Finanzen / Bilanzen

Lieferengpässe verhageln der Industrie das Jahr 2021

­Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen zur Industrieproduktion des Statistischen Bundesamtes, wonach die Industrieproduktion im Dezember um 1,2 Prozent gestiegen ist:  

„Die deutsche Industrie ist im Jahr 2021 deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben, auch wenn die Produktion zum Jahresende wieder gestiegen ist. Maßgeblich waren die Lieferengpässe, die die Produktion das gesamte Jahr über schwer belastet und im Verlauf des Jahres sogar noch an Intensität gewonnen haben. Trotz der Trendwende zum Jahresausklang blieb die Industrieproduktion im Jahr 2021 wohl um etwa 12 Prozent hinter dem Niveau zurück, das angesichts der hohen Auftragseingänge möglich gewesen wäre. Dies entspricht einer entgangenen Wertschöpfung von etwa 70 Mrd. Euro.

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demzufolge durch die Lieferengpässe im Jahr 2021 um bis zu 2 Prozent gedrückt worden sein. Die Lieferproblematik ist eine wesentliche Ursache dafür, warum die Wirtschaftsleistung in Deutschland zuletzt noch hinter ihrem Vorkrisenniveau zurückhing, während sie in vielen anderen Ländern ihr Vorkrisenniveau bereits überschritten hat. Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Lieferengpässe sind schon alleine deshalb in Deutschland besonders gravierend, weil der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamten Wertschöpfung mit rund 20 Prozent deutlich höher ist als in vielen anderen Ländern. Zum Vergleich: In Frankreich liegt der Anteil bei rund 10 Prozent. Zudem deuten Umfragen darauf hin, dass die Produktionsstörungen bei den deutschen Industrieunternehmen größer ausgefallen sind als in vielen anderen Ländern.

Zuletzt hat die Industrieproduktion ihre Talsohle durchschritten und ist drei Monate in Folge gestiegen. Für den Januar zeichnet sich ein kräftiger Produktionsanstieg ab. So deuten Umfragen darauf hin, dass die Lieferengpässe zuletzt merklich nachgelassen haben. Insbesondere in der Automobilbranche ist die Produktion wohl weiter hochgefahren worden. Insgesamt hinkt die Produktion aber weiterhin deutlich den Auftragseingängen hinterher, so dass die Industrie noch großes Aufholpotenzial hat. Sofern die Lieferengpässe weiter nachlassen und die Auftragslage stabil bleibt, dürfte die Industrieproduktion im Verlauf des Jahres um mehr als 10 Prozent steigen.“  

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Kiel Institut für Weltwirtschaft
Kiellinie 66
24105 Kiel
Telefon: +49 (431) 8814-1
Telefax: +49 (431) 8814-500
http://www.ifw-kiel.de

Ansprechpartner:
Dr. Nils Jannsen
Federführung Deutschland
Telefon: +49 (431) 8814-298
Prof. Dr. Jens Boysen-Hogrefe
Federführung öff. Finanzen; stv. Leiter
Telefon: +49 (431) 8814-221
E-Mail: jens.hogrefe@ifw-kiel.de
Prof. Dr. Stefan Kooths
IfW-Prognosezentrum
Telefon: +49 (431) 8814-579
E-Mail: stefan.kooths@ifw-kiel.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel