Bauen & Wohnen

BAUINDUSTRIE zu den Konjunkturindikatoren im 1. Halbjahr 2021: Schwache Nachfrage der Öffentlichen Hand bremst das Bauhauptgewerbe. Preisrallye bei Baumaterialien geht weiter.

Das Bauhauptgewerbe wurde im ersten Halbjahr durch die schwache Nachfrage der Öffentlichen Hand gebremst. Der Wegfall der Kompensation der Gewerbesteueraus-fälle bei den Kommunen durch Bund und Länder hat zu einem Investitionsrückgang geführt, den die Bauunternehmen nun in ihren Büchern merken.“ Mit diesen Worten kommentierte der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die in der neuesten Ausgabe des Aktuellen Zahlenbildes veröffentlichten Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft. Demnach hätten die Betriebe im Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten für das 1. Hj. für den Öffentlichen Bau einen Orderrückgang von nominal 5,0 % gemeldet. Besonders betroffen sei der Straßenbau mit einem Minus von 7,6 %.

„Aufgrund der guten Entwicklung im Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau ergibt sich für das gesamte Bauhauptgewerbe im 1. Hj. aber noch ein Plus von nominal 4,8 %. Trotz eines Anstiegs der Baupreise von 3,7 % bleibt somit immer noch ein reales Plus von 1,0 %. Ein Wermutstropfen ist aber die aktuelle Entwicklung im Juni: Die Baubetriebe meldeten im Vergleich zum Vorjahresmonat nur ein leichtes Orderplus von 0,4 %, real ist dies ein Rückgang von 5,1 %.“ Im Vormonatsvergleich sei der (preis-, saison- und kalenderbereinigte) Auftragseingang* laut Berechnungen** des Statistischen Bundesamtes um 3,7 % zurückgegangen.

Müller: „Das zunehmende Auseinanderdriften der nominalen und realen Werte ist auf die wieder steigenden Preise für Bauleistungen zurückzuführen. Dies kann weder den Unternehmen zum Vorwurf gemacht werden, noch können sie die stark steigenden Preise für Baumaterialien allein schultern. Bei den – im Vergleich zu anderen Branchen – geringen Margen am Bau kann das sonst leicht existenzgefährdend sein. Und da wir die Preise für Baumaterialien nicht beeinflussen können, werden diese – wenn möglich – an die Auftraggeber weitergereicht werden müssen.“ Ein Ende des Preisanstiegs sei noch nicht in Sicht: Das Statistische Bundesamt meldete für Juli innerhalb eines Monats ein Plus bei den Erzeugerpreisen für Betonstahl von 10,6 %, für Bauholz sogar von 15,2 %.

Die Preissteigerungen hätten sich auch schon auf die Umsatzentwicklung ausgewirkt: Für die ersten sechs Monate 2021 ergebe sich ein Minus von 3,1 %, real sei dies ein Rückgang von 6,9 % (Juni: + 1,9 %, real: – 3,8 %). Dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass das Ergebnis auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen sei: Der Umsatz sei im 1. Hj. 2020 mit +8,1 % (real: + 5,0 %) „sehr gut gelaufen“. Auch hätten sich im ersten Halbjahr dieses Jahres noch die schlechte Witterung zu Jahresbeginn sowie die Vorzieheffekte aufgrund des Auslaufens der MwSt.-Senkung Ende 2020 negativ auf das Halbjahresergebnis ausgewirkt. „Wir merken aber auch, dass Lieferengpässe bei Baumaterialien zu Verzögerungen bei einzelnen Projekten geführt haben. Entsprechend hat sich die Reichweite der Auftragsbestände in unserer Branche erhöht. Lag diese im Durchschnitt der Jahre 1995 bis 2020 bei 3,8 Monaten, waren es im Juli dieses Jahres 4,5 Monate“, erläuterte Müller die aktuelle Situation am Bau.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des ifo Instituts.

*) Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten   **) preis-, saison- und kalenderbereinigt

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