-
Die kühle Hauch von Stagflation
Im vergangenen Monat wurden wir vom kühlen Hauch der Stagflation gestreift. Die wichtigsten Aktienmarktindizes haben zwischen vier und fünf Prozent nachgegeben, Technologieaktien sogar zwischen sieben und zehn Prozent. Eine Kombination aus Nervosität vor der nächsten Gewinnsaison, Unsicherheit über die (globalen) Auswirkungen der sich ausbreitenden chinesischen Immobilienkrise auf das Wachstum und ein Renditeanstieg der 10-jährigen US-Staatsanleihen um 25 Basispunkte auf 1,46 Prozent haben die Stagflationsangst geschürt. Eine Befürchtung, die durch den Mangel an Diversifizierungsmöglichkeiten im Spannungsfeld zwischen Aktien und Anleihen noch verstärkt wird. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns in den ersten Anfängen einer Stagflation im Stil von 1970 befinden? Meine Schätzung liegt bei etwa 20 Prozent. Das bedeutet,…
-
Ängstliche EZB, zuversichtliche FED, misstrauische Schwellenländer
Der EZB-Rat hat angekündigt, seine Anleihenkäufe im Rahmen des PEPP (Pandemic Emergency Purchase Program) auf ein „moderat niedrigeres Tempo“ umzustellen – von bisher monatlich 80 Mrd. Euro auf 65 bis 70 Mrd. Euro. Marktbeobachter warnen, dass eine solche Entscheidung im Widerspruch zur Strategieüberprüfung der EZB vom Juli vergangenen Jahres steht, in der auf „energische oder anhaltende“ geldpolitische Maßnahmen verwiesen wurde, um negative Abweichungen vom Inflationsziel zu vermeiden. Solche Abweichungen sollten sich nicht verfestigen. Auf der letzten EZB-Pressekonferenz gab es jedoch keine Anzeichen, die zum jetzigen Zeitpunkt Anlass zur Sorge geben könnten. Erstens hat die EZB ihre Inflationsschätzung für 2023 von 1,4 % auf 1,5 % angepasst, während sie gleichzeitig ihre…
-
Die EU-Taxonomie: Das für, das wider und alles, was dazwischen liegt
Von Gerrit Dubois, Responsible Investment Specialist bei DPAM Angesichts der bevorstehenden UN-Klimakonferenz COP26 im November in Glasgow und des jüngsten Berichts des ‚Intergovernmental Panel on Climate Change‘ (IPCC), der die Diskussion über die Erderwärmung angeheizt hat, liegt es nahe, sich die in Arbeit befindlichen Pläne der EU etwas näher anzuschauen. Die EU erarbeitet eine Reihe von aufsichtsrechtlichen Maßnahmen, um für mehr Transparenz auf dem Markt zu sorgen und Anleger in Richtung von Investments zu führen, die wirklich ‚grün‘ sind. Einer der Bausteine des Green Deal der EU ist die sogenannte „EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten“. Wir wollen diese neue Verordnung unter die Lupe nehmen, die Inhalte der Taxonomie erörtern und ihre…
-
ESG-Anleihenmarkt: Immer vielfältiger und flexibler
Der Markt für ESG-Anleihen wächst unverändert schnell, 2020 legte dieses Anleihensegment um 29 Prozent zu. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die zunehmende Emissionstätigkeit im Bereich der Social Bonds. Dieser Anstieg fiel eindeutig mit der Ausbreitung des COVID-19-Virus und den damit verbundenen sozialen Problemen zusammen, die von Gesundheits- und Sicherheitsproblemen bis hin zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen reichten. Auch im Jahr 2021 floriert die Emissionstätigkeit bei Social Bonds, wobei das aktuelle Emissionsvolumen bereits fast die Höhe des vergangenen Jahres erreicht hat. Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach fortsetzen, obwohl auf den Social Bonds-Markt 2021 erst 17 Prozent der gesamten Anleihenemissionen entfallen. Nichtsdestotrotz sind Green Bonds nach wie vor der größte…
-
Klima und Afrika: Ein Kontinent der Widersprüche
Afrika gehört im globalen Vergleich zu den geringsten Verursachern von Treibhausgasen. Doch selbst wenn es dem Kontinent gelingt, seine derzeitige Emissionshöhe beizubehalten, wird Afrika den Preis für die Unachtsamkeit der restlichen Welt zahlen: Es ist einer der ersten Kontinente, der die vielfältigen Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt. Auch politisch ist Afrika in Bezug auf Erneuerbare Energien mit Widersprüchen konfrontiert. Obwohl das Land diesbezüglich über ein großes ungenutztes Potenzial zahlreicher natürlicher Ressourcen verfügt, sind diese nicht immer leicht zugänglich. Tatsächlich ist die Mehrheit der Bevölkerung in den Ländern südlich der Sahara immer noch auf fossile Brennstoffe und Holz zur Stromerzeugung angewiesen. Trotz des Überflusses an erneuerbaren Ressourcen haben die meisten…
-
Die nächste Etappe für Value
Seit April sinken die Anleiherenditen, und die Renditekurven in den Industrieländern haben sich abgeflacht. Die 10-jährige US-Rendite fiel von ihrem Höchststand bei 1,74 % auf zuletzt unter 1,20 %. Die Hauptursachen für den Renditerückgang sind die Besorgnis über den Höhepunkt des globalen Wirtschaftswachstums und die Angst vor der neuen Delta-Virusvariante, während die Zentralbanken den vorübergehenden Charakter der Inflation immer noch als Basisszenario betrachten. Infolgedessen besteht die Befürchtung, dass auf die kürzeste Rezession der Geschichte die kürzeste Expansion der Geschichte folgen könnte. Dies würde den Zeitrahmen der FED für eine Straffung der Geldpolitik einengen, was einen flacheren Zinspfad und einen niedrigeren Endzinssatz bedeuten würde. Infolgedessen flachte sich die US-Renditekurve aggressiv ab,…
-
Global Balanced: Mit dem richtigen Mix lassen sich auch im 2. Halbjahr positive Finanzmarktrenditen erzielen
Derzeit gibt es viele positive Faktoren, doch kann man sich fragen, ob der unaufhaltsame Anstieg von Risikoanlagen – ein charakteristisches Merkmal des ersten Halbjahres – unvermindert anhalten wird. Für die absehbare Zukunft erwarten wir, dass das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern weiterhin über dem Trend liegen wird, da sich die Welt allmählich vom exogenen Covid-19-Schock erholt. Der Konsum wird nach wie vor robust sein und die Unternehmensinvestitionen werden zunehmen, um den Nachholbedarf zu decken und die Versorgungsketten zu entlasten. In den USA beispielsweise saßen die Haushalte im Mai noch auf 2,5 Billionen US-Dollar an überschüssigen Ersparnissen. Nicht jeder Cent wird ausgegeben werden, aber dieser Faktor wird das Wachstum auf jeden Fall weiter begünstigen. Unterdessen bleibt…
-
Biden und die Unternehmenssteuer: Ein wichtiger Wendepunkt
In den vergangenen Monaten hat sich in Bezug auf die internationale Steuerharmonisierung viel getan. Joe Bidens Ankündigung einer umfassenden Neugestaltung der Unternehmensbesteuerung in den USA Anfang April – der „Made in America Tax Plan“ – setzte bereits einen Schlussstrich unter die jahrzehntelangen Senkungen der Körperschaftssteuer. Zudem wurde Anfang Juni mit der Einigung der G7 die Grundlage für einen internationalen Rahmen zur Besteuerung multinationaler Unternehmen geschaffen. Diese Ereignisse sind vielleicht die ersten Meilensteine eines neuen Zyklus der internationalen Steuerharmonisierung nach einem „dreißigjährigen Wettlauf um die niedrigsten Unternehmenssteuersätze“, wie es US-Finanzministerin Janet Yellen ausdrückte. STEUERWETTBEWERB WURDE IMMER STÄRKER Seit Anfang der 1980er Jahre hat der Zyklus der Deregulierung zu einem verstärkten Steuerwettbewerb…
-
APP, PEPP 2.0 und der Euro
. Schlüsselbotschaften Eine vorgezogene Meldung der EZB zur Überprüfung ihrer Geldpolitik hat die Unsicherheit über die Reaktionsfunktion der Zentralbank verringert. Anleger können sich auf eine weiterhin sehr akkommodierende Geldpolitik in den nächsten zwei Jahren einstellen, wenn die Kaufprogramme APP und PEPP 2.0 im April 2022 in Kraft treten. Eine Anhebung der EZB-Leitzinsen liegt in so weiter Ferne, dass sich eine erhöhte Volatilität der Renditekurve nur schwer als Marktthema durchsetzen In diesem Zusammenhang könnte der Weg des geringsten Widerstands darin bestehen, dass der Euro abwertet, anstatt wie in Termin-Wechselkursen eingepreist, stetig aufzuwerten. Eine ungleichmäßige globale Wachstumserholung neben einem Wiederaufleben des Dollars als die sichere Währung der Wahl in den nächsten zwölf…
-
DPAM schlägt Peter De Coensel als neuer CEO-Kandidat vor
Der Verwaltungsrat von DPAM (Degroof Petercam Asset Management) hat beschlossen, Peter De Coensel – derzeit CIO Fixed Income und Mitglied des Vorstands und des Verwaltungsrats von DPAM – zum Chief Executive Officer (CEO) zu ernennen, vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden und der Ernennung des derzeitigen DPAM-CEO Hugo Lasat zum CEO der Muttergesellschaft Degroof Petercam. Peter De Coensel begann seine Karriere 1991 bei ING Belgium (früher BBL), wo er als Market Maker für belgische Staatsanleihen tätig war. Bis 1994 war er für den Handel mit europäischen Staatsanleihen bei ABN Amro und CDC Paris zuständig. Im Anschluss war er als Hedgefondsmanager bei der Commodities Corporation tätig, die von Goldman Sachs Asset…