Kunst & Kultur

Zwei Stücke in der engeren Auswahl beim Dramenwettbewerb »Science & Theatre« 2025

Zwei Stücke haben es in die engere Auswahl beim Dramenwettbewerb geschafft, den das Theater Heilbronn und das Science Center experimenta zum vierten Mal innerhalb des Festivals »Science & Theatre« ausgerichtet haben: Leon Engler mit »Wo die Götter kauern wie die Hunde« und Igor Kroitzsch mit »Grenzen der Vernunft«. Sie wurden aus den 22 Einsendungen von bisher noch nicht uraufgeführten Stücken ausgewählt. Eine Jury mit Vertretern aus Kunst und Wissenschaft hat die anonymisierten Texte gelesen und in einem Abstimmungsprozess die zwei besten Stücke ausgewählt. Diese werden am Sonntag, 23. November, ab 16 Uhr an besonderen Orten im Theater in szenischen Lesungen vorgestellt. Anschließend wird das Gewinnerstück gekürt, das mit 10.000 Euro prämiert und im Juni 2026 im Science Dome der experimenta uraufgeführt wird. Das zweitplatzierte Stück erhält ein Preisgeld von 5.000 Euro. 

Leon Englers Stück »Wo die Götter kauern wie Hunde« ist eine absurde, tragikomische Parabel über Fortschrittswahn, Hybris und Unsterblichkeitssehnsucht. Im Mittelpunkt steht die Astrophysikerin und Molekularbiologin Dr. Dr. Sophia Maillart, die am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Genf das Weltall und genetische Telomere erforscht, um das Universum zu retten und den Tod zu überwinden. Ein banaler Schlüsseldienstbesuch führt sie zur exzentrischen Petra, einer ehemaligen Technikethikerin, die in Sophias Schlüssel den Zugang zu einem mythischen Garten mit dem »Kraut der Unsterblichkeit« vermutet. Gemeinsam mit der Witwe Helga, deren Tochter Arachne und der Detektivin Kassandra spinnt sie ein groteskes Komplott, um an dieses Kraut heranzukommen.

Leon Engler verbindet antike Motive mit moderner Wissenschaftskritik, Alltagsbanalitäten und Witz. Sein Stück ist ein philosophisches Lustspiel über Größenwahn, technische Überforderung und die Sehnsucht nach Sinn in einer entzauberten Welt. Die Dialoge sind pointiert, die Figuren grotesk, der Ton schwankt zwischen Farce und Tragödie. »Wo die Götter kauern wie Hunde« ist ein rasantes, intellektuell funkelndes Schauspiel über Menschen, die den Himmel erobern wollen – und dabei auf der Erde stolpern. Leon Engler (geb. 1989 in Osterzell) ist Psychologe, Autor und Dozent. Er studierte in Wien, Paris und Berlin, erhielt 2022 den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, schrieb preisgekrönte Stücke und Hörspiele und spricht im Podcast »Die Wahrheit irgendwo hier drinnen« über Psychologie. Im August 2025 erschien sein Debütroman »Botanik des Wahnsinns« bei Dumont.

Igor Kroitzschs Schauspiel »Grenzen der Vernunft« ist ein philosophisch-satirisches Kammerspiel über die moralische Verantwortung der Wissenschaft. Am 18. April 1955, dem Todestag von Albert Einstein, phantasiert dieser im Princeton Hospital ein letztes Treffen mit seinen beiden bedeutendsten Kollegen herbei: dem Mathematiker Kurt Gödel und dem Physiker und Erbauer der Atombombe Robert Oppenheimer. Im Fieberwahn ringt Einstein mit seiner Schuld an Bau und Einsatz der Atombombe. Gödel versucht ihn zu trösten. Er sieht im Denken selbst eine Falle: Jede Erkenntnis trage den Keim der Katastrophe in sich, da der Mensch unfähig sei, moralisch mit seinen Erfindungen umzugehen. Was er erschaffen könne, baue er auch. Gödel flüchtet sich in einen mathematischen Gottesbeweis, um die Wissenschaftler dank Existenz einer übergeordneten Instanz von Schuldgefühlen zu befreien. Robert Oppenheimer dagegen sieht Wissenschaftler wie sich selbst als Götter und bereut nur, die Bombe nicht so rechtzeitig fertig bekommen zu haben, dass man sie auf Deutschland hätte werfen können. Als zynischer Pragmatiker ist er überzeugt, dass jeder technische Fortschritt letztlich zu einer effektiveren Kriegsführung beigetragen habe. Schrankenlose Forschung, nur um der Erkenntnis willen, das ist sein Credo.

Kroitzschs Stück ist ein dichter, sprachlich virtuoser Diskurs über das zerstörerische Potential eines wissenschaftlichen Fortschritts, dem die moralischen Leitplanken fehlen. Es formt reale Erkenntnisse und Dispute der drei Wissenschaftler zu einem satirischen Schlagabtausch und zeichnet dabei ein bitteres Bild der Gegenwart, in der Wissenschaft ohne Ethik zur höchsten Form der Unvernunft und zur Gefahr wird. Intelligent, kompromisslos und in einer Ära des erneuten Wettrüstens absolut auf der Höhe der Zeit. Igor Kroitzsch, geboren 1960 in Potsdam, ist Schriftsteller und Dramatiker und lebt in Berlin und Goldbeck. Er hat zahlreiche Theaterstücke, Libretti und Hörspiele verfasst, außerdem Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. 1994 erhielt er den Christian-Dietrich-Grabbe-Preis für sein Stück »Das Drama«, 2001 den 1. Preis beim Autorenwettbewerb am Theater an der Rott sowie zahlreiche Stipendien und Förderungen.

Jury

Mitglieder der Jury sind Festivalkuratorin Dr. Mirjam Meuser, Chefdramaturgin des Theaters Heilbronn; Prof. Dr. Alexandra Reichenbach, Professorin für Neuroinformatics und Direktorin des Zentrums für Maschinelles Lernen an der Hochschule Heilbronn; Axel Vornam, Intendant des Theaters Heilbronn, Dr. Wolfgang Hansch, ehemaliger Geschäftsführer der experimenta und Kenan Broman, Leiter des Science Domes des experimenta.

Hintergrund des Dramenwettbewerbs

Das Festival »Science & Theatre« wurde 2019 von Axel Vornam und Dr. Wolfgang Hansch ins Leben gerufen und findet seither alle zwei Jahre statt. Fester Bestandteil des Festivals ist auch von Anfang an der Dramenwettbewerb für noch nicht ur- oder in Deutschland erstaufgeführte Theatertexte, die sich einem gesellschaftlichen Diskurs im Kontext der modernen Wissenschaften stellen. Bisherige Gewinner waren Christina Kettering mit »Schwarze Schwäne« 2019, Mario Wurmitzer mit »Veredelung der Herzen« 2021 und »Die letzte Nacht der Welt« von Laurent Gaudé 2023, mit dessen deutschsprachiger Erstaufführung das diesjährige Festival beginnt.

Hier finden Sie weitere Infos zum Festival »Science & Theatre«: https://www.theater-heilbronn.de/programm/science-theatre/spielzeit-23_24.php

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