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Neue Studie
Kurzarbeit stabilisiert in der Corona-Pandemie ganze Branchen, sie hat bislang rechnerisch mindestens eine Million Arbeitsplätze über die Krise gerettet und verhindert, dass zahlreiche Beschäftigte durch Jobverlust drastische Einkommenseinbußen erleiden. Trotzdem ist Kurzarbeit für viele Betroffene eine erhebliche Belastung, knapp die Hälfte verzeichnen deutliche finanzielle Einschränkungen, etwas mehr als die Hälfte haben Existenzängste. Das zeigt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.* So bewerteten 48 Prozent der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter ihre finanzielle Situation im November 2020 als stark belastend – diese Quote ist fast viermal so hoch wie unter sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Kurzarbeit, etwa anderthalb mal so hoch wie unter Selbständigen und nicht viel niedriger als bei…
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Kinderbonus brachte deutlich mehr Konjunktur-‚Wumms‘ als Mehrwertsteuersenkung – und wirkte sozial ausgewogener
Der Kinderbonus hat sich als deutlich effektiveres Instrument zur staatlichen Stützung des privaten Konsums in der Corona-Krise erwiesen als die temporäre Mehrwertsteuersenkung. Der Effekt pro eingesetztem Euro aus öffentlichen Mitteln könnte rund doppelt so groß sein. Darauf deuten nach einer neuen Studie* des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung Ergebnisse einer großen Umfrage hin, die die Wissenschaftler mit Ergebnissen anderer aktueller Analysen abgeglichen haben. Parallel dazu fallen die Verteilungseffekte des Kinderbonus nach der neuen IMK-Studie deutlich günstiger aus als die der Steuersenkung: Die Einmalzahlung erreichte zielgerichtet Haushalte mit Kindern und niedrigen bis mittleren Einkommen, die im Zuge der Pandemie besonders häufig mit zusätzlichen Ausgaben konfrontiert waren. Dagegen nutzten…
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Neue Studie des IMK
Ein staatlicher Transformationsfonds im Umfang von zunächst 120 Milliarden Euro ist sinnvoll, um den für den Klimaschutz notwendigen Investitionen deutscher Unternehmen schnell den nötigen Schub zu geben. Über den kreditfinanzierten Fonds sollte sich der deutsche Staat an Unternehmen beteiligen, die ein klimafreundliches Wirtschaften massiv voranbringen können, denen dazu aber finanzielle Mittel fehlen. Das können etablierte Industriebetriebe sein, die frühzeitig und massiv in klimaneutrale Techniken investieren, beispielsweise grünen Wasserstoff, aber auch Startups, die vielversprechende Geschäftsideen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen verfolgen. Mit dem Fonds können und sollen drei Ziele verfolgt werden: Erstens unterstützen, dass die deutsche Industrie den nötigen Beitrag leisten kann, um die Klimaziele für 2030 und 2050 zu erreichen. Zweitens…
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Neue Werte des IMK-Konjunkturindikators
Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit erneut in eine Rezession gerät, ist trotz der aktuellen Verlängerung und teilweisen Verschärfung des Teil-Lockdowns gesunken. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. In der Drei-Monats-Prognose für Januar bis Ende März zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 10,4 Prozent an – nach 20,9 Prozent im Dezember. Zudem hat sich in den vergangenen Wochen auch die statistische Streuung im Indikator – sie spiegelt die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure wider – reduziert. Sie ist mit aktuell 10,7 Prozent aber weiterhin vergleichsweise hoch und deutet deutlich darauf hin, dass…
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Übernahme durch Finanzinvestoren bringt Unternehmen oft große Belastungen und höheres Insolvenzrisiko
Schwache Beschäftigung, mehr Schulden, weniger Eigenkapital und daher ein höheres Insolvenzrisiko: Unternehmen, die von Finanzinvestoren aufgekauft werden, entwickeln sich in den Jahren nach der Übernahme vergleichsweise schlecht. Das zeigt eine Studie des Finanzierungsexperten Dr. Christoph Scheuplein vom Institut Arbeit und Technik (IAT), die das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Unternehmen seien nach der Übernahme durch einen Finanzinvestor "deutlichen Belastungen" ausgesetzt, schreibt der Wissenschaftler. Besonders betroffen seien Firmen, die von einem Investor zum nächsten weiterverkauft werden, was häufig passiert. Ein solcher Secondary Buyout nach wenigen Jahren erzeuge zusätzlichen Druck – nicht selten verbunden mit erneuten Veränderungen von Unternehmensstrategien, Geschäftsfeldern, Standorten und mit zusätzlichen Schulden. Der Experte…
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IMK skizziert nachhaltigen Weg aus Corona-Krise
Deutschland kann im neuen Jahr trotz des aktuellen Lockdowns auch wirtschaftlich langsam aus der akuten Corona-Krise kommen. Allerdings wird das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 immer noch unter dem Niveau von 2019, vor dem Einbruch durch die Pandemie, liegen. Zudem ist Voraussetzung dafür neben wirksamen Impfungen eine weiterhin aktive Wirtschaftspolitik. Wenn die Politik den enormen Investitionsbedarf von rund 450 Milliarden Euro bis 2030 für die anstehende Dekarbonisierung und Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft zügig und konsequent angeht, können notwendige längerfristige Modernisierung und kurzfristige konjunkturelle Belebung aber Hand in Hand gehen. Bundesregierung und EU haben dafür im abgelaufenen Jahr wichtige Weichen gestellt, der eingeschlagene Weg sollte unbedingt fortgesetzt werden. Die zur Bekämpfung…
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Corona und Arbeitszeit: Lücke zwischen den Geschlechtern bleibt
Die durchschnittliche Erwerbs-Arbeitszeit von Frauen ist im Zuge der Corona-Krise stärker gesunken als die von Männern. Dadurch hat sich die Schere bei den geschlechtsspezifischen Erwerbs-Arbeitszeiten geöffnet: Vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten Frauen im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche weniger als Männer in einem bezahlten Job. Im Herbst 2020 betrug die Differenz bei den tatsächlichen Arbeitszeiten sechs Stunden, damit war sie kaum kleiner als während des ersten Lockdowns im Frühjahr. Bei Erwerbstätigen mit betreuungsbedürftigen Kindern lag die Differenz zwischen Männern und Frauen im Herbst bei elf Stunden pro Woche, vor der Krise waren es zehn und während des ersten Lockdowns im Frühjahr 12 Stunden (Details unten). Das ergeben neue Daten aus…
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Tarifbilanz des WSI-Tarifarchivs
Die Tariflöhne in Deutschland steigen im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 2,0 Prozent (siehe auch Abbildung 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Dies ergibt sich aus der vorläufigen Jahresbilanz des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Angesicht des sehr niedrigen durchschnittlichen Anstiegs der Verbraucherpreise von voraussichtlich nur 0,6 Prozent kommt es so auch 2020 zu einem Reallohnzuwachs von voraussichtlich 1,4 Prozent. Zudem wurden zahlreiche tarifliche Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung in der Corona-Krise sowie zur Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes abgeschlossen. "In Zeiten der Corona-Pandemie leistet die Tarifpolitik damit einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Lohneinkommen, der sich positiv auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung auswirkt", sagt der…
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Neue Ergebnisse der Erwerbspersonenbefragung
Parallel zum Aufflammen des Infektionsgeschehens und zum "Lockdown Light" ist die Empfänglichkeit für Verschwörungsmythen zur Corona-Pandemie in Deutschland deutlich zurückgegangen – um fast ein Drittel. Zugleich hat aber auch die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung in der Bevölkerung spürbar abgenommen. Neben der Angst, an Covid-19 zu erkranken erreicht auch die Sorge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt einen neuen Höchststand. Und das kommt nicht überraschend: Die Zahl der Erwerbspersonen, die durch die Pandemie Einkommensverluste erlitten haben, ist weiter gestiegen. Und besonders häufig betroffen sind Erwerbstätige mit bereits zuvor niedrigen Einkommen, die seltener von Sicherungsmechanismen am Arbeitsmarkt erfasst sind. Damit erhärten sich die Indizien für eine Zunahme der sozialen Ungleichheit im Zuge…
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Corona-Krise verschärft Ungleichheit zwischen hohen und niedrigen Einkommen, auch Mitte droht zurückzufallen
Der Abstand zwischen hohen und niedrigen Einkommen in Deutschland wird durch die Corona-Pandemie weiter wachsen. Denn Erwerbspersonen mit schon vorher niedrigen Einkommen sind im bisherigen Verlauf der Corona-Krise fast doppelt so häufig von Einbußen betroffen wie Menschen mit hohen Einkommen – und sie haben zudem relativ am stärksten an Einkommen verloren. Damit verschärft sich ein Trend, der auch die wirtschaftlich starken 2010er-Jahre gekennzeichnet hat: Die 20 Prozent der Haushalte mit den geringsten Einkünften blieben von einer insgesamt recht positiven Einkommensentwicklung weitgehend abgekoppelt. So lagen im finanziell „untersten“ Zehntel der deutschen Haushalte die mittleren Nettoeinkommen real im Jahr 2017, dem aktuellsten, für das derzeit Daten vorliegen, noch um knapp drei Prozentpunkte…