Bauen & Wohnen

Dachdeckerhandwerk BW: Grün-Schwarz will Gründächer fördern

Die erste klimaneutrale Wirtschaft der Welt: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat in der vergangenen Woche seine Agenda für die kommenden fünf Jahre vorgestellt. In den Mittelpunkt stellte er darin den Umweltschutz. "Klimaschutz ist die Menschheitsaufgabe Nummer eins", so Kretschmann. Neben einer breit angelegten Solarpflicht sollen auch Gründächern einen wesentlichen Beitrag leisten.

Was plant die Landesregierung laut Koalitionsvertrag?

Aufgrund der Folgen des Klimawandels kommt den Grün- und Wasserflächen in den Städten im Sinne einer „doppelten Innenentwicklung“ eine immer größere Bedeutung zu. Deshalb müssen verschiedene Flächennutzungen zum Zwecke der Klimaresilienz miteinander verknüpft werden. Daher will die neue Landesregierung Stadtgrün, Parks und Grünanlagen im Rahmen der Städtebauförderung berücksichtigen. Gebäude(dächer), Grünflächen, aber auch Straßenräume sollen zukunftsfähig gestaltet werden, beispielsweise durch Nutzbarkeit als Retentionsflächen. Dadurch soll die Aufenthaltsfunktion und Klimaresilienz von Stadtquartieren erhöht werden. Ebenso soll die Nachhaltigkeit in der Planung und Gestaltung von Gewerbegebieten und Gewerbebauten stärker verankert werden. Dadurch sollen Gewerbegebiete möglichst flächensparsam und naturnah gestaltet werden und Pflanzen und Tiere Lebensräume auf Außenanlagen, Dachflächen und an Fassaden finden.

Ökologische Schmuckstücke

Gründächer sind ökologische Schmuckstücke, die der zunehmenden Bodenversiegelung entgegenwirken. Aus städteplanerischer Sicht sind Dachbegrünungen als eingriffsmindernde Maßnahmen zu werten und können als ökologische Ausgleichsflächen herausgezogen werden. Denn sie tragen maßgeblich zum Erhalt der Biodiversität bei und schaffen dauerhaft Tier- und Pflanzenlebensräume – mitten in der Stadt.

„Wir freuen uns, dass die neue Landesregierung in Ihrem Koalitionsvertrag die Bedeutung einer begrünten Gebäudehülle erkannt hat“, so Florian Jentsch, Geschäftsführer des Dachdecker-Landesinnungsverbands BW. „Die begrünten Dächer verbessern nicht nur das innerstädtische Klima, sondern beugen durch eine intelligente Entwässerung auch der Überlastung der öffentlichen Kanalsysteme bei Starkregenereignissen vor. Das birgt enormes Potential für das Dachdeckerhandwerk in Baden-Württemberg, das damit in Zukunft einen noch größeren Beitrag als bisher zum Umweltschutz und einer optimierten, nachhaltigen Stadtentwicklung leisten kann“.

Weitreichende Vorteile für Häuslebauer

Neben zusätzlicher Nutzfläche bringt die Begrünung von Dächern eine Reihe weiterer Vorteile mit sich. „Gründächer wirken wärmedämmend im Winter und als Hitzeschild im Hochsommer. Sie verbessern daher die Wohnqualität messbar und sorgen durch die zusätzlichen Schichten aus Wurzelschutzfolie, Erdreich und Pflanzen für einen optimierten Schallschutz. Wird darauf auch noch eine Photovoltaik-Anlage montiert, so lässt sich hierdurch die Wirkungsweise der Anlage sogar um vier bis fünf Prozent steigern“, erklärt Florian Jentsch. Insbesondere an die Abdichtungen würden bei begrünten Flachdächern jedoch besondere Anforderungen gestellt werden, da nur eine fachgerechte Abstimmung aller Funktionsschichten einen langfristigen Erfolg garantiere. Da seien die Innungsbetriebe besonders gefragt.

„Ein weiterer erfreulicher Effekt entsteht durch die Verdunstung des in der grünen Dachschicht gespeicherten Wassers“, so Jentsch weiter. „Durch die Verdunstungskälte im Sommer wirkt das Gründach wie eine Null-Energie-Klimaanlage“.

Gründächer voll im Trend

Im Zeitraum von 2008 bis 2019 wurden insgesamt 58.341.198 m² Gründachfläche angelegt, wovon 84,5 Prozent extensiv begrünt sind. Und das ist noch keineswegs das Ende der Entwicklung. Der Gründach-Markt wächst im Durchschnitt jährlich um etwa 7 Prozent. In vielen Großstädten werden bereits oft die Bauvorschriften für Flachdachbauten angepasst, so dass künftig bei Dächern mit einer Neigung bis 15 Grad zwingend eine Dachbegrünung zur Pflicht wird. Hierin schlummert wirklich enormes ökologisches und ökonomisches Potenzial.

Jentsch abschließend: „Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft eine Vielzahl weiterer Großstädte folgen und ähnliche Regelungen verabschieden werden. Dach- und Fassadenbegrünung ist für das Dachdeckerhandwerk daher genauso ein Tätigkeitsfeld mit Zukunft wie die ganzheitliche Energieberatung und Montage von Photovoltaik-Anlagen. Bei unseren Mitgliedsbetrieben sind Häuslebauer auch in Nachhaltigkeitsfragen bestens aufgehoben“

Über Dachdeckerhandwerk Baden-Württemberg Landesinnungsverband

Der Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Baden-Württemberg vertritt als berufsständische Organisation die Dachdecker-Innungsbetriebe in den zehn angeschlossenen Dachdecker-Innungen in Baden-Württemberg. Sitz des Verbandes ist in Karlsruhe.

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