gleichberechtigte Verteilung einzusetzen. Von insgesamt fünf Verträgen (gemeinsam mit Pfizer) sind lediglich von einem Vertrag die Eckdaten öffentlich zugänglich, und zwar von dem Vertrag mit den USA.

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