Finanzen / Bilanzen

Unternehmen wollen künftig mehr Ziele mit dem Einsatz von Daten verfolgen

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung steigt die Menge an Daten rasant an. Damit steigt auch das unternehmerische Potenzial, Daten gewinnbringend für die Entwicklung neuer oder die Verbesserung bestehender Produkte und Dienste einzusetzen, Kosten einzusparen oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Eine aktuelle ZEW-Studie fasst Ergebnisse einer repräsentativen Unternehmensbefragung zur Nutzung von Daten durch Unternehmen in Deutschland zusammen. Mit einem Fokus auf Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe wird untersucht, welche Ziele mit dem Einsatz von Daten aktuell und in den kommenden zwei Jahren verfolgt werden. „Mit Unternehmensanteilen von 63 Prozent in der Informationswirtschaft und 47 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe ist die Steuerung oder Verbesserung von Prozessen der am weitesten verbreitete Einsatzzweck für die Nutzung von Daten“, sagt Dr.  Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“. Etwa 60 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft verwenden Daten aktuell für die Unterstützung von Entscheidungen oder die (Weiter-)Entwicklung von Produkten, Diensten, oder Geschäftsmodellen. Im Verarbeitenden Gewerbe beläuft sich dieser Anteil auf etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen. Mit Unternehmensanteilen zwischen 40 und 48 Prozent ist darüber hinaus auch der Einsatz von Daten für Produktivitätssteigerungen sowie für Werbung, Marketing oder Preisgestaltung in vielen Unternehmen verbreitet. Unter den abgefragten Einsatzzwecken ist die Datennutzung für Prognosen bzw. Data Analytics zwar am geringsten verbreitet, aber spielt mit Anteilen von 39 Prozent in der Informationswirtschaft und 27 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe in mehr als jedem vierten Unternehmen eine Rolle.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen planen Daten für mehrere Zwecke einzusetzen
Neben der aktuellen Nutzung wurden Unternehmen ebenfalls gefragt, ob sie in den kommenden zwei Jahren eine Datennutzung für die sechs abgefragten Einsatzzwecke planen. Für jeden Einsatzzweck fällt dabei der Unternehmensanteil für eine geplante Nutzung deutlich höher aus als der Anteil der aktuellen Datennutzer. „In beiden Sektoren ist die geplante Datennutzung für die Steuerung oder Verbesserung von Prozessen am weitesten verbreitet und wird von 78 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 72 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe in den kommenden zwei Jahren angestrebt“, sagt Vincent Rost, ZEW-Wissenschaftler und Mitautor der Studie. Im Vergleich zum Anteil der Unternehmen, die für dieses Ziel bereits Daten nutzen, steigt der Anteil der Unternehmen mit einem geplanten Einsatz von Daten um 15 Prozentpunkte in der Informationswirtschaft und sogar 25 Prozentpunkte im Verarbeitenden Gewerbe. „Den größten Schub erwarten die Unternehmen hinsichtlich des Einsatzes von Daten für Produktivitätssteigerungen. Hier steigt der entsprechende Unternehmensanteil in der Informationswirtschaft um 20 Prozentpunkte und im Verarbeitenden Gewerbe um 27 Prozentpunkte an“, so Daniel Erdsiek. Im Durchschnitt über alle abgefragten Zwecke hinweg wird der Unternehmensanteil, der Daten einsetzt, nach Einschätzung der Unternehmen in der Informationswirtschaft um 15 Prozentpunkte und im Verarbeitenden Gewerbe um 22 Prozentpunkte zulegen. „Die Unternehmen planen also mittelfristig Daten für mehr Ziele einzusetzen als bisher“, so Erdsiek.

Anzahl der Einsatzzwecke für Daten steigt mit Unternehmensgröße Zum Befragungszeitpunkt im Dezember 2021 und Januar 2022 nutzten die Unternehmen im Durchschnitt 2,73 der sechs abgefragten Zwecke für die Nutzung von Daten. In der Informationswirtschaft fiel dieser Durchschnitt mit 3,11 Einsatzzwecken leicht höher aus als im Verarbeitenden Gewerbe mit durchschnittlich 2,43 der abgefragten Einsatzzwecke. Passend zu den bisherigen Ergebnissen steigt laut Erwartung der Unternehmen die Zahl der verfolgten Ziele für den Dateneinsatz im Durchschnitt merklich an. So erwarten Unternehmen der Informationswirtschaft im Mittel, dass in den kommenden zwei Jahren 3,85 Einsatzzwecke verfolgt werden. Im Verarbeitenden Gewerbe beläuft sich dieser Mittelwert derweil auf 3,70 der abgefragten Einsatzzwecke. Neben der Branchenzugehörigkeit der Unternehmen ist auch deren Größe für die durchschnittliche Anzahl der verfolgten Einsatzzwecke relevant. So steigt mit der Unternehmensgröße die aktuelle wie auch die geplante Nutzung von Daten zur Erreichung der unterschiedlichen Ziele an. Über alle Unternehmen hinweg wird in den kommenden zwei Jahren durchschnittlich ein zusätzlicher Einsatzzweck für die Nutzung von Daten angestrebt. Dies gilt sowohl für beide Sektoren als auch für alle betrachteten Unternehmensgrößen.

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.

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