Kunst & Kultur

Game over? Wenn die Müllblumen blühen

Jeder Mensch produziert ihn, jeden Tag: Müll. Er ist uns nah, doch wir schieben ihn gern außer Sichtweite. Ist er zu sehr ein Spiegel unseres Selbst? Einen Diskurs zum Thema bietet die Schau "m.ü.l.l. – meine überreste lagern langfristig", die am 8. Juli 2021 um 18 Uhr im Kölner Kunsthaus Rhenania eröffnet wird und digitale Collagen, Fotografie, Videos und Objekte von vier Künstlerinnen und Künstlern zeigt, die sich konzeptuell mit den Abfällen, Relikten und Fragmenten unseres täglichen Lebens auseinandersetzen. Unter der Schirmherrschaft von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und Mildred Utku (Mitglied Ernährungsrat und Sprecherin der Essbaren Stadt Köln) ist die Ausstellung, zu der ein Katalog erscheint, bis zum 18. Juli 2021 zu sehen. Anmeldungen zur Vernissage sind unter anmeldung_expo_muell@gmx.de möglich. Informationen zu Konzerten und Performances während der Öffnungszeiten sind unter www.kunsthafen.com erhältlich.

"Durch unsere effiziente Abfallbeseitigung verlieren wir schnell den Bezug zu dem, was unser Konsum täglich und vor allem langfristig anrichtet", meint Gregor Zootzky, Initiator der Ausstellung. Er fordert: Lasst uns den Müll raumgreifender in unsere Mitte holen, gerade damit wir ihn vermeiden lernen. Jeder sei gefragt, sein Konsumverhalten kritisch zu reflektieren. Seit 2007 beschäftigt sich der Kölner Künstler mit dem Thema. Gern treibt er das Warhol’sche Zitat "All is pretty" auf die Spitze. In seiner digitalen Collage "Flowers are pretty" wirken seine auf dem Wasser treibenden "Müllblumen" wie dekorative Seerosen; sie bestehen jedoch aus gefüllten Abfallsäcken. Eine weitere Arbeit simuliert ein Computerspiel mit Müllblumen, die unseren Lebensraum einnehmen.

Begehbare Installation im Kunsthafen

Für die aktuelle Ausstellung "m.ü.l.l. – meine überreste lagern langfristig" entwickelte Zootzky mit drei weiteren Künstlern und Künstlerinnen eine begehbare Installation aus Objekten, Filmkunst und Sound. Felix Kemner setzte sich bereits in den 1960er Jahren mit Umweltthemen auseinander. Für eine seiner Performances hüllte sich seine Kölner Künstlerkollegin Stefanie Wüst in Moos. Zur Vernissage der aktuellen Ausstellung wird sie als "Plastik-Frau" ein Zeichen setzen und aus Texten von Kemner lesen. Im Zentrum einer Videoarbeit der Kölner Musikerin Anna-Lea Weiand stehen die gigantischen Plastikinseln auf unseren Meeren. Aus Text-Fragmenten zu den Themen Abfall, Kehricht und Müll setzt sich das Upcycling-Schriftobjekt von Evdokia Michailidou zusammen.

Eigenverantwortliches, gemeinsames Handeln

Für Gregor Zootzky ist die künstlerische Intervention der Schau dem Geist von Joseph Beuys und seinem partizipativen Aktionismus verbunden, der die Kraft der sozialen Veränderung in den individuellen menschlichen Bezügen sah. Dass dies eine große Chance für die Umwelt ist, begreifen laut Zootzky immer mehr Menschen. Ein Beispiel seien jüngst die vielen urbanen Müllsammlergruppen, die das Thema sichtbar machen.

Über Gregor Zootzky

Der in Köln lebende und arbeitende Künstler, Filmemacher und Lehrer Gregor Zootzky studierte Bildende Kunst und Zeichentrickfilm in Namibia, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und in Deutschland. Ihn verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit der Künstlerin Mary Bauermeister. Die fruchtbaren Jahre des gemeinsamen Schaffens, insbesondere die Prä-Fluxus-Zeit, beleuchtet sein Film "Psst pp Piano – Hommage à Mary Bauermeister" von 2009. 2014 wurde sein Trickfilm "Hermes & Aphrodite" über intergeschlechtlich geborene Menschen für den Deutschen Menschenrechtsfilmpreis nominiert.

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