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Autismus dank Innensicht besser verstehen
Es ist die quasi nicht vorhandene Reizfilterung, die im Gehirn von Menschen mit Autismus dafür sorgt, dass sie viel öfter und schneller als andere in höchste Anspannung und Stress geraten, was sie gegebenenfalls zum „Ausrasten“ bringt. „Dieser Automatismus ist ganz tief verankert: die Instinkte brechen durch und lassen sich kaum kontrollieren“, erklärt Aleksander Knauerhase, der selbst von Autismus betroffen ist. Er arbeitet als freiberuflicher Referent und Autor und bietet Ergotherapeut:innen Fortbildungen an der Akademie des DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) an. Das Ungewöhnliche an seinem Programm: Er kann die Besonderheiten von Autist:innen aus seiner persönlichen Innensicht authentisch schildern. Dies ermöglicht teilnehmenden Ergotherapeut:innen eine weitere Perspektive bei ihren Interventionen mit Kindern…
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Ergotherapie-Kongress 2025: Herausforderungen als Chance sehen
„Challenge accepted“, sprich: „Herausforderung angenommen“ so das Motto des diesjährigen Ergotherapie-Kongresses, der wie jedes Jahr an ein großes Familientreffen erinnerte und sich – trotz herausfordernder Themen und Zeiten – durch die freudige Atmosphäre auszeichnete. „Die Erfolgsgeschichten von Ergotherapeut:innen zeigen eindrucksvoll, wie der bewusste Umgang mit Herausforderungen neue Wege eröffnet – für Klient:innen ebenso wie für Ergotherapeut:innen“, betonte Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des in Deutschland maßgeblichen Berufsverbands DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) in seiner Begrüßungsrede. Damit leitete er zügig auf den ersten Vortrag über, der die Anwesenden aufwühlte, bewegte und der die Bedeutung der Ergotherapie auch im Fall besonders herausfordernder Klient:innen mehr als untermauert. Auf der Bühne: Stephanie Knagge, Ergotherapeutin, und eine…
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Systemsprenger: das ist die Wirkung, nicht die Erkrankung
Der Film aus dem Jahr 2019 hat den Namen „Systemsprenger“ geprägt. „Systemsprenger ist keine Diagnose oder eine Erkrankung – es ist ein Resultat: unser System hat keine Hilfe (mehr) für diese Kinder und Jugendlichen, es ist überfordert, „gesprengt“, legt Maren Bartenstein, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.), dar, was unter anderem hinter der Bezeichnung Systemsprenger steckt. Auch wenn der Begriff dies impliziert: Systemsprenger sind nicht per se gefährlich, jedoch zeigen sie sich aufgrund der Belastungen, die sie haben, nach außen völlig unberechenbar, sind extrem herausfordernd. Bei ihnen trifft vieles zusammen wie familiäre, umwelt- und personenbezogene Faktoren und Schwierigkeiten. Die Ergotherapeutin Bartenstein hat viel Erfahrung mit solchen Kindern und beschreibt,…
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Nach Langzeiterkrankung: zurück in den Beruf
Nach einem Unfall oder einer längeren Erkrankung wollen die meisten Betroffenen vor allem eins: ihr altes Leben zurück, was meist auch bedeutet, zurück in den Beruf. „Es ist gesetzlich geregelt, dass Arbeitgeber:innen dies ermöglichen müssen“, bestätigt Marian Waßmann, Ergotherapeut im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) und erwähnt, dass die meisten Unternehmen ohnehin „ihre Leute“ weiter beschäftigen wollen. Dank der zielgerichteten Interventionen von Ergotherapeut:innen werden Betroffene ab dem frühestmöglichen Zeitpunkt in jeder Hinsicht auf die berufliche Wiedereingliederung vorbereitet und für genau ihre Tätigkeit fitgemacht. Sobald die Leistungsfähigkeit der Patient:innen es erlaubt und davon auszugehen ist, dass sie den Anforderungen an ihrem Arbeitsplatz wieder gewachsen sind, begleiten hierfür geschulte Ergotherapeut:innen das Wiedereingliederungsverfahren…
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Magersucht: psychische Erkrankung mit der höchsten Sterblichkeitsrate
Magersucht bedeutet nicht einfach nur „dünn sein“. „Hinter den äußeren Symptomen schlank und schön sein zu wollen, verbergen sich andere, tieferliegende Ursachen“, betont Maja Schelewsky, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.). Sie weiß, wovon sie spricht, war selbst betroffen, hat einen Ratgeber herausgegeben und ist Ergotherapeutin geworden. Einer der Gründe hierfür: Ergotherapeut:innen waren maßgeblich mit daran beteiligt, sie von ihrer Erkrankung zu heilen. Sie zeigt auf, wie das auch bei anderen Patient:innen mit Magersucht gelingen kann und mithilfe welcher Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten es dem Umfeld möglich ist, Betroffenen frühzeitig zu helfen. Magersucht ist eine schwerwiegende und immer häufiger auftretende psychische Erkrankung. 2022 wurden in deutschen Krankenhäusern etwa 9800 Magersüchtige…
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Sturzprophylaxe: Risiken wie Oberschenkelhalsbruch mindern
Das Alter bringt Veränderungen wie nachlassende Muskelkraft, eingeschränktes Gleichgewicht und andere gesundheitliche Beeinträchtigung mit sich, die wiederum ein erhöhtes Sturzrisiko nach sich ziehen. „Spätestens ab 65 empfiehlt es sich, sich mit den Themen „Sturz“ und „Sturzgefahren“ auseinanderzusetzen“, legt Elmar Weinbeer, Ergotherapeut im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.), nahe und das nicht ohne Grund. Ab diesem Alter nimmt das Sturzrisiko zu, es häufen sich die Fälle einer Hüftfraktur. Ergotherapeut:innen bieten Senioren Optionen an, um der Sturzgefahr vorzubeugen. Denn: Sich zu schützen ist wichtig und machbar. In Deutschland trifft die Diagnose „Hüftfraktur“ jährlich bis zu neun Prozent der über 65jährigen. Die landläufig als Oberschenkelhalsbruch bekannte Verletzung ist zu Recht gefürchtet. Oft treten…
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Die Zeit in der Rente rechtzeitig planen
Inzwischen sind alle 1964 Geborenen – das ist der geburtenstärkste Jahrgang in Deutschland – sechzig. Das bedeutet, sie alle gehen in absehbarer Zeit in Rente, wenn sie es nicht schon sind. „Oft fallen Menschen mit dem Rentenantritt in ein Loch“, berichtet Esther Scholz-Minkwitz und erklärt weiter: „Es trifft nicht nur die, die unerwartet in Rente geschickt werden, sondern auch diejenigen, die regulär, also „eigentlich“ gedanklich darauf vorbereitet, aus dem Arbeitsleben ausscheiden“. Die Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) empfiehlt allen Berufstätigen, sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen, wie sie die Zeit nach dem Arbeits- und Berufsleben sinnvoll gestalten wollen. Ein ihrer Meinung nach guter Zeitpunkt: idealerweise so früh als möglich, aber…
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Einsamkeit: nicht nur für Ältere ein Thema, im Gegenteil
Die Weihnachtszeit gilt als Zeit der Liebe und der Freude. Doch freuen sich bei weitem nicht alle auf die anstehenden Feiertage. Viele, gerade auch junge und jüngere Menschen, fürchten vielmehr die Einsamkeit, die sich dann verstärkt zeigt. „Einsamkeit zieht sich über alle Altersgruppen hinweg, breitet sich immer weiter aus – man könnte sagen: wie eine Pandemie“, stellt Dr. Georg Gappmayer, Ergotherapeut und Sozialwissenschaftler fest. Einsamkeit ist nicht das Problem Einzelner, es ist vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Thema. Zum einen fehlt es dadurch zunehmend an gesellschaftlichem Miteinander, Zusammenhalt und gegenseitigem Vertrauen, der Basis einer jeden Gemeinschaft. Zum anderen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht zu unterschätzen: Mittlerweile werden die Zusammenhänge zwischen anhaltender Einsamkeit…
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Zum Tag der Menschen mit Behinderung: Blick auf Menschen mit kommunikativen Beeinträchtigungen
Neurologische Erkrankungen, Unfälle, Sauerstoffmangel bei der Geburt oder eine angeborene Gehörlosigkeit können sprachliche und kommunikative Beeinträchtigungen verursachen. „Es ist durch Studien belegt, dass Menschen mit sprachlichen und kommunikativen Beeinträchtigungen nachweislich häufiger von Fehlbehandlungen und anderen, vermeidbaren Schwierigkeiten betroffen sind als Menschen, die sich klar artikulieren können“, verdeutlicht Professorin Hilke Hansen die schwerwiegenden Folgen einer mangelnden Kommunikation zwischen Menschen mit kommunikativen Beeinträchtigungen und Ärzt:innen, Therapeut:innen, Pflegenden und anderen Personen. Gemeinsam mit angehenden Ergotherapeut:innen, weiteren Studierenden und Betroffenen hat die Logopädin das Programm KONTakt ausgearbeitet. Dank einer Förderung durch das niedersächsische Wissenschaftsministerium für innovative Lehre entstand ein open-source Instrument mit Informationen und Materialien wie Lernvideos, die frei zugänglich sind. Die Zahl der…
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Burnout: Vollbremsung von Hundert auf Null
Das Burnout-Syndrom gehört zu dem Feld psychischer Erkrankungen, die weiterhin stark auf dem Vormarsch sind, Arbeitsausfälle verursachen und einen hohen Kostenfaktor darstellen. „Die derzeit angelegten Studien, die als Grundlage für eine standardisierte Diagnostik, Bewertung und Therapie von Burnout als Erkrankung dienen, sind noch nicht vollständig abgeschlossen“, klärt Anke Schreiner, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) über den derzeitigen Stand der Wissenschaft auf. Dass Burnout dennoch behandelt werden muss und behandelt wird, steht außer Frage. Ergotherapeut:innen sind darauf spezialisiert, auf Probleme, die Menschen in ihrem Alltag durch Krankheiten oder Krisen haben, einzugehen und diese gemeinsam mit den Betroffenen zu lösen. Dieses Vorgehen führt oft auch unabhängig von der Diagnose zum…