Machbarkeitsstudie der Robert-Havemann-Gesellschaft für ein Forum Opposition und Widerstand (1945 – 1990)
Das Forum Opposition und Widerstand will informieren und aufklären, zivilgesellschaftliches Engagement für Freiheitsrechte und Demokratie in Vergangenheit und Gegenwart würdigen und für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen sensibilisieren. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden dabei die vielseitige Geschichte von Regimegegnerschaft in der SBZ und der DDR und ihre grenzüberschreitenden Verflechtungen.
Leerstelle in der Erinnerungslandschaft füllen
Neben vielen wichtigen Einrichtungen, die über die politische Verfolgung und Repression in der SBZ/DDR informieren, fehlt bisher ein Ort mit bundesweiter und internationaler Ausstrahlung, der die Leistung und Anliegen derjenigen würdigt, die sich mutig und oft unter großen individuellen Opfern gegen das Repressionssystem der SED-Diktatur auflehnten. Das Forum Opposition und Widerstand (1945 – 1990) soll diese Leerstelle in der Erinnerungslandschaft füllen.
Das Spektrum oppositionellen und widerständigen Handelns in der SBZ und DDR reichte vom Aufbegehren gegen die Zwangsvereinigung von SPD und KPD 1946 über den niedergeschlagenen Volksaufstand des 17. Juni 1953 bis zur Friedlichen Revolution von 1989/90, von den großen Gesellschaftsentwürfen der Vordenker:innen einer besseren, freieren Welt bis zu den alltäglichen, kleinen Akten der Selbstbehauptung. Mut und Konsequenz von Oppositionellen sind Vorbilder für die Bewahrung und Verteidigung von Freiheit und Demokratie.
Das Aufbegehren gegen die kommunistische Diktatur ist ein ebenso bedeutender Teil gesamtdeutscher Freiheits- und Demokratiegeschichte, wie die Revolutionen von 1848 und 1918. Im Forum bleibt die Geschichte von Opposition und Widerstand und der Einsatz für Demokratie und Menschenrechte nicht bei der Erinnerung an vergangenes Engagement stehen, sondern ist auch Ausgangspunkt für einen Dialog über die Themen und Herausforderungen der Gegenwart und deren Gestaltung durch Menschen aller Generationen und Herkunft.
Vier Säulen bilden den Kern des Forums
Das Forum wird von vier eng miteinander verzahnten Säulen getragen: Dem Wissensspeicher, dem Forschungskolleg, dem Ausstellungsbereich und der Dialogwerkstatt. Das Archiv der DDR-Opposition wird integraler Bestandteil des Forums und bildet die Grundlage für die zentrale Dauerausstellung und die Forschung. Mit ihren thematischen Schwerpunkten stellt die Dauerausstellung des Forums das mutige Engagement gegen Unrecht in den Vordergrund. Gleichzeitig eröffnet es die Möglichkeit, die historische Erfahrung in aktuelle Diskussionen um gesellschaftliche Teilhabe, die Umwelt- und Klimakrise oder den Kampf für Freiheit und Demokratie in Europa und der Welt einzubringen.
Nun ist es an der Politik, die nächsten Schritte einzuleiten, damit solch ein wichtiger Ort der Würdigung und des Dialogs in der Hauptstadt Berlin verwirklicht wird. Einer der bis 1989 wichtigsten Marksteine in der Geschichte von Opposition und Widerstand in der SBZ/DDR ist der Volksaufstand am 17. Juni 1953. Den 70. Jahrestag des Volksaufstandes sehen wir als idealen Startschuss, das Engagement für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft zu würdigen und mit dem Forum Opposition und Widerstand nicht nur eine Brücke von der Geschichte zur Gegenwart, sondern auch zu historischen wie aktuellen Ereignissen in verschiedenen Regionen der Welt entstehen zu lassen.
Die Machbarkeitsstudie
wurde durch die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. in Zusammenarbeit mit der von GROTE GmbH – Ausstellungen, Museen, Innenräume (Projektsteuerung), dem Historischen Forschungsinstitut Facts & Files Berlin mit Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam, dem Architekturbüro ERNST – office for architecture und Jasper Bieger – MBA Management- und Organisationsberatung erarbeitet.
Das Archiv der DDR-Opposition
besitzt die umfangreichste Sammlung von Materialien aus dem Bereich Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in der Zeit ab 1945, deren Aufarbeitung und der Transformation ab 1989. Die Schriftgut- und Fotobestände, die Audio- und Videosammlung sowie Transparente und Objekte belegen eindrucksvoll, dass es Widerspruch und Widerstand in der SBZ/DDR zu allen Zeiten gegeben hat. Die Zeugnisse aus der Gesellschaft vermitteln eine wichtige Gegenperspektive zu staatlichen Überlieferungen. Die Bestände des Archivs der DDR-Opposition wurden 2017 in die Liste des national wertvollen Kulturgutes der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen.
Die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.
wurde im November 1990 von der Bürgerbewegung Neues Forum als politischer Bildungsverein gegründet. Sie dokumentiert die Geschichte und Erfahrungen von Opposition und Widerstand in der kommunistischen Diktatur und vermittelt die Werte der Friedlichen Revolution: Demokratie und Menschenrechte. Mit ihrem Archiv der DDR-Opposition und ihren vielseitigen Erfahrungen im Bereich der Ausstellungs- und Veranstaltungskonzeption sowie ihrer Publikationstätigkeit und Online-Präsenz ist die Robert-Havemann-Gesellschaft ein zentraler Anlaufpunkt in der Aufarbeitungs- und Forschungslandschaft.
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