Gesundheit & Medizin

HPV-positiv: Was nun?

Seit der Änderung der Routine-Krebsfrüherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs werden vermehrt Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) entdeckt. Solche positiven Testergebnisse verunsichern viele Frauen, erfordern jedoch häufig keine Behandlung.

Zum 01.01.2020 hat sich das gesetzliche Früherkennungsprogramm auf Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) geändert. Vor der Umstellung waren jährliche Abstrichuntersuchungen (Pap-Abstrich) für alle Frauen ab 20 Jahren empfohlen. Ein Test auf humane Papillomviren (HPV) wurde dagegen nicht routinemäßig durchgeführt.
Diese Empfehlung gilt inzwischen nur noch für Frauen bis 34 Jahre. Für Frauen ab 35 Jahren ist seit Januar 2020 der HPV-Test fester Bestandteil der Früherkennung. Die Häufigkeit und Art der Kontrolluntersuchungen richtet sich auch danach, ob eine HPV-Infektion festgestellt wird oder nicht.

Ist der Pap-Abstrich unauffällig und keine Infektion mit HPV festzustellen (negativer HPV-Test), werden Frauen ab 35 Jahren nur noch alle drei Jahre untersucht. Ein positiver HPV-Test weist dagegen auf eine klinisch relevante HPV-Infektion am Gebärmutterhals hin, verbunden mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Gewebeveränderung. In diesem Fall wird die nächste Kontrolle bereits nach einem Jahr durchgeführt. Ist der HPV-Test dann immer noch positiv, folgt innerhalb von drei Monaten eine Untersuchung mit einer speziellen Lupenvergrößerung (Kolposkopie) zur Abklärung, ob Gewebeveränderungen vorliegen.

Deutlich häufiger HPV-Tests

Bei vielen Frauen wurde infolge der geänderten Regelung im vergangenen Jahr erstmals ein HPV-Test durchgeführt. Die Folge: Es wurden vermehrt HPV-Infektionen am Gebärmutterhals festgestellt, die nicht zu einem auffälligen Pap-Abstrich geführt hatten. Vor diesem Hintergrund fragen sich viele Frauen, was das HPV-Testergebnis für sie praktisch bedeutet.

"Die gute Nachricht ist, dass ein positives Testergebnis nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen ist", erläutert Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. "Eine HPV-Infektion verläuft häufig symptomlos und wird vom Immunsystem nach einiger Zeit überwunden." Nur bei einem kleinen Anteil der länger andauernden Infektionen kommt es tatsächlich zu Gewebeveränderungen, die Krebsvorstufen für Gebärmutterhalskrebs sein können. Der HPV-Test hilft vor allem bei der Risikoabschätzung.

Der Krebsinformationsdienst beantwortet seit 35 Jahren Fragen zum Thema Krebs telefonisch unter 0800 – 420 30 40 und per E-Mail unter krebsinformationsdienst@dkfz.de täglich und kostenlos von 8 bis 20 Uhr.

Bei leichten Gewebeveränderungen nur weitere Kontrollen

Gering ausgeprägte Gewebeveränderungen bilden sich möglicherweise von selbst wieder zurück und werden daher zunächst nur mit verschiedenen Untersuchungen erneut kontrolliert. Dazu gehören neben dem Pap-Abstrich auch der HPV-Test oder die Kolposkopie. Bei stärker ausgeprägten Veränderungen kann es sich aber um Krebsvorstufen handeln, die sich meist nicht mehr zurückbilden. Wegen der Gefahr der Weiterentwicklung zu Gebärmutterhalskrebs werden sie vorsorglich entfernt.

Reine HPV-Infektion nicht behandlungsbedürftig

"Eine HPV-Infektion allein erfordert keine Behandlung", erläutert Weg-Remers weiter. "Sicherheitshalber wird nach den seit Januar 2020 gültigen Empfehlungen bei länger anhaltender Infektion genauer untersucht, ob Gewebeveränderungen vorliegen. Ist das nicht der Fall, kann Entwarnung gegeben werden." Aktuelle Informationen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs stellt der Krebsinformationsdienst auf einem Infoblatt zur Verfügung, online unter https://www.krebsinformationsdienst.de/…

Infektionszeitpunkt bleibt häufig unklar

Da Infektionen mit humanen Papillomviren in der Bevölkerung sehr verbreitet sind, sind auch Ansteckungen beim Geschlechtsverkehr vergleichsweise häufig. Weil die Infektion keine Beschwerden verursacht, lässt sich oft kaum nachvollziehen, bei welchem sexuellen Kontakt eine Infektion stattgefunden hat. Der Infektionszeitpunkt kann bei einer aktuell festgestellten HPV-Infektion schon Jahre zurückliegen. Außerhalb von sexuellen Kontakten werden HP-Viren so gut wie nie übertragen.

Über Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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