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Maximales Drawdown-Risiko
Neben dem Risiko, das als dauerhafter Kapitalverlust durch Ausfall oder Konfiszierung bezeichnet wird, ist das gängige Maß für das Risiko bei verschiedenen Instrumenten oder Sektoren auf den Finanzmärkten die Volatilität. Die Volatilität wird durch die Standardabweichung der Renditen über einen bestimmten Zeitraum ausgedrückt. Je höher die Volatilität ist, desto höher ist das geschätzte Risiko, aber desto höher sind auch die erwarteten künftigen Erträge. Wenn diese Definition als einziger Standard und weit verbreiteter Risikobegriff verwendet wird, kann dies zu einem Tunnelblick führen. Da die Märkte mit geopolitischen, gesundheitlichen, monetären, fiskalischen und angebotsseitigen Unsicherheiten konfrontiert sind, kann es sich lohnen, den Blickwinkel zu erweitern und das maximale Drawdown-Risiko in die Gesamtrisikobewertung einzubeziehen.…
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Produktivität ist der Schlüssel
Die allgemeine Volkswirtschaftslehre geht davon aus, dass Inflation und Produktivität negativ korreliert sind. Die meisten OECD-Länder hatten in den 70er Jahren eine niedrige Produktivität und eine hohe Inflation. In den USA beschleunigten sich die zaghaften Produktivitätsverbesserungen der 80er Jahre und beschleunigten sich in den 90er Jahren, so dass der Durchschnitt 2,5 % über dem langfristigen US-Trendproduktivitätsniveau von 2,1 % lag. In diesem Jahrzehnt bewegte sich die Inflation auf ein für damalige Verhältnisse angenehmes Niveau zwischen 2 und 3 %. Die Verbreitung digitaler Technologien sollte das Produktivitätswachstum in den USA ankurbeln, das ein hohes Niveau erreichte (zwischen +2,25 % und +4,25 % von 1998 bis 2005), aber zu einem Produktivitätsparadoxon führte,…
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Test der Parität
Marktverwerfungen sind in diesen Tagen an der Tagesordnung. Die Anleihe-, Aktien- und Rohstoffmärkte versuchten verzweifelt, die unverhältnismäßige Unsicherheit infolge des tragischen Russland-Ukraine-Konflikts in den Griff zu bekommen. Der öllastige Goldman Sachs Rohstoffindex (US-Rohöl und Brent-Rohöl machen etwa 44 % davon aus) schloss bei 783 Punkten und stieg damit im Wochenverlauf um 20 %. Energie, Basismetalle und Agrarrohstoffe wie Weizen und Mais stiegen gleichzeitig mit dem Index. Dieser Index liegt genau 100 Punkte unter dem Allzeithoch vom September 2008, das bei 893 Punkten lag. Damals erreichte der Rohölpreis am 3. Juli 2008 einen Höchststand von 145,29 USD, bevor er bis zum Ende des Jahres, als die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession…
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Zurückhaltung und Wagemut
Der Cocktail aus zunehmenden geopolitischen Spannungen, einem Kriegsausbruch, überhitzten Volkswirtschaften und aggressiven Zentralbanken hat einen bitteren Nachgeschmack. Die Spannung auf den Märkten ist spürbar. Überlegungen zur "Kapitalerhaltung" überschatten das vorrangige Ziel der "Kapitalrendite". Wenn alle vier Ereignisse gleichzeitig eintreten, liegt die Verantwortung bei den wichtigsten Zentralbanken. Warum? Weil die ersten beiden Ereignisse von Natur aus in Bewegung sind und sich nur schwer vorhersagen lassen. Lösungen an dieser Stelle erfordern politisches Geschick. Außerdem ist die politische Elite somit gezwungen, große Ideen umzusetzen, die in der Schublade vor sich hindümpeln, aber nie die richtigen Katalysatoren erhalten haben, um sie ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen. Jetzt ist politischer Wagemut gefragt. Wir…
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Basis- vs. Risiko-Szenario
Rückblickend war die Debatte über Basis- versus Risikoszenarien seit der Großen Finanzkrise von 2008/2009 sinnlos. Dominante Währungsbehörden führten zu einem risikofreudigen Basisszenario an den Finanzmärkten. Fast ununterbrochen umfangreiche Programme zum Ankauf von Vermögenswerten durch die Zentralbanken ließen die Wirkung der Wirtschafts- und Fiskalpolitik in den Hintergrund treten. In den vergangenen 13 Jahren kam es zu einer Vermögenspreisinflation, wie sie seit dem Zweiten Weltkrieg nur selten beobachtet wurde. Meistens waren die makroökonomischen Risikoszenarien nur von kurzer Dauer oder wurden auf länderspezifische bzw. regionale Spannungen zurückgeführt. Nicht einmal die stärker synchronisierte Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern zwischen Mitte 2013 und 2016 konnte die Globalisierung destabilisieren. Der starke deflationäre Schock und der globale Wachstumsrückgang,…
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Was kommt nach der kurzfristigen Unsicherheit?
Die Beurteilung der Auswirkungen der Coronakrise auf die Wirtschaft ist eine komplexe Angelegenheit. Verschiedenste Faktoren wirken sich auf die Volkswirtschaften in der ganzen Welt aus: Lockdowns, Wiederöffnungen, veränderte Nachfragemuster, Unterbrechungen der Lieferketten, fiskalische und geldpolitische Anreize usw. Einige dieser Phänomene haben ein deutlich größeres Ausmaß als in den Jahrzehnten vor COVID. Folglich ist es wahrscheinlich, dass sich die Wirtschaft als dynamisches System nicht nach den bekannten Mustern verhält. Wirtschaftsmodelle sind nicht auf das aktuelle Umfeld und auf zweitrangige Effekte kalibriert, die man zwar ansonsten ignorieren könnte, die aber zu unerwarteten Ergebnissen führen können. Es kommt u.a. zu schwer erklärbaren Veränderungen des Arbeitskräfteangebotes, und die Inflation wird von zusätzlichen Faktoren beeinflusst,…
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Heute schon daran denken, was zu tun ist, wenn Inflation wieder sinkt
In den letzten fünf Jahren haben die Zentralbanken die Finanzmärkte durch detaillierte Kommunikation auf äußerst transparente Weise vorbereitet, informiert und gelenkt. Marktteilnehmer passen ihre Positionierung in dem Moment an, in dem die geldpolitischen Institutionen neue Tendenzen in Bezug auf Konjunktur- und Risikoeinschätzungen sowie geänderte Überlegungen zur Festlegung der Leitzinsen bekannt geben. Die korrekte Einschätzung des Verlaufs bzw. der Form der Reaktionsfunktion einer Zentralbank ist wie die Suche nach dem heiligen Gral. Aus dem am 5. Januar veröffentlichten FED-Protokoll geht hervor, dass 15 von 18 Notenbank-Gouverneuren mit Blick auf den Kerninflations-Index für persönliche Konsumausgaben ein Aufwärtsrisiko erwarten. Dieser lag im November bei 4,7 %. Der Dezemberwert wird für den 28. Januar…
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Ausblick Asset Allocation: Identifikation neuer Trends im globalen Anlageuniversum
Die Welt befindet sich nach wie vor im Bann von COVID, die lange prophezeite „Rückkehr zur Normalität“ ist bislang ausgeblieben. Wie schon 2020 war die Finanzwelt auch im Jahr 2021 auf einem holprigen Weg unterwegs: Die Märkte tendierten stetig nach oben, mussten aber mit einem hohen Maß an Volatilität zurechtkommen. Doch trotz aller Schlagzeilen, die von neuen COVID-Varianten, über steigende Inflation bis hin zu Lieferkettenengpässen reichen, verzeichnen die Märkte weiterhin eine gute Entwicklung. Wie geht es weiter? Wird das Jahr 2022 Anlegern eine kleine Verschnaufpause verschaffen, um ihre Portfolios zu ordnen? Wie können wir neue Trends erkennen und Investitionen danach ausrichten? Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Anlageklassen und…
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Scope Awards 2022: DPAM bester großer ESG-Asset Manager
Wie im Vorjahr ist DPAM (Degroof Petercam Asset Management) bei den Scope Investment Awards 2022 erneut als erfolgreichster ESG-Asset Manager in Deutschland ausgezeichnet worden. Hauptausschlaggebend für die Verleihung des Preises im Bereich der Universalanbieter war nach Angaben des Analysehauses Scope die breite, teamübergreifende Integration von Nachhaltigkeitsexpertise in den Asset Management-Einheiten des Brüsseler Vermögensverwalters. Bereits 2018 und 2019 war DPAM von Scope als bester Anleihen-Asset Manager ausgezeichnet worden. Für die Endauswahl wurden die letzten zwölf Monate mit Fokus auf die Performance und das Fondsrating betrachtet. In dieser Hinsicht schneiden die nach einem ESG-Ansatz gesteuerten Fonds von DPAM – wie bereits im Jahr 2020 – am besten ab. „Die erneute Auszeichnung als bester ESG-Asset-Manager ist vor allem…
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Extreme Zustände an den Finanzmärkten sind ein Teil der Reise
Gleich zu Beginn der Pandemie im ersten Quartal 2020 waren Anleger mit extremer Marktvolatilität sowie extremen geld- und finanzpolitischen Initiativen konfrontiert. Sie mussten zudem mit extrem schwankenden Wirtschaftsindikatoren fertig werden. Auch aktuell müssen sich Anleger mit Fragen zu extremen Bewertungsniveaus an den Renten- und Aktienmärkten auseinandersetzen. Hinzu kommt die heftige Entwicklung der vierten Welle von COVID-Infektionen in vielen europäischen Ländern. Bei vielen Anlegern macht sich eine gewisse Müdigkeit breit. Am Rande zeigt sich auch die Angst, die durch die zunehmende Ungewissheit über das, was vor uns liegt, verursacht wird. Das Tempo des Wandels ist hoch, die Menschen mögen Innovationen. Aber in dem Moment, in dem sich der Wandel zu sehr…