Verbraucher & Recht

Studie zeigt schockierendes Ausmaß sexueller Online-Ausbeutung

Fast eine halbe Million Kinder auf den Philippinen, d. h. etwa jedes 100. Kind, wurden im Jahr 2022 ausgebeutet, um Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu produzieren. Dies geht aus Schätzungen der wegweisenden Prävalenzstudie „Scale of Harm“ der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) und des Rights Labs der Universität Nottingham hervor, die gemeinsam mit ehemaligen Betroffenen des Verbrechens entwickelt wurde. Angetrieben wird der Missbrauch vor allem durch die Nachfrage von Tätern aus westlichen Ländern – auch aus Deutschland. Angesichts der erschütternden Dimension der Betroffenenzahlen fordert IJM Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger aus Politik, Tech-Unternehmen und Finanzinstitutionen auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Kinder zu schützen und eine weitere Ausbreitung des Verbrechens zu verhindern.

Mit Scale of Harm (dt.: Ausmaß des Schadens) untersuchte erstmals eine Studie die Verbreitung einer spezifischen Form der sexuellen Online-Ausbeutung: Kinder und/oder Jugendliche auf den Philippinen werden Opfer von Missbrauchshandlungen, die in Echtzeit per Livestream über die gängigsten Messenger-Dienste übertragen werden. Ein physisch nicht anwesender Täter, überwiegend aus westlichen Ländern, bezahlt dafür, den sexuellen Missbrauch an seinem Bildschirm zu verfolgen oder sogar zu „dirigieren“.

Durchschnittlich gerade einmal 23-40 Euro überweisen Straftäter der Nachfrageseite dafür über Geldtransferdienstleister an Täterinnen und Täter auf den Philippinen. Laut eines Berichts des Philippine Anti-Money Laundering Council (Philippinischer Rat zur Bekämpfung von Geldwäsche) von 2023, stehen verdächtige Zahlungen aus Deutschland, die auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet auf den Philippinen hinweisen, in einer weltweiten Rangliste an sechster Stelle.

"Digitale Räume und internetfähige, kameragestützte Endgeräte erleichtern es Straftätern zunehmend, Kinder anonym und ungestraft sexuell zu missbrauchen. Die Scale of Harm-Studie hat das unerträgliche Ausmaß der sexuellen Online-Ausbeutung per Livestream offenbart”, sagt John Tanagho, Direktor des Exzellenzzentrums Center to End Online Sexual Exploitation of Children von IJM.

“Um Kinder zu schützen, brauchen wir ein koordiniertes globales Handeln der Gesetzgebung, der Strafverfolgung, des Technologie- und Finanzsektors sowie der Zivilgesellschaft in Zusammenarbeit mit ehemaligen Betroffenen. Konkrete Lösungen – im Justiz-, Technologie- und Finanzsektor – existieren schon heute.  Es ist an der Zeit, dass die verantwortlichen politischen Akteure den umfassenden Einsatz dieser Lösungen priorisieren", so Tanagho.

„Die bahnbrechenden Forschungsergebnisse der Scale of Harm-Studie von IJM sind ein globaler Weckruf, den wir nicht ignorieren dürfen. Seit Jahren fehlt es an einer globalen Antwort, wirksam gegen die sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern per Livestream vorzugehen. Mit dem technologischen Fortschritt entwickelt sich das Verbrechen ständig weiter und breitet sich aus“, erklärt Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland e. V.

„Bislang gehen die strafgesetzlichen Regelungen in Deutschland und in der Europäischen Union nur unzureichend auf dieses Verbrechen ein. Für mehr Sicherheit im Internet ist eine Anpassung der Gesetzeslage dringend notwendig. So müssen Tech- und Finanzunternehmen verpflichtet werden, Verantwortung für ihre Plattformen und Dienste zu übernehmen, auch mit bereits existierenden technischen Lösungen. Eine Debatte über Datenschutz in diesem Zusammenhang darf sich angesichts fast einer halben Million sexuell ausgebeuteter Kinder auf den Philippinen nicht nur auf die Privatsphäre der Internetnutzenden konzentrieren. Sie muss unbedingt auch den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung im Internet einschließen“, analysiert Roller.

Vollständige Studie in englischer Sprache verfügbar unter diesem Link.

Zusammenfassender Bericht verfügbar unter diesem Link.

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Die Universität Nottingham, die in den QS World University Rankings 2024 unter den Top 100 weltweit und auf Platz 17 in Großbritannien rangiert, ist ein Gründungsmitglied der Russell Group forschungsintensiver Universitäten. Das Rights Lab der Universität Nottingham ist die weltweit größte Gruppe von Forschenden auf dem Gebiet der modernen Sklaverei und beherbergt zahlreiche führende Expertinnen und Experten. Unsere fünf Programme sind verantwortlich für neue und innovative Forschung, die exakte Daten, Belege und Erkenntnisse liefert für den weltweiten Einsatz in der Bekämpfung von Sklaverei.

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