
Neue Anwendungsfelder für Kunststoffrezyklate in technischen Bauteilen
Wo Rezyklate noch an Grenzen stoßen
Im Automobilbau kommen Rezyklate heute vor allem in Radhausschalen, Unterbodenverkleidungen oder Kofferraumauskleidungen zum Einsatz. In funktionalen oder thermisch hoch belasteten Bereichen wie im Motorraum, im Maschinenbau oder in der Elektrotechnik sind sie dagegen noch selten zu finden. Der Grund liegt in den hohen Anforderungen an Temperaturbeständigkeit, Medienresistenz und Langzeitstabilität.
„Aktuell bestehen noch deutliche Hürden beim Einsatz von Rezyklaten in Bereichen mit Dauergebrauchstemperaturen über 120 °C oder bei Kontakt mit Ölen und Kühlmitteln. Genau hier setzt unser neues Wegbereiterprojekt an“, erklärt Dr. Oliver Tröppner, Gruppenleiter Materialentwicklung und -prüfung am Kunststoff-Zentrum SKZ.
Von der Materialrecherche bis zum Bauteiltest
Das industriefinanzierte Wegbereiterprojekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Geeignete Rezyklate werden identifiziert, ihre Eignung für anspruchsvolle technische Bauteile bewertet und Lösungen für die industrielle Umsetzung entwickelt. Die Aktivitäten reichen von systematischer Materialrecherche und Marktanalyse über die Fertigung von Referenzbauteilen im Spritzguss, in der Extrusion und in flexiblen Anwendungen bis hin zu praxisnahen Tests unter realen Einsatzbedingungen. Dabei werden thermische, mechanische, medienbedingte und langzeitliche Belastungen ebenso untersucht wie fundierte Material- und Bauteilprüfungen. Ergänzt wird das Projekt durch Handlungsempfehlungen und Ökobilanzanalysen, die Unternehmen konkrete Designrichtlinien und eine objektive Bewertung der Rezyklat-Performance bieten. Der Projektstart ist für das Frühjahr 2026 geplant, die Laufzeit beträgt drei Jahre.
EU-Green-Deal – wachsender Handlungsdruck für Unternehmen
Mit dem Vorschlag der EU-Kommission zur neuen Altfahrzeugverordnung steigt der Handlungsdruck weiter. Ab 2030 sollen mindestens 25 % der Kunststoffteile in Neufahrzeugen aus PCR (Post-Consumer-Rezyklat) bestehen – davon 25 % aus Closed-Loop-Recycling.
„Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist das Projekt eine Chance, mit überschaubarem Aufwand Know-how aufzubauen“, betont Tröppner. „Wer sich frühzeitig mit den technischen Möglichkeiten und Grenzen von Rezyklaten auseinandersetzt, sichert sich klare Wettbewerbsvorteile und kann sich strategisch auf kommende Markt- und Gesetzesanforderungen vorbereiten“, so Tröppner weiter.
Über SKZ-Wegbereiterprojekte
Wegbereiterprojekte des SKZ werden von mehreren Unternehmen gemeinschaftlich finanziert. Die Ergebnisse stehen exklusiv den beteiligten Firmen zur Verfügung und werden nicht veröffentlicht. Ziel ist es, praxisrelevante Lösungen zu entwickeln, die individuell nutzbar sind.
Weitere Informationen zum Projekt
Interessierte Unternehmen können sich gerne an Dr. Oliver Tröppner (o.troeppner@skz.de) wenden, um mehr über den geplanten Ablauf und weitere Details zu erfahren.
Das SKZ ist ein Klimaschutzunternehmen und Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. Diese ist ein Verbund unabhängiger, industrienaher Forschungseinrichtungen, die das Ziel verfolgen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, insbesondere des Mittelstandes, durch Innovation und Vernetzung zu verbessern.
FSKZ e. V.
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Gruppenleiter | Materialentwicklung und -prüfung
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