-
Zukünftige KMK-Präsidentin und CDU-Bildungspolitikerin Karin Prien: „Die Aufbruchsstimmung an den Schulen nutzen“
Die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, hält es für “richtig”, die Schulen trotz Omikron-Welle weiter offen zu halten. In einem Interview mit ZEIT ONLINE sagt die Bildungsministerin aus Schleswig-Holstein: “Bevor also die Kinder wieder zu Hause sitzen, sollten wir andere Stellschrauben drehen: Erwachsene konsequent ins Homeoffice schicken, Diskotheken schließen, wenn nötig den Zutritt zu Restaurants und Kultureinrichtungen stärker begrenzen.”An vielen Schulen beobachte sie trotz Corona-Krise eine “Aufbruchsstimmung”, sagt die CDU-Politikerin. Das “Fenster für Veränderungen” sei offen. “Das müssen wir unbedingt nutzen. Vorstellbar sei eine “ganz neue Struktur von Unterricht, ein deutlich selbstständigeres Arbeiten und eine andere Rhythmisierung des Schulalltags”. Schüler und Schülerinnen könnten zum Beispiel mit digitalen Hilfsmitteln häufiger…
-
„Es wird einen Kahlschlag auf dem Arbeitsmarkt geben“
Die Bundesagentur für Arbeit warnt vor einem nie dagewesenen Arbeitskräftemangel in Deutschland durch den demografischen Wandel. „Es wird einen Kahlschlag auf dem Arbeitsmarkt geben“, sagt Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, im Interview mit ZEIT ONLINE. Jährlich würden bis zu 900.000 Fachkräfte die Bundesrepublik verlassen. Neben Deutschen seien viele Ausländerinnen und Ausländer darunter, die Deutschland nicht halten könne, weil auch Heimatländer wie Polen, Bulgarien oder Rumänien gezielte Rückholaktionen organisierten. Die Lücken am Arbeitsmarkt ließen sich künftig nur noch über Zuwanderung füllen. “Wir brauchen eine gezielte Einwanderungspolitik”, sagte Terzenbach. „Daher müssen wir weltweit auf die Suche gehen.” Deutschland trete in einen echten Wettbewerb mit China, Japan und den angelsächsischen Ländern,…
-
„Fußball kann mehr“ verzichtet auf DFB-Kandidatin
Die Initiative „Fußball kann mehr“ wird zunächst doch keine Kandidatin oder Kandidaten zur Wahl des DFB-Präsidenten aufstellen. Das verraten Katja Kraus und Almuth Schult im Gespräch mit ZEIT ONLINE. Das ehemalige Mitglied im HSV-Vorstand und die Torfrau der deutschen Nationalelf hatten mit anderen Mitstreiterinnen die Initiative im Mai gegründet, um für Gleichberechtigung im Fußball einzutreten. Allgemein war erwartet worden, dass sie eine Kandidatin zur DFB-Wahl ins Rennen schicken. „Die Wahl findet in drei Monaten statt“, sagt Schult, „doch das Ergebnis ist längst abgemacht.“ In der vorigen Woche haben sich die Landes- und Regionalverbände des DFB öffentlich für Bernd Neuendorf, den Präsidenten des Fußballverbandes Mittelrhein, ausgesprochen. „Ich habe den Eindruck“, sagt…
-
Bill Gates: „Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe“
Die Aussetzung von Patenten auf Corona-Impfstoffe hätte nach Auffassung von Bill Gates nicht zu einer weltweit gerechteren Verteilung geführt. Im Interview mit ZEIT ONLINE sagte der Milliardär und Gründer der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung, die weltweit Milliarden in Gesundheitsprogramme und Impfkampagnen investiert: "Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe.“ Weiter betonte er: "Wir werden Mitte 2022 in Impfstoff schwimmen.“ Ironisch fügte er hinzu: "Aber wenn man den Erfindergeist in der Pharmabranche abwürgen will, dann ist das Aussetzen von Patenten brillant. Man sollte immer damit drohen, dass die Firmen keinen Patentschutz haben werden.“ Dass der Corona-Impfstoff weltweit nicht fair verteilt wurde, liegt nach Gates‘ Einschätzung unter anderem daran, dass die…
-
Chef der Jungen Liberalen schlägt „Amazon-Warenkorb für Sozialleistungen“ vor
Jens Teutrine, der für die FDP neu in den Bundestag eingezogen ist, hat sich für mehr Digitalisierung in der Sozialpolitik ausgesprochen. Der 28-Jährige sagte im Interview mit ZEIT ONLINE: "Unser Staat ist an vielen Stellen ein Bürokratiemonster. Das kostet viel Geld und zudem findet sich in einem Bürokratielabyrinth niemand zurecht." Sein Vorschlag: "Warum macht man das also nicht digital, wie bei Amazon? Alle, die berechtigt sind, kriegen einen Zugang und klicken sich dann die Leistungen zusammen, die sie brauchen: Kurse, Förderungen, Hilfe für Klassenfahrten, und so weiter." Das Amt oder ein Algorithmus müsse das dann nur noch per Klick freigeben. Teutrine ist seit 2020 Vorsitzender der Jungen Liberalen und jetzt…
-
Luisa Neubauer: „Keine Partei ist ausreichend bereit, etwas für den Klimaschutz zu tun“
Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer hat sich nach der Bundestagswahl dafür gerechtfertigt, dass die Klimabewegung keine Wahlempfehlung ausgesprochen hat. "Wieso sollten wir eine Wahlempfehlung aussprechen, wenn keine Partei ausreichend dazu bereit ist, etwas für den Klimaschutz zu tun?", sagte Neubauer im exklusiven Gespräch mit ZEIT Campus. Die sich anbahnende Regierungsbildung verfolgt Neubauer mit Sorge. Zwar hätten die Parteien alle ein Klimaziel in ihre Wahlprogramme geschrieben, würden dafür aber keine ausreichenden Maßnahmen vorschlagen. Nun sei die Situation so, "dass zwangsläufig drei Parteien, von denen keine konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz im Wahlprogramm hat, eine Koalition bilden werden". Und weiter: "Wenn sie das 1,5-Grad-Ziel umsetzen wollen, werden sie in ihrem Koalitionsvertrag also radikaler sein…
-
Forscher: Je höher das Erbe, desto niedriger die Erbschaftsteuer
Erben, die mehr als 20 Millionen Euro vermacht bekamen, zahlten zuletzt gerade einmal 2,9 Prozent an Erbschaftsteuer. Das zeigen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung für ZEIT ONLINE. Wer nach Abzug der Freibeträge hingegen nur zwischen 100.000 und 200.000 Euro erbte, musste im Schnitt der Jahre 2015 bis 2018 14,3 Prozent an den Staat abgeben. „Damit wirkt die Erbschaftsteuer in der Praxis regressiv“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Bach, der die Zahlen berechnete. Das heißt: Wer viel erbt, zahlt einen niedrigen Steuersatz. Wer wenig erbt, einen deutlich höheren. Eigentlich verlaufen die Erbschaftsteuertarife progressiv. Auf ein zu versteuerndes Vermögen von über 26 Millionen Euro werden in Steuerklasse eins 30 Prozent fällig, auf…
-
Grüne legen Pläne für europäisches Nachtzugnetz vor
Die Grünen wollen sich für ein umfassendes europäisches Nachtzugnetz einsetzen, um Bahnfahren innerhalb von Europa attraktiver zu machen. Das geht aus einem Konzeptpapier hervor, das mehrere Bundestagsabgeordnete um Fraktionschef Anton Hofreiter erarbeitet haben und ZEIT ONLINE vorliegt. Demnach sollen künftig rund 40 internationale Linien "europaweit mehr als 200, perspektivisch bis zu 500 Großstädte, Mittelzentren und Urlaubsregionen" miteinander verbinden. "Die Bahn ist schon jetzt die klimafreundliche Alternative zum Auto und zum Flugzeug. Ihr Potenzial wird jedoch längst nicht ausgeschöpft", sagte Grünenfraktionschef Hofreiter. Mit einem europäischen Nachtzugsystem könne Europa "wieder enger zusammenrücken". Die Grünen halten Deutschland aufgrund seiner zentralen Lage in Europa für prädestiniert, eine Führungsrolle beim Ausbau des Bahnverkehrs zu übernehmen.…
-
Forscher: Dax-Unternehmen zahlen halb so viele Steuern auf ihre Gewinne wie 1988
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die sogenannte Konzernsteuerquote der Dax-Konzerne in Deutschland halbiert. Das zeigen Berechnungen des Wirtschaftswissenschaftlers Christoph Spengel von der Universität Mannheim für ZEIT ONLINE. Die Konzernsteuerquote gibt an, wie viele Steuern die Konzerne auf ihren globalen Gewinn zahlen, in Deutschland sind das vor allem die Körperschaftsteuer und die Gewerbesteuer. 1988 zahlten die Dax-Unternehmen noch 52,1 Prozent an Steuern. 2020 waren es nur noch 25,7 Prozent. “Die Konzerne wurden in den vergangenen 30 Jahren massiv entlastet”, sagt der Forscher Christoph Spengel. Die Entwicklung sei vor allem Ergebnis politischer Entscheidungen. Gleichzeitig mit der Konzernsteuerquote sank nämlich auch die nominale Steuerlast, die sich aus den von der Politik…
-
Pflegekräfte in Kliniken werden immer wieder Opfer von Gewalt
Viele medizinische Angestellten erleben in ihrem Berufsalltag körperliche Gewalt durch Patientinnen und Angehörige. Das belegt eine Befragung von mehr als 1.000 Pflegekräften, Ärzten und Ärztinnen, die ZEIT ONLINE und dem ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ vorliegt. Darin berichteten 81 Prozent der Befragten, sie seien in ihrem Berufsleben bereits angegriffen worden, eine Reihe von ihnen mehrfach. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, bestätigt sie damit die Ergebnisse früherer Studien zu dem Thema. Selbst wenn es von der Gesellschaft kaum wahrgenommen werde, sei es kein Randphänomen, sagt Kathrin Hüster. Die ehemalige Pflegekraft hat die Umfrage initiiert. "Fast jeder erlebt das. Ich habe schon in der Ausbildung Gewalt erfahren, sie hatte ihren Höhepunkt, als…