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Weitere Ölanschläge in deutschen Museen
Die Vandalismus-Aktion auf die Berliner Museumsinsel, bei der Unbekannte am Tag der Deutschen Einheit über eine Stunde lang unbemerkt rund 70 Kulturgüter mit Öl bespritzen konnten, hatte mehr Vorbilder als bislang bekannt. Nach Recherchen von ZEIT ONLINE und Deutschlandfunk gab es nicht nur im Sommer auf der Wewelsburg bei Paderborn eine ähnliche Tat. Nur zwei Wochen vor der Berliner Attacke wurde ein ähnlicher Vorfall auch im Schloss Cecilienhof in Potsdam entdeckt. Dort sollen Unbekannte unter anderem die Skulptur einer Amazone des französischen Bildhauers Louis Tuaillon attackiert haben. Die Ölspuren erstreckten sich vom Hals des Pferdes, auf dem die Kriegerin sitzt, bis auf deren Oberschenkel. Wie bei den beiden anderen Tatorten…
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Klaus Schwab vom Weltwirtschaftsforum: „Wir müssen den Kapitalismus neu definieren“
Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), fordert eine grundsätzliche Neuausrichtung der Weltwirtschaft: "Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, das widerstandsfähiger, inklusiver und nachhaltiger ist", sagt er im Interview mit ZEIT ONLINE. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass "der Neoliberalismus in seiner jetzigen Form ausgedient hat“. "Der Markt löst allein keine Probleme", sagt Schwab ZEIT ONLINE. Es brauche einen starken Staat für ein System von Regeln, "das ein Überborden in die eine oder andere Richtung verhindert". Schwab spricht sich auch dafür aus, den Kapitalismus neu zu definieren: "Wir dürfen nicht nur das Finanzkapital berücksichtigen, sondern auch das Sozialkapital, das Naturkapital und das menschliche Kapital", sagt Schwab. "Unternehmen, die heute erfolgreich sein wollen, müssen…
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Erneuerbare-Energien-Gesetz: Umweltminister Lies warnt vor „gigantischem Rückschritt“
Der niedersächsische Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) hat die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) als Rückschritt für die Energiewende bezeichnet. Lies fordert eine Anschlussregelung für ältere Windanlagen. "Ich warne vor einem gigantischen Rückschritt bei der Windkraft, sollte der Bund den alten Anlagen eine Übergangshilfe verweigern", sagte Lies ZEIT ONLINE. "Die älteren Anlagen müssen weiterlaufen und wir müssen ihren Output sichern. Sonst erreichen wir unsere Klimaziele nicht.“ Windräder mit einer Leistung von 15.000 Megawatt fallen in den nächsten fünf Jahren aus der Förderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes und sind vom Abschalten bedroht. Für Solaranlagen ist dagegen eine Übergangshilfe in der EEG-Novelle vorgesehen. Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Windkraftanlagen. Zudem kritisierte Lies, dass der EEG-Entwurf…
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Große Mehrheit der Bundesbürger für Lieferkettengesetz
Eine große Mehrheit in Deutschland befürwortet ein Gesetz, das Unternehmen zur Einhaltung der Menschenrechte in ihrer Lieferkette verpflichten soll. 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sprachen sich laut einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap für ein solches Lieferkettengesetz aus. Die Ergebnisse der Befragung lagen ZEIT ONLINE exklusiv vor. Ablehnend äußerten sich lediglich 22 Prozent der Befragten. In Auftrag gegeben hatte die Umfrage die Initiative Lieferkettengesetz, die sich für eine solche Regelung auf Bundesebene einsetzt. Hervor sticht dabei, dass auch unter den Anhängerinnen und Anhängern der Union eine große Mehrheit das Gesetz befürwortet, obwohl der Bundeswirtschaftsminister und CDU-Politiker Peter Altmaier im Kabinett als Gegner der neuen Regelung auftritt. 75 Prozent von…
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Grüne fordern Nachtzug-Sprinter durch Europa
Die Grünen appellieren an die Bundesregierung, sich für Nachtzug-Sprinter durch Europa einzusetzen. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter und Bahnpolitiker Matthias Gastel erarbeitet haben und das ZEIT ONLINE vorliegt. Darin fordern die Grünen außerdem, Bahnunternehmen zu verpflichten, in ihren Buchungsportalen Tickets für europäische Zugverbindungen anzubieten. "Ein internationales Bahnticket zu buchen, muss mindestens so einfach werden wie heute die Buchung eines Flugtickets", heißt es in dem Papier. Eine europäische Bahnagentur soll demnach die Strecken und die Regeln für den Ticketverkauf EU-weit koordinieren. Das sei nötig, weil es privaten Anbietern praktisch nicht möglich sei, für Verbindungen durch mehrere Länder die Preise für die Nutzung der Bahntrassen jeweils einzeln…
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Deutsche haben in der Krise mehr Vertrauen in Politik und Zusammenhalt
Die Deutschen haben wieder mehr Vertrauen in die Politik, in die Demokratie und auch in den Zusammenhalt der Gesellschaft. Das zeigen neue Ergebnisse des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), die ZEIT ONLINE exklusiv vorliegen. Die meisten Bürgerinnen und Bürger kommen demnach nicht nur überraschend gut durch die Krise, auch die Zufriedenheit mit den Entscheidungen der Politik ist hoch. Außerdem haben die Befragten den Eindruck, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei etwas besser geworden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bielefeld und des DIW Berlin befragen in der Langzeitstudie regelmäßig seit April eine repräsentative Auswahl an Menschen in Deutschland, wie die Corona-Pandemie ihr Leben und ihre Einstellungen zu Politik und Demokratie beeinflusst. In der aktuellen Befragung sollten…
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Schadenersatz für Pkw-Maut könnte noch höher ausfallen als bekannt
Die plötzliche Kündigung der Pkw-Mautverträge mit den Unternehmen Kapsch und Eventim kann für den Bund deutlich teurer werden als bisher bekannt. Nach Informationen von ZEIT ONLINE hatte das Bundesverkehrsministerium direkt nach der Kündigung vor einem Jahr ein Geheimgutachten von der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers (PwC) erstellen lassen. Das Gutachten liegt ZEIT ONLINE vor. Die Entschädigungsbeträge bei Kündigung "aus ordnungspolitischen Gründen" schätzen die Experten auf rund 480 bis 776 Millionen Euro. Die Firmen verlangen bislang 560 Millionen Euro Schadensersatz. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat bisher beteuert, die gestellten Forderungen der Firmen seien "falsch und entbehren jeglicher Grundlage." Das Geheimgutachten zeigt nun, dass das Verkehrsministerium bereits kurz nach Kündigung der Verträge mit ähnlichen hohen…
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Janine Wissler will über „Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien nachdenken“
Nach Ansicht der hessischen Fraktionsvorsitzenden der Linken, Janine Wissler, muss die Linkspartei deutlich machen, dass sie eine „grundsätzlich andere Gesellschaft“ will. „Wir wollen vergesellschaften, wir wollen mehr demokratische Kontrolle über alle Bereiche der Daseinsvorsorge“, sagte Wissler ZEIT ONLINE. „Man muss auch über die Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien nachdenken“, fügte sie hinzu. Ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis nach der kommenden Bundestagswahl sieht Wissler kritisch. Ziel linker Politik müsse eine „Umverteilung von gesellschaftlichem Reichtum, soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und eine friedliche Außenpolitik“ sein. „Ob wir das nächstes Jahr in einer gemeinsamen Regierung mit SPD und Grünen erreichen können – da bin ich auf der Bundesebene eher skeptisch“, sagte sie. Es gebe „große Differenzen“ zwischen Linken, SPD…
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Alexis Tsipras fordert entschlossenes Eingreifen der EU
Griechenlands früherer Premierminister Alexis Tsipras fordert ein entschlossenes Eingreifen der EU, um die negativen Folgen der Corona-Krise zu mindern. „Es gibt keine Alternative zur Rettung des Südens“, sagte Tsipras im Interview mit ZEIT ONLINE. Wenn man Europa zusammenhalten wolle, müssten alle Solidarität zeigen. "Die Regierungen des Nordens müssen endlich ihren Gesellschaften erklären, wie sehr auch sie von der Europäischen Union profitieren", ergänzte der Vorsitzende der linken Syriza-Partei. Tsipras bezieht seine Kritik vor allem auf eine Gruppe von Ländern, die sich bisher gegen das Rettungspaket der EU-Kommission in Höhe von 750 Milliarden Euro wehrt. Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande bezeichnen sich als „Die sparsamen Vier“. Die Regierungschefs dieser vier Länder…
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Kinderbetreuung und Hausarbeit: In Zeiten der Pandemie bringen sich die Männer mehr ein als zuvor
Die Corona-Krise anscheinend doch nicht zu der befürchteten Retraditionalisierung der Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern. Das zeigen neue Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die ZEIT ONLINE exklusiv vorliegen. Zwar verrichten Frauen in der Pandemie demnach weiterhin den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung, aber die Männer bringen sich deutlich stärker ein als vor der Krise. Sie haben ihren Anteil an der Familienarbeit durchschnittlich um 120 Prozent gesteigert, wenngleich sie natürlich von einem deutlich niedrigeren Niveau kommen als die Frauen. Die zusätzliche Hausarbeit und Kinderbetreuung in der Corona-Zeit teilen sich beide Geschlechter sogar weitgehend partnerschaftlich auf: Beide verrichten etwa eine halbe Stunde mehr Zeit im Haushalt pro Tag und verbringen knapp 2,5 Stunden…