Gesundheit & Medizin

Wichtige Lehre aus der Corona-Pandemie für den Infektionsschutz

Das Tragen einer Atemschutzmaske kann zwar Corona-Infektionen nicht vollständig verhindern, aber es verringert die infektiöse Viruslast, was für den Krankheitsverlauf von Covid-19 sehr entscheidend ist…

Nach fast drei Jahren Corona-Pandemie sind die meisten Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum abgeschafft worden. Dennoch empfiehlt der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Atemschutzmasken freiwillig aufzusetzen, um sich selbst und andere zu schützen. „Die Ausbreitung der SARS-CoV2-Viren durch die Atemluft lässt sich durch eine Atemschutzmaske zwar nicht vollständig verhindern, zumal diese Masken nie ganz perfekt sitzen und lecken. Durch das Tragen einer Atemschutzmaske lässt sich aber die eingeatmete Virusmenge pro Zeiteinheit verringern – und das ist für den Krankheitsverlauf ganz entscheidend! Denn die Schwere des Krankheitsverlaufs und die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Verlaufs werden vor allem von der Virenlast beeinflusst“, betont Dr. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers.

Bei großen Virusmengen wird das Immunsystem überfordert

Werden große Virusmengen in kurzer Zeit inhaliert (zum Beispiel 100.000 Coronaviren in wenigen Stunden), dann wird man nicht nur schneller, sondern auch deutlich schwerer erkranken und hat ein höheres Sterberisiko. Der Grund: Die erste immunologische Abwehr ist quantitativ überfordert, wird praktisch überrannt. Daher können sich viele Viren über längere Zeit ungehindert im Körper vermehren, bevor die Abwehrreaktion des Immunsystems einsetzt. Wird man hingegen nur mit wenigen Viren infiziert, so dauert es einige Tage, bis die Erkrankung ausbricht. In der Regel verläuft die Krankheit dann auch milder, da das Immunsystem ausreichend Zeit hat, um alle verfügbaren Abwehrmechanismen zu aktivieren.

Eine Reduktion der Viruslast – nicht die Vermeidung einer Ansteckung – ist das Hauptziel

„Daraus ergibt sich folgende Lehre für künftige Pandemien mit respiratorischen Erregern, die hauptsächlich über die Luft übertragen werden: Das Hauptziel einer Pandemiebewältigung muss in der Reduktion der Virenlast bei einer Ansteckung bestehen und nicht in der Vermeidung der Ansteckung“, betont Dr. Voshaar. „Infektionen mit einem Pandemievirus lassen sich zwar kaum verhindern, es kann aber sehr wohl etwas gegen schwere Verläufe und eine hohe Zahl von Todesfällen getan werden.“

Risikogruppen sollten sich weiterhin vorsorglich schützen

Die Reduktion der Virenlast als wichtigstes Grundprinzip vereinfacht eine Pandemiekontrolle und die zugehörigen gesetzlichen Vorgaben erheblich und stellt auch eine plausible und realistische Basis für individuelle Entscheidungen dar. Insbesondere für Risikogruppen, die aufgrund von zusätzlichen Begleit- bzw. Vorerkrankungen oder aus genetischen Gründen stärker gefährdet sind für einen schweren Krankheitsverlauf nach einer Corona-Infektion, ist es sinnvoll, bei Menschenansammlungen sowie in schlecht lüftbaren Innenräumen eine Atemschutzmaske zu tragen. Gleiches gilt im Gesundheitsbereich, wo eine potenziell erhöhte Exposition mit Coronaviren ein präventives Entgegenwirken erfordert, um die Viruslast zu verringern, und um gleichzeitig vulnerable Patienten vor einer Ansteckung zu schützen. „Wenn auch Infektionen meist unvermeidlich sind, sollten sie zumindest mit einer möglichst geringen Viruslast vonstattengehen – dann haben sie zudem den Vorteil, dass sich ein umfassenderer Immunschutz im Vergleich zur Impfung aufbauen kann“, resümiert Dr. Voshaar.

Ausführliche Informationen über weitere Lungenerkrankungen sowie Möglichkeiten ihrer Diagnose und Behandlung finden Interessierte und Betroffene im Internet unter:

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