
Senatspläne zur Domsheide stoßen weiterhin auf deutliche Kritik – Behindertenverbände protestieren vor der Glocke
Mit ihrer Kundgebung wollen die Vertretungen behinderter Menschen deutlich machen, dass die Senatspläne zur Neugestaltung der Domsheide weiterhin auf massive Kritik stoßen. Die Planung des Senats, die in dem "Gestaltungsgremium Domsheide" in mehreren Sitzungen weiter konkretisiert worden sind, sollen am 12.08.2025 um 18:00 Uhr im kleinen Saal der Glocke der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Diese Planung des Senats sieht vor, die Haltestellen der Bus- und Straßenbahnlinien 24, 25, 4, 6 und 8, die an der Domsheide auf der sog. Nord-Süd-Achse verkehren, in der Balgebrückstraße zu belassen und sie dort um weitere 50 m in Richtung Wilhelm-Kaisen-Brücke zu verschieben. Die Haltestelle der Linien 2 und 3, die auf der sog. Ost-West-Achse verkehren, sollen hingegen vor dem alten Postamt bleiben, allerdings um ca. 35 m in Richtung Westen verschoben werden.
Wegen der Länge der Umstiegswege und wegen des langgezogenen Gefälles in der Balgebrückstraße stößt diese Planung seit Jahren auf deutliche Kritik der Behindertenverbände. Selbstbestimmt Leben e.V., die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen e.V. (LAGS Bremen), der Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen (BSV Bremen) sowie der Sozialverband Deutschland, Landesverband Bremen (SoVD) haben im Juni dieses Jahres auch erste rechtliche Schritte gegen die Pläne zur Umgestaltung der Domsheide, nämlich ein Schlichtungsverfahren nach dem Bremischen Behindertengleichstellungsgesetz (BremBGG) eingeleitet. Scheitert die Schlichtung, können die Verbände Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen die Senatspläne erheben.
Florian Grams, stellvertretender Geschäftsstellenleiter der LAGS Bremen, erläutert hierzu: „Die Umstiegswege, die nach den Senatsplänen entstehen, sind für alle Fahrgäste zu lang. Für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen sind sie zudem eine echte Zumutung. Es entstehen Umstiegswege mit einer Länge von bis zu 185 Metern, wobei häufig auch noch das langgezogene Gefälle in der Balgebrückstraße bewältigt werden muss. Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen werden häufig ihre direkten Anschlüsse verpassen, weil sie nicht schnell wie ein Hase von einer Haltestelle zur anderen flitzen können."
Martina Reicksmann, Vorsitzende des BSV Bremen erläutert weiter: „Auch für blinde und stark sehbehinderte Menschen sind die langen Wege beim Umsteigen ein Problem. Sie sind häufig langsamer unterwegs als nicht behinderte Personen. Große Sorge macht mir aber vor Allem, dass bei der Verschiebung der Haltestellen in der Balgebrückstraße in Richtung Weser häufig die stark befahrene Fahrradtrasse Marktstraße – Dechanatstraße gequert werden muss. Dies ist für uns blinde und stark sehbehinderte Menschen wirklich gefährlich. Fahrräder sind so gut wie geräuschlos und für uns deshalb kaum wahrnehmbar."
Udo Schmidt, Vertreter des SoVD ergänzt hierzu: „Auch der SoVD lehnt die Pläne des Senats ab. Sie betreffen auch ältere Menschen, die sich wegen ihres Alters nicht mehr flink über die Domsheide bewegen können. Wir wünschen uns für alle Fahrgäste, vor Allem aber auch für mobilitätsbeeinträchtigte und ältere Menschen eine barrierefreie Haltestellenanlage ohne Steigung und mit kurzen Umstiegswegen."
Dr. Joachim Steinbrück, Bremens früherer Landesbehindertenbeauftragter und Vorsitzender von Selbstbestimmt Leben erklärt abschließend: „Die Pläne des Senats verstoßen nach unserer Überzeugung gegen die gesetzliche Verpflichtung zur Herstellung der Barrierefreiheit im ÖPNV. Deshalb werden wir gegen diese Pläne auch Klagen, wenn wir im Rahmen des Schlichtungsverfahrens keine Lösung mit kürzeren Umstiegswegen und ohne Steigung finden sollten."
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