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Adventisten nehmen Stellung zu Rassismus, Kastenwesen, Stammesdenken und Ethnozentrismus

| APD | Das Leitungsgremium der weltweiten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (ADCOM) hat am 15. September eine Erklärung zu zwischenmenschlichen Beziehungen, Rassismus, Kastenwesen, Stammesdenken und Ethnozentrismus verabschiedet. Aufgrund der jüngsten Ereignisse in Nordamerika hatte der Ausschuss für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit (PARL) zu einer solchen Stellungnahme gedrängt.

Büro für öffentliche Angelegenheiten (PARL) initiiert Stellungnahme
Ganoune Diop, PARL-Direktor am Sitz der Weltkirchenleitung, erklärt, warum diese Stellungnahme im heutigen Klima wichtig sei und verwies dabei auf das weltweit gestiegene Bewusstsein für die „Rassismus-Pandemie". „Wenn es um die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten geht, haben wir in unserer DNA das Konzept der Gleichheit, weil wir zu denen gehören, die an die Schöpfung glauben", so Diop. Es gebe nur eine Menschheit und Rassismus sei die Verleugnung der Menschenwürde einer nach dem Bild Gottes geschaffenen Person. Die Prinzipien und Werte, die die Freikirche kennzeichne, bedeuteten, dass „unsere Stimme in dieser Frage gehört werden sollte“. Die Herausforderung für alle Adventisten bestehe darin, diesem Ideal gerecht zu werden.

Stimmen der Weltkirchenleitung
Ella Simmons, eine Vizepräsidentin der Weltkirchenleitung, leitete das Gremium, das die Erklärung mit dem Titel „Eine Menschheit: Stellungnahme zu zwischenmenschlichen Beziehungen, Rassismus, Kastenwesen, Stammesdenken und Ethnozentrismus“ erarbeitete.  Sie betont, dieses Dokument solle nicht nur Fragen des Rassismus in einer bestimmten Region ansprechen, sondern ebenso globale Fragen der Diskriminierung. Weiter sagte sie: „Obwohl Rassismus in den Vereinigten Staaten einen einzigartigen Charakter hat, ist Rassismus, egal wie er genannt wird, ein globales Phänomen. Angesichts des globalen Charakters unserer Freikirche und des weltweiten Erwachens in Anbetracht der anhaltenden Demonstrationen von Rassismus war es notwendig, eine Erklärung zu verfassen, die sich nicht nur auf eine bestimmte Regionen der Welt konzentriert, sondern die Beziehung und den Zusammenhang dieser Themen weltweit anerkennt.“

Der Präsident der Adventisten, Ted N.C. Wilson, unterstützt die Erklärung und meinte, es sei „eine kraftvolle Erklärung, um … der Welt zu zeigen, dass wir eine Menschheit sind, wenn Christus die Kontrolle über unser Leben übernimmt“.

Kritik an der Stellungnahme
Ganz anders sieht es der Afro-Amerikaner Christopher C. Thompson, Direktor für Kommunikation und Marketing beim adventistischen Fernsehsender „Breath of Life“ (Atem des Lebens). Das TV-Programm wendet sich seit 1974 vornehmlich an afro-amerikanische Zuschauer. „Beim Lesen der Erklärung hatte ich das Gefühl, der Autor zwinkert mir zu. Er winkt mir nicht zu oder ruft mir zu, sondern zwinkert mir einfach nur genervt zu.“ Thompson frage sich, warum es so schwer sei, das Problem direkt anzusprechen. „Ich wünschte, die Autoren hätten die Namen der Opfer genannt, die in sinnlosen Gewalttaten getötet wurden.“ Es gehe um das Leben von George Floyd, Breonna Taylor, Ahmaud Arbery und all die anderen. Es müsse ein spezifisches, direktes und offenes Eingeständnis des Unrechts geben.

Und dann sei da noch das Problem der Entschuldigung. „Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt: „Es tut mir leid, dass ich Ihnen wehgetan habe“?“ Die Version der Weltkirchenleitung sei eine halbherzige Anerkennung des Leids und zitiert aus dem Dokument: „Wir entschuldigen uns, wenn wir in der Vergangenheit in diesen Angelegenheiten nicht mutig genug gesprochen oder gehandelt haben". Thompson entgegnet: „Sie haben überhaupt nichts gesagt, noch gehandelt. Und in Ihrem Schweigen demonstrierten Sie Ihre Komplizenschaft und beschämten diejenigen von uns, die Familienmitglieder, Freunde, Kollegen und Nachbarn haben, die das kollektive Schweigen und die Untätigkeit zur Kenntnis genommen haben. Die Erklärung klingt fast mitfühlend, aber letztlich hohl. Allgemeine, nebulöse Aussagen sprechen eigentlich niemanden an.“

Erwartung an Würde und Respekt jedem Menschen gegenüber
Die Verantwortungsträger der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten glauben jedoch, dass diese neue Erklärung ein Aufruf an jedes adventistische Kirchenmitglied sei, die Liebe und den Frieden Christi in ihren Gemeinden zu demonstrieren. Simmons unterstreicht: „Dies ist mehr als eine Erklärung.“ Es sei eine deutliche Deklaration der Position der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu menschlichen Beziehungen. Es sei die Veranschaulichung von Gottes Ruf an sein Volk, wie es die christliche Liebe in die Tat umsetzen sollte. Es sei eine dringende Erwartung und ein klarer Ausdruck dessen, wie sie als Kirche zusammenleben werden und was sie dem Rest der Welt vorleben werden, wo immer sie auch seien. Und Kirchenpräsident Wilson fügt hinzu: „Die Kirchenmitglieder werden Gelegenheit haben, dies im wirklichen Leben zu demonstrieren, jeder Einzelne von uns und die Kirche als Ganzes auf der ganzen Welt. Gott wird alle Mittel bereitstellen, die notwendig sind, um den Menschen zu zeigen, dass wir, wenn Christus die Kontrolle hat, jedem Menschen Würde und Respekt erweisen können.“

Zum Originaldokument in englischer Sprache:
https://www.adventist.org/articles/one-humanity-a-human-relations-statement-addressing-racism-casteism-tribalism-and-ethnocentrism/

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