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Anhaltende Coronapandemie und Regierungspolitik belasten mexikanische Privatwirtschaft

Wie die meisten lateinamerikanischen Länder stürzte auch Mexiko im vergangenen Jahr in eine tiefe Rezession. Die jüngsten Zahlen des IWF (Januar 2021) prognostizieren für 2020 einen Rückgang in Höhe von 8,5 %. Damit liegt das Land noch unterhalb des Durchschnitts der Region, die im vergangenen Jahr die weltweit schwächste Wirtschaftsleistung aufwies.

Ein derart schwaches Wachstum mag überraschen, da sich die Coronapolitik in Mexiko – wie auch in Brasilien – durch vergleichsweise lockere Maßnahmen auszeichnete. Doch neben der anhaltenden Gesundheitskrise sieht der Kreditversicherer Credendo auch andere Faktoren mit deutlichen negativen Auswirkungen auf die mexikanische Konjunktur. So wurden die Regeln für Investoren mehrfach geändert, was zu hoher Unsicherheit und niedrigeren Investitionen in die mexikanische Wirtschaft geführt hat. Niedrigere Investitionen führen im Allgemeinen zu niedrigerem Wirtschaftswachstum. Die Länderanalysten von Credendo nennen verschiedene Beispiele: verworfene Pläne für einen Flughafen und eine Brauerei, die bereits teilweise fertiggestellt waren, annullierte Stromauktionen, abgeänderte Gaspipelineverträge sowie neue Kennzeichnungsvorschriften für Hersteller verarbeiteter Lebensmittel. Dazu wird die mexikanische Wirtschaft durch ein Sparprogramm gebremst, mit dem die Regierung dem Abschwung entgegenwirken will. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zu vielen anderen Staaten, die Ausgaben deutlich erhöhen. 

Für die kommenden Jahre wird eine im weltweiten Vergleich eher schwache wirtschaftliche Erholung Mexikos prognostiziert, für 2021 wird ein reales BIP-Wachstum von 4,3 % und für 2022 von 2,5 % erwartet. Darüber hinaus wird die Erholung in erster Linie auf die Auswirkungen eines umfangreichen US-Konjunkturpakets zurückzuführen sein, das zu stärkerem Wirtschaftswachstum in den USA und damit zu einem Anstieg mexikanischer Exporte und höheren Rücküberweisungen führen wird. Gleichzeitig werden die Aussichten angesichts potenzieller weiterer Coronawellen von hoher Unsicherheit getrübt. Anfang Januar hatte Mexiko einen rapiden Anstieg neuer Coronafälle zu verzeichnen, was auf eine zweite Welle hindeutet. Zwar hat das Land sein Impfprogramm relativ früh gestartet (Ende Dezember 2020), doch war es bisher nicht in der Lage, ausreichend Impfstoffe für die gesamte Bevölkerung zu beschaffen. Des Weiteren könnte es in Verbindung mit der Wirksamkeit der Impfstoffe (etwa gegen die sog. brasilianische Variante), der Verfügbarkeit und der Geschwindigkeit der Impfungen in den USA und in Mexiko zu Rückschlägen kommen, die die Wirtschatstätigkeit in den kommenden Monaten beeinträchtigen.

Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaausbruchs, meist in Form von lokal begrenzten Lockdowns und Einschränkungen, bringen zahlreiche Unternehmen in eine prekäre Lage. Hinzu kommt, dass die Regierung in nur sehr begrenztem Maße Hilfen für den Privatsektor bereitstellt. Die von Mexiko zur Bekämpfung der Krise zusätzlich aufgewendeten Ausgaben beliefen sich auf lediglich 0,7 % des BIP und bestanden in erster Linie aus Darlehen an ärmere Haushalte. Im Vergleich dazu beliefen sich die Ausgaben in Brasilien auf 8 % des BIP, während der Durchschnitt in Schwellenländern bei 4 % des BIP lag. Außerdem trifft die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador Entscheidungen, die der Privatwirtschaft zusätzlich schaden: Sie befürwortet eine größere Rolle des Staates in der Wirtschaft und schreckt dabei nicht vor der Abänderung von Verträgen und der Einführung neuer Regeln und Kontrollen zurück. Als Beispiele nennt Credendo etwa eine auf große Unternehmen abzielende Steuererhebungsoffensive, ein geplantes Verbot der Auslagerung von Arbeitsplätzen sowie eine Anhebung des Mindestlohns um 15 % im Jahr 2021. Aus diesen Gründen dürfte es in den kommenden Monaten in der mexikanischen Privatwirtschaft zu weiteren Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten kommen.

Auch die Haushaltslage hat sich durch die Pandemie verschlechtert, allerdings in geringerem Maße als in den meisten anderen Staaten. Die Staatsverschuldung lag Ende 2019 bei moderaten 53,7 % des BIP und dürfte zum Jahresende 2020 auf etwa 65,5 % des BIP angestiegen sein. Dies ist insbesondere auf den deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung und die Abwertung des mexikanischen Pesos zurückzuführen, was das mexikanische Haushaltsdefizit 2020 auf 5,8 % des BIP ansteigen ließ. Die Staatsverschuldung dürfte in den kommenden Jahren bei rund 65 % verbleiben, einem erhöhten, aber nicht untragbaren Wert, während für den gleichen Zeitraum mit einem relativ niedrigen Haushaltsdefizit gerechnet wird (-3,4 % des BIP im Jahr 2021). 

Gleichzeitig könnten die Regierungen einiger Bundesstaaten in Zahlungsschwierigkeiten geraten, da die bisher zur Abmilderung der Corona-Effekte auf die Privatwirtschaft bereitgestellten Maßnahmen auf Bundesstaatebene getroffen werden. Zahlreiche mexikanische Bundesstaaten sind jedoch hoch verschuldet und dürften in den kommenden Monaten nur sehr eingeschränkt in der Lage sein, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. 

Das mittel- bis langfristige politische Risiko Mexikos wird von Credendo seit über zehn Jahren unverändert in Kategorie 3/7 eingestuft. "Diese moderate Risikobewertung ergibt sich einerseits aus der moderaten Auslandsverschuldung und Schuldendienstquote, dem niedrigen Leistungsbilanzdefizit, der immer noch tragfähigen öffentlichen Haushaltslage und der Diversifizierung der Wirtschaft", erläutert Credendo-Deutschlandchef Karsten Koch. "Andererseits wird das schwache Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre und die erhebliche ökonomische Abhängigkeit von den USA in Betracht gezogen." Das kurzfristige politische Risiko wird in Kategorie 2/7 eingestuft, was auf dem adäquaten Niveau der Währungsreserven und der relativ niedrigen kurzfristigen Auslandsverschuldung beruht. "Ungeachtet eines herausfordernden globalen Umfelds bleibt der Ausblick für beide Risikobewertungen stabil und wir können und werden unsere Kunden weiterhin bei der Absicherung von Exporten nach Mexiko unterstützen", so Koch abschließend. 

Über Credendo Short-Term Non-EU Risks

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