Verbraucher & Recht

Innovationen bei E-Mobilität und beim autonomen Fahren rasant gestiegen

Seit dem Abgasskandal in der Automobilindustrie Ende 2015 hat die Innovationstätigkeit zur Elektromobilität in Deutschland deutlich an Fahrt aufgenommen. Im Jahr 2019 veröffentlichten das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) und das Europäische Patentamt (EPA) 660 Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland, die sich direkt auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb beziehen – 42 Prozent mehr als noch 2017. Auch bei den Schlüsseltechnologien zur Stromversorgung von Elektrofahrzeugen – Batterien und Brennstoffzellen – hat die Innovationstätigkeit stark zugelegt: In der Batterietechnik lag die Zahl der veröffentlichten Anmeldungen bei 2 684 und damit um 41 Prozent höher als 2017. Bei Brennstoffzellen waren es im selben Zeitraum 848 veröffentlichte Anmeldungen – ein Plus von 18 Prozent. Patentanmeldungen werden in der Regel 18 Monate nach Einreichung veröffentlicht; bis sie sich als veröffentlicht in der Statistik niederschlagen vergehen also eineinhalb Jahre. „Die Anmeldedynamik bei der Elektromobilität und den zugehörigen Schlüsseltechnologien ist beeindruckend“, sagte DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer. „Die Elektromobilität hat bei den Herstellern in den vergangenen Jahren offensichtlich stark an Bedeutung gewonnen.“ Die Zahlen ließen vermuten, dass Automobilunternehmen nach dem Abgasskandal 2015 Entwicklungsressourcen vom Verbrennungsmotor hin zu den neuen Antriebstechniken umgeschichtet hätten. Die Zahl der Anmeldungen zum Verbrennungsmotor war im vergangenen Jahr um 13 Prozent niedriger als noch 2017.

Auch längerfristig zeigt der Trend beim Elektroantrieb und in der Batterietechnik deutlich nach oben. In beiden Technologiebereichen wurden 2019 mehr als dreimal so viele Patentanmeldungen veröffentlicht wie vor zehn Jahren. Bei Brennstoffzellen ist der langfristige Trend, bei gelegentlichen Auf- und Abwärtsbewegungen, ebenfalls insgesamt positiv. Allerdings lassen die Zahlen darauf schließen, dass die meisten Hersteller bei der Elektromobilität derzeit noch stärker auf Batterien als auf Brennstoffzellen setzen. Anmeldungen zum Verbrennungsmotor sind dagegen auch in der Langfristbetrachtung leicht rückläufig.

Japan bei Brennstoffzellen vorne

Deutsche Hersteller dominieren die Innovationslandschaft auf ihrem Heimatmarkt in den genannten Technologien weitgehend. Aus Deutschland kamen im vergangenen Jahr fast die Hälfte aller Patentanmeldungen zum Elektroantrieb (47,4 Prozent), darauf folgten Japan (17,0 Prozent), die USA (13,6 Prozent), China (4,7 Prozent) und die Republik Korea (3,6 Prozent). Im Hersteller-Ranking lag mit der AUDI AG ein deutscher Anbieter vorn. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die japanische Toyota Jidosha K.K. und die amerikanische Ford Global Technologies, LLC. Auf Platz 4 und 5 lagen mit der Bayerische Motoren Werke AG und der Robert Bosch GmbH wieder zwei deutsche Anmelder.

Bei der Batterietechnik nahm Deutschland mit fast einem Drittel aller Anmeldungen (29,7 Prozent) ebenfalls Platz 1 ein, wieder vor Japan (21,4 Prozent), der Republik Korea (20,2 Prozent), den USA (12,0 Prozent) und China (8,7 Prozent). Das Unternehmens-Ranking führte allerdings die koreanische LG Chem, Ltd. an, vor Bosch und BMW auf den Plätzen 2 und 3.

Lediglich auf Platz 2 lag Deutschland bei der Brennstoffzellentechnik (29,8 Prozent). Führend war hier Japan mit mehr als einem Drittel aller Anmeldungen (37,9 Prozent). Auf den Plätzen 3 bis 5 folgten die USA (13,1 Prozent), die Republik Korea (7,5 Prozent) und Frankreich (4,2 Prozent). Unter den Herstellern führte Toyota die Top-Liste an, danach positionierten sich Audi und Bosch.

Bei den Anmeldungen zum Verbrennungsmotor lag Deutschland wiederum mit großem Abstand vorn (43,8 Prozent). Es folgten Japan (21,1 Prozent), die USA (18,4 Prozent), die Republik Korea (3,0 Prozent) und Frankreich (2,4 Prozent). Folgerichtig führte auch ein deutsches Unternehmen das Hersteller-Ranking an: die Robert Bosch GmbH. Die weiteren Plätze belegten Ford und die Schaeffler Technologies AG & Co. KG.

Deutschland und USA führend beim autonomen Fahren

Neben den Antriebstechniken nahm das DPMA die Innovationslandschaft auch in Bezug auf das sogenannte autonome Fahren in den Blick. Hierzu zählt nicht nur die automatisierte, teilweise oder durchgängige Ausführung von dynamischen Fahraufgaben (fahrerloses Fahren), sondern es werden auch Vorrichtungen und Verfahren berücksichtigt, die den Fahrer bei der Fahrzeugkontrolle unterstützen oder ihm Teilaufgaben abnehmen. Auch hier ging die Anmeldeentwicklung in den vergangenen zehn Jahren steil nach oben: 2010 hatten DPMA und EPA noch 1180 Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland in den Technikklassen veröffentlicht, die dem autonomen Fahren zugerechnet werden. Im vergangenen Jahr waren es bereits 4265 – mehr als dreieinhalb Mal so viele.

Der weitaus größte Anteil der Anmeldungen (43,0 Prozent) kam 2019 auch in diesem Bereich von deutschen Unternehmen. Mit Bosch (Platz 1), BMW (Platz 3) und der Daimler AG (Platz 4) positionierten sich auch drei deutsche Hersteller im Ranking ganz oben. Auf Platz zwei liegen die USA mit 20,1 Prozent der Anmeldungen. Mit Ford und der GM Global Technology Operations LLC komplettieren zwei amerikanische Unternehmen die Top-5 der Anmelder-Rangliste. Anzumerken ist, dass es weder eine allgemein gültige Definition noch eine spezielle Technologieklasse für die Zuordnung von Patentdokumenten zum autonomen Fahren gibt. Eine scharfe Abgrenzung zu anderen Technikgebieten ist deshalb nicht möglich.

DPMA-Präsidentin: Wettlauf um Technologieführerschaft

„Dass deutsche Hersteller bei den Patentanmeldezahlen auf ihrem Heimatmarkt in vielen Bereichen vorne liegen, stimmt mich für die Zukunft optimistisch. Die Zahlen zeigen aber auch, dass es vor allem in Asien und den USA starke Konkurrenten gibt, die um die Technologieführerschaft ringen und diesen neuen Markt ebenfalls für sich erobern wollen“, sagte Cornelia Rudloff-Schäffer. „Der Automobilmarkt ist im Umbruch und der Wettlauf um die Marktführerschaft bei den zukünftigen Schlüsseltechnologien läuft“, fügte die DPMA-Präsidentin hinzu. „Wie er ausgeht, ist offen – zumal derzeit noch nicht absehbar ist, wie sich die Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch auf die Innovationstätigkeit auswirken wird.“

Das Deutsche Patent- und Markenamt

Erfindergeist und Kreativität brauchen wirksamen Schutz. Das DPMA ist das deutsche Kompetenzzentrum für alle Schutzrechte des geistigen Eigentums – für Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs. Als größtes nationales Patentamt in Europa und fünftgrößtes nationales Patentamt der Welt steht es für die Zukunft des Erfinderlandes Deutschland in einer globalisierten Wirtschaft. Seine knapp 2 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten – München, Jena und Berlin – sind Dienstleister für Erfinder und Unternehmen. Sie setzen Innovationsstrategien des Bundes um und entwickeln die nationalen, europäischen und internationalen Schutzsysteme weiter. Weitere Informationen unter www.dpma.de

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