Kunst & Kultur

Der Fotograf Max Halberstadt. „… eine künstlerisch begabte Persönlichkeit.“

Max Halberstadt (1882-1940) galt in den 1920er Jahren als einer der bekanntesten Porträtfotografen Hamburgs. Seine Popularität verdankte sich nicht zuletzt den ikonogra-fischen Aufnahmen seines Schwiegervaters Sigmund Freud, die zu den einschlägigen und bis heute weltweit publizierten Porträts des Begründers der Psychoanalyse avancierten. Doch auch wenn seine Freud-Porträts fortwährende Verwendung finden, ist der Name Max Halberstadt heute leider fast vergessen. In den einschlägigen Fotografenlexika sucht man ihn vergeblich. Die von dem Hamburger Publizisten Wilfried Weinke kuratierte Ausstellung will dem Fotografen die gebührende Würdigung und den verdienten Platz in der Fotogeschichte Hamburgs verschaffen.

1882 in Hamburg geboren, hatte sich Halberstadt nach seiner Lehrzeit im renommierten Atelier von Rudolf Dührkoop 1907 als Fotograf in der Hansestadt niedergelassen. Dank seines Erfolgs als Porträt- und Landschaftsfotograf betrieb er bereits 1912 in der Hamburger Innenstadt unter der Anschrift Neuer Wall 54 ein eigenes Atelier. Zudem erwarb er sich einen Ruf als exzellenter Kinderfotograf. Nach dem Ersten Weltkrieg zählte Max Halberstadt zu den Gründungsvätern der „Gesellschaft Deutscher Lichtbildner“, der heutigen „Deutschen Fotografischen Akademie“. Die in Hamburg erschienene Zeitschrift „Photofreund“ widmete ihm und seinen Arbeiten 1920 das „Sonderheft Max Halberstadt“. Halberstadts Bilder erschienen in verschiedenen Presseorganen wie Fachzeitschriften. Dazu gehörten vor allem die illustrierten Beilagen Hamburger Tageszeitungen, die seine Porträtaufnahmen sowie seine Collagen und Fotomontagen druckten. Darüber hinaus dokumentierte er Gräber des Jüdischen Friedhofs in Altona. Aufnahmen Hamburger Synagogen fanden Verwendung in der jüdischen Presse und in Festschriften. Für private Auftraggeber schuf er erstklassige Architektur- und Innenaufnahmen von Hamburger Villen.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 und der damit einhergehenden antisemitischen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik erfuhr Max Halberstadt sehr bald eine dramatische Verschlechterung seiner wirtschaftlichen und sozialen Lebenssituation. Führende Industriefirmen wie Reemtsma, Darboven und Dralle zogen sich wegen seiner jüdischen Herkunft als Kunden zurück. Nach dem erzwungenen Verkauf seines Ateliers emigrierte er 1936 nach Südafrika. Im Exil gelang ihm zwar die Neugründung eines Ateliers, doch war es ihm nicht vergönnt, seine Karriere auch nur annähernd erfolgreich fortzusetzen. Max Halberstadt starb im Alter von nur 58 Jahren in Johannesburg.

Das Leben und Werk Max Halberstadts steht beispielhaft für die Zwangslage jüdischer Bürger im Nationalsozialismus, in ihrer Heimat nicht mehr leben zu können und sich nur durch die Emigration der Bedrohung und Verfolgung entziehen zu können. In der Ausstellung werden neben Porträts von Hamburger Künstlern und Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde berührende Kinderfotos, aber auch atmosphärische Einblicke in das Stadtleben Hamburgs der 1920er Jahre gezeigt. Zahlreiche Druckbelege dokumentieren den breiten Kontext, in dem die vielfältigen Aufnahmen von Max Halberstadt Verwendung fanden. Ein museumspädagogisches Begleitprogramm zur Ausstellung für Jugendliche und Erwachsene soll die Themen der deutschen Judenverfolgung, der Emigration und des erzwungenen Exils thematisieren.

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