Medien

Film- und Medienstiftung NRW fördert sieben Hörspielprojekte

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt eine Produktionsförderung und sechs Arbeitsstipendien für sieben Hörspielprojekte in Höhe von insgesamt 34.000 Euro. Die entsprechenden Empfehlungen erarbeitete der Beraterstab in der ersten Video-Sitzung des laufenden Jahres.

Produktionsförderung

„Unter schwarzer Flagge – Das Leben der Anne Bonny“ von Anne-M. Keßel, 5.000 Euro
Die Hörspielserie ist als ein temporeiches und emotionales historisches Adventure-Hörspiel angelegt, das sich an die reale Biografie der berühmtesten Piratin der Welt, Anne Bonny, anlehnt. Entstehen soll eine spannende Abenteuergeschichte in der Karibik im „goldenen Zeitalter“ der Piraterie zwischen 1690 und 1730, mit einer weiblichen Hauptfigur, die aus den Konventionen ihrer damaligen Zeit ausbrach. Erst als Mann verkleidet, später ganz offen als Frau, ging Anne Bonny als „Schrecken der Karibik“ in die Geschichte ein. Gefördert wird die Pilotfolge. 

Arbeitsstipendien

„K.I.T.A. – Das Menschenmögliche. Eine Mockumentary“ von Antje Vowinckel und Carina Pesch, 6.000 Euro
Die beiden Autorinnen planen eine Mockumentary, die die Hörenden erleben lässt, wie Roboter Kinder betreuen. Die Entwickler*innen der Firma Ai Ai in San Francisco loben die Vorteile ihres intelligenten Nanny-Systems, während in Hamburg das staatlich geförderte Pilotprojekt K.I.T.A erstmals vom pädagogischen Personal eingesetzt wird. U. a. Eltern sprechen über die Motivationen, ihre Kinder dort unterzubringen; sie geben Stimmproben ab, damit die K.I. diese für sie adaptiert und die K.I.T.A-Chefin erinnert an Traumata, die manche Kinder mit ihren echten Eltern erleben. Kritische Fragen zur Entwicklung der Kinder werden nicht thematisiert. Diese zu beantworten, bleibt den den Hörenden überlassen. 

„Der letzte Sommer (AT)“ von Marianne Zückler, 5.000 Euro
Das Hörspiel erzählt die Geschichte eines Abschieds von Mutter und Tochter in der Pandemiezeit, schwankend zwischen vorsichtiger Annäherung, Nicht-loslassen-können und Nicht-gehen-können. Irene begleitet ihre im Seniorenheim lebende Mutter Charlotte in der letzten Lebensphase. Ihre schwierige Beziehung verändert sich unter den Bedingungen der Corona-Krise. Dabei tragen die Kontaktbeschränkungen überraschenderweise zur Annäherung in der verkanteten Beziehung der beiden bei. 

„I feel stupid and contagious, here we are now, entertain us! – akustisches Tagebuch einer Pubertät im Lockdown“ von Eva-Maria Baumeister, 5.000 Euro
Ein Hörstück an der Schnittstelle von Hörspiel und Feature, das ungehörten Stimmen und missachteten Sehnsüchten von Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Kontexten während bzw. nach dem Lockdown einen akustischen Raum schafft. Die Autorin konzentriert sich dabei auf Jugendliche in der Pubertät. Das Ausgangsmaterial bilden Fieldrecordings, O-Töne und Musikstücke oder -fragmente, die die Jugendlichen selber in Form eines akustischen Tagebuchs über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten in ihrem Alltag sammeln. 

„Straight Acting“ von Noam Brusilovsky, 5.000 Euro
Basierend auf Interviews und Berichten von Schauspieler*innen, wird der Autor in seiner fiktiven Dokumentation von einer Schauspielschule erzählen, an der die Spielregeln des heteronormativen Regimes unterrichtet werden. Vom Vorsprechen an bis zum Abschluss als „Diplom-Schauspieler“ begleitet das Stück sechs Schauspielstudierende aus dem LGBT*-Spektrum und portraitiert ihre Fortschritte im Verlauf ihrer Ausbildung. 

„The End of Love“ von Josefine Rieks, 5.000 Euro
Diese Hörspielserie spielt 1967, am Vorabend der sexuellen Revolution, in der Kölner Südstadt: Die junge Psychologin Annelie eröffnet eine Praxis für Eheberatung und Paartherapie. In einer Zeit in der nur 8% aller Ehen geschieden werden, ist die Praxis Anfeindungen und christlich-konservativer Kritik ausgesetzt. Das kann aber nicht verhindern, dass sich immer mehr Ehepaare entschließen das Angebot anzunehmen. Die in der Therapie verhandelten Probleme der Liebe und der Ehe sind insbesondere Treue, Langeweile, Sexualität. Dabei brechen psychische und physische Gewalt, Vereinbarkeit von Beruf und Familie zugespitzt in der restriktiven westdeutschen Nachkriegsgesellschaft auf.  

„Agenturjahre sind wie Hundejahre“ von Andreas Koch, 3.000 Euro
Der Autor siedelt das Stück in der ihm wohlbekannten Werbebranche an. Seine Ausgangsthese ist, dass Dienstleister*innen in der Kreativ-Wirtschaft immer mehr die Warenförmigkeit der Produkte und Dienstleistungen verkörpern, deren Inhalte sie kommunizieren. Die Hörenden begleiten den Einstieg einer Person in die Branche vom Bewerbungsgespräch hin zu seinen Tätigkeiten in einer fiktiven Agentur. Zudem wandert die Hauptfigur mittels eines inneren Dialogs durch eine abstrakte Landschaft der Agenturarbeit und Selbstbeobachtung. 

Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Hannah Georgi, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 14. Mai 2021

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