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Corona-Krise: Bäuerliche Existenzen von Preisverfall bedroht

Nicht nur die Wirte und ihre Beschäftigten trifft die Corona-Krise mit voller Wucht. Auch die Lebensmittelwirtschaft leidet unter dem Shutdown. Mit der Schließung von mehr als 40.000 bayerischen Gastrobetrieben und der Absage der Volksfeste bricht für Landwirtschaft und Ernährungsindustrie ein wichtiger Absatzzweig weg. Den Erzeugern droht ein massiver Preisverfall. Bayerns Milchwirtschaft fordert nun gemeinsam mit der Gastronomie, dem Braugewerbe und dem Lebensmittel-Handwerk klare Signale von der Politik.

Was Bayerns Milchbauern, Molkereien und Käsereien auf den Markt bringen, schätzen Verbraucher und Politik gleichermaßen. Die einen schwören auf den Geschmack und die Qualität der heimischen Produkte. Die anderen sehen die herausragende wirtschaftliche Bedeutung der Milchwirtschaft mit ihren regionalen und internationalen Absatzmärkten.

Mehr als 60 Prozent der Absatzkanäle stark beeinträchtigt
Vor allem aber gilt: Landwirtschaftliche Betriebe sind systemrelevant. Sie sichern die Versorgung der Bevölkerung. Doch nun sind sie selbst bedroht: Der aktuelle Shutdown bedeutet für die Molkereien den Wegfall wichtiger Absatzkanäle und damit für die Bauernfamilien einen Einbruch beim Einkommen.

Beispiel Milchwirtschaft: Rund 40 Prozent der Produkte wie Milch, Butter, Joghurt Rahm und Käse gehen derzeit in Fachgeschäften über die Theke oder werden in Supermärkten und Discountern verkauft. Stolze 60 Prozent jedoch wandern in den Export oder kommen außer Haus auf den Tisch: zur Brotzeit im Biergarten oder auf dem Volksfest und in herzhaften und süßen Gerichten im Restaurant oder Wirtshaus.

Ob Gastronomie, Brauer oder Milchwirtschaft: der Absatzverlust kann nicht aufgeholt werden
Seit Gastrobetriebe geschlossen und Volksfeste abgesagt sind, entfällt dieser Vermarktungsweg – und es gibt keine Chance, den verlorenen Absatz aufzuholen. Hier sieht sich die Milchwirtschaft in einem Boot mit der heimischen Gastronomie – und zum Beispiel der Brauwirtschaft. Bayerns Brauer müssen 20 Prozent Absatzminus durch die Stilllegung der Gastronomie hinnehmen. Und auch im privaten Bereich sinkt der Bierabsatz, schließlich fällt das Grillen mit Freunden genauso flach wie die Gartenparty und das Familienfest.

Der Export wiegt den Verlust im Inland nicht auf. Im Gegenteil, auch hier verzeichnen bayerische Spezialitäten vom Käse bis zum Bier herbe Einbußen – vor allem, weil auch die Gastronomie in den typischen Urlaubsregionen vom Shutdown betroffen ist.

Bayerns Genussbranche in ihrer Existenz bedroht
Damit bedroht der Shutdown nicht nur einzelne Unternehmen, sondern die mittelständische Struktur im bayerischen Lebensmittelsektor. Familiengeführte Traditionsbetriebe und eine lebendige Handwerkskultur zeichnen Bayerns Genussbranche aus. Wird dieser Mittelstand jetzt nicht unterstützt, ist er in seiner Existenz akut gefährdet.

Ohne Öffnung zieht ein massiver Preisverfall heran
„Gerade die gehobene Gastronomie ist ein wichtiger Partner in der Vermarktung unserer Spezialitäten aus Milch und Fleisch", erklärt Alfred Enderle, Vorsitzender des Verwaltungsbeirats des Bayerischen Milchförderungsfonds. Der Fonds gewährt Milcherzeugern im Schadensfall Hilfen und setzt sich für die Milchwirtschaft ein. „Die Bauernfamilien brauchen jetzt klare Signale zur Öffnung der wichtigen Absatzwege neben den Supermärkten und Discountern", betont Enderle. Ohne eine ausgewogene Öffnungsstrategie drohe ein massiver Preisverfall für die Bauernfamilien. Der wochenlange Wegfall von einem erheblichen Teil der Absatzmöglichkeiten könne keinesfalls von den Bauernfamilien alleine aufgefangen werden.

Volle Lager, doch keine Absatzchancen: Corona-Krise drückt den Milchpreis
Bayerns Milchwirtschaft hatte von Anfang an solidarisch und schlagkräftig auf die Corona-Pandemie reagiert. Alle bayerischen Molkereien stellten gemeinsam sicher, dass die gesamte auf den Höfen erzeugte Milch abgeholt und komplett verarbeitet wurde. Das Ziel war, einen zeitlich begrenzten Shutdown zu überstehen und dann die Märkte wieder nahtlos bedienen zu können.

Mit jeder Verlängerung des Shutdowns rückt dieses Ziel jedoch in weitere Ferne. Die Schwächung der Wirtschaft wird sich längere Zeit auf viele Bereiche auswirken – auch auf die Kaufkraft der Menschen. Dadurch gerät auch der Milchmarkt nachhaltig unter Druck. Die Branche geht davon aus, dass die Corona-Krise den Milchpreis beschädigen wird.

Kein Urlaub auf dem Bauernhof: Mit dem Shutdown entfällt ein weiterer Erwerbszweig für Bayerns Landwirte
Auch der Urlaub auf dem Bauernhof ist vom Shutdown betroffen: ein wichtiger Erwerbszweig für tausende bäuerliche Betriebe in Bayern. Das Standbein im Tourismus sicherte bislang nicht nur vielen Bauernfamilien ein Einkommen. Es stärkte zudem den ländlichen Raum. Hier zumindest gibt es einen Silberstreif am Horizont: Ein „Urlaub dahoam“, im Erholungs-, Freizeit- und Genussland Bayern, käme den heimischen Anbietern zugute.

Über Bayerischer Bauernverband

Der Bayerische Milchförderungsfonds (MFF) wurde 1969 als berufsständische Selbsthilfeeinrichtung der bayerischen Milcherzeuger gegründet. Träger sind der Bayerische Bauernverband, der Genossenschaftsverband Bayern e.V. und der Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft e.V.. Die Mittel des Bayerischen Milchförderungsfonds kommen ausschließlich den Milcherzeugern zugute. Der Bayerischer Brauerbund e.V., der DEHOGA Bayern e.V. und die schwäbische Handwerkskammer wenden sich gemeinsam mit dem MFF an die Öffentlichkeit, um ihrer Sorge bzgl. der gesamten Kette der Bayerischen Ernährungswirtschaft Ausdruck zu verleihen.

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