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Altersvorsorge in Schweden: Einige Vorteile, aber auch Risiken für Einzahlende, Rentnerinnen und Rentner
In Deutschland wird angesichts des nahenden Ruhestands der geburtenstarken Jahrgänge immer wieder über die Finanzierbarkeit der Renten diskutiert. Oft wird dabei auf Schweden mit seinen Kapitalfonds verwiesen. Tatsächlich hat die Alterssicherung in dem skandinavischen Land zwar einige Vorteile – die liegen allerdings ganz woanders. Zudem birgt das "schwedische Modell" auch gravierende Nachteile bis hin zu nominalen Rentenkürzungen, wie eine neue Analyse von Dr. Florian Blank zeigt, Rentenexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.* Die schwedische Rente wurde in den 1990er-Jahren reformiert. Heute setzt die Alterssicherung auf eine Mischung aus Umlageverfahren und Kapitaldeckung, die manche Fachleute hierzulande für vorbildlich halten. Die Leistungen des schwedischen öffentlichen Systems entsprechen in etwa…
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Neue Konjunkturprognose
Der Krieg in der Ukraine trifft auch die deutsche Wirtschaft und erschwert die Erholung nach der Corona-Pandemie erheblich. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung reduziert deshalb die Wachstumserwartung in seiner heute vorgelegten neuen Prognose stark. Die Ökonominnen und Ökonomen arbeiten dabei mit zwei Szenarien, die sich vor allem bei den Annahmen zu Energiepreissteigerungen unterscheiden. Wegen der leichten Preisberuhigung in den vergangenen Tagen halten sie das etwas günstigere „Basisszenario“ aktuell für wahrscheinlicher als das „Risikoszenario“. Im Basisszenario rechnen die Fachleute für 2022 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1 Prozent. Tritt das ungünstigere Risikoszenario mit weitaus höheren Energiepreisen ein, würde die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr hingegen…
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Corona-Ersparnisse der Privathaushalte stützen den Konsum im Energiepreisschock – etwas
Die privaten Haushalte in Deutschland haben in den Jahren 2020 und 2021 rund 194 Milliarden Euro an zusätzlichen Ersparnissen gebildet, weil durch die Corona-Pandemie Einkaufs-, Freizeit- und Reisemöglichkeiten eingeschränkt waren. Etwas mehr als die Hälfte der zusätzlichen Rücklagen, rund 106 Milliarden Euro, entfallen auf die breite Masse der Haushalte (Details siehe unten). Von dieser Ersparnis dürften in den kommenden zwölf Monaten etwa 40 Milliarden Euro in den Konsum fließen, ergibt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.* Diese Summe, immerhin gut ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts, könnte Konsum und Konjunktur angesichts von aktuellen und absehbaren Energiepreisschocks etwas stützen. Allerdings konzentrieren sich die zusätzlichen Ersparnisse bei einer…
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Ukraine-Krieg lässt IMK-Rezessionsampel auf „gelbrot“ schalten
Die ersten wirtschaftlichen Auswirkungen der russischen Invasion in die Ukraine lassen die Rezessionswahrscheinlichkeit in Deutschland spürbar ansteigen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist von 16,1 Prozent im Februar auf jetzt 23,9 Prozent gestiegen. Zudem weist das Frühwarnsystem, das die aktuell verfügbaren Wirtschaftsdaten bündelt, auch eine höhere statistische Streuung aus. Dieses Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren wächst von 11,6 Prozent auf 16,2 Prozent. In der Summe überschreiten Rezessionsrisiko und Unsicherheit nun den Schwellenwert von 30 Prozent, daher schaltet der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator von „gelbgrün“ auf…
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Monitor liefert neue Daten für verschiedene Haushalte
Familien mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sowie kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen tragen aktuell die höchste Inflationsbelastung, Singles mit hohem Einkommen die geringste: Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben sind die Preise im Februar 2022 um 5,2 Prozent bzw. um 4,4 Prozent gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 5,1 Prozent lag. Auch für Singles mit niedrigen, mittleren und höheren Einkommen lagen die Raten mit 4,7 bis 4,9 Prozent im Februar etwas unterhalb der allgemeinen Preissteigerung. Bei Familien mit zwei Kindern und höherem Einkommen verteuerte sich der haushaltsspezifische Warenkorb um 5,0 Prozent. Für Alleinerziehende mit einem Kind und mittlerem Einkommen betrug die Teuerungsrate 5,1 Prozent (siehe…
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Stand der Gleichstellung: Wissenschaftlicher Rechercheservice zu Equal Pay Day und Internationalem Frauentag
Bei Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen und sozialer Absicherung im Alter haben Frauen in Deutschland während der vergangenen Jahre gegenüber Männern meist aufholen können. In einzelnen Bereichen, wie bei den Schulabschlüssen, stehen sie mittlerweile sogar etwas besser da. Doch auch wenn die Gleichstellung damit vielfach etwas vorangekommen ist, fällt die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen weiterhin oft schlechter aus als die von Männern. Und einige Entwicklungen während der Corona-Pandemie sind zweischneidig oder in ihren Folgen noch nicht absehbar. Unsere kürzlich veröffentlichten Studien leuchten aus, wo es zuletzt Fortschritte gab, wo es hakt, wo die aktuelle Krise positive Entwicklungen sogar wieder in Frage stellen könnte – so hat sich beispielsweise…
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Minijobs in Zeiten von Corona: WSI bietet detaillierte Daten für alle kreisfreien Städte und Landkreise in Deutschland
Die Bundesregierung will die Verdienstgrenze bei Minijobs anheben. Dabei erweisen sich Minijobs bereits in wirtschaftlich normalen Zeiten als Beschäftigungsform mit sehr schwacher sozialer Absicherung, bei der Niedriglöhne weit verbreitet sind. In der Corona-Krise hat sich die Prekarität vieler Minijobs noch einmal besonders deutlich gezeigt: Da für geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse nicht in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt wird, konnten sie während der Pandemie nicht über Kurzarbeit abgesichert werden, bei Verlust der Beschäftigung besteht kein Anspruch auf Arbeitslosengeld. Die Auswirkungen der Epidemie wurden dadurch verschärft, dass 450-Euro-Minijobs insbesondere in Branchen wie Gastronomie und Handel verbreitet sind, die unter den Kontaktbeschränkungen stark litten. Ende Juni 2021 gab es bundesweit gut 436.000 geringfügig Beschäftigte weniger als…
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Einkommen, Gesundheitsschutz, Zukunftsperspektive: Mitbestimmung und Tarifverträge sorgen für bessere Bedingungen in Corona-Krise
Einkommen, die Gesundheit von Beschäftigten und ihre Zukunftsperspektiven sind in der Corona-Krise besser geschützt, wenn ihre Betriebe durch Betriebsräte mitbestimmt sind und ein Tarifvertrag gilt. Zudem machen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in mitbestimmten und tarifgebundenen Betrieben seltener Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Das ergibt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung auf Basis repräsentativer Befragungsdaten.* Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die Arbeit von Betriebsräten ebenso wie Tarifbindung für bessere Arbeitsbedingungen sorgt. Darüber hinaus nützt insbesondere die Mitbestimmung dem gesamten Unternehmen, etwa bei der Produktivität, wie eine Studie aus Halle deutlich macht. Eine Untersuchung von Ökonomen der Universitäten Göttingen und Marburg hat zudem am Beispiel der Finanz- und…
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Neuer WSI-Bericht zum Weltfrauentag
Bei Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen und sozialer Absicherung im Alter haben Frauen in Deutschland während der vergangenen Jahre gegenüber Männern aufholen können. In einzelnen Bereichen, wie bei den Schulabschlüssen, stehen sie mittlerweile sogar etwas besser da. Dazu haben auch verbesserte gesellschaftliche Rahmenbedingungen beigetragen, beispielsweise der Ausbau öffentlicher Kinderbetreuung oder Geschlechterquoten. Doch auch wenn die Gleichstellung damit vielfach etwas vorangekommen ist, fällt die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen weiterhin oft schlechter aus als die von Männern. Und einige Entwicklungen während der Corona-Pandemie sind zweischneidig oder in ihren Folgen noch nicht absehbar: So ist etwa der Rückstand von Frauen bei der Erwerbsbeteiligung im Jahr 2020 dadurch noch einmal etwas kleiner…
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EuGH verhandelt über Mitbestimmung bei SAP – Experten sehen große Bedeutung für Beschäftigtenrechte
Die Unternehmensrechtsexperten der Hans-Böckler-Stiftung sind optimistisch, dass im Zuge eines Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) eine Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) bestätigt wird, durch die die Mitbestimmung beim Softwarekonzern SAP SE uneingeschränkt sichergestellt ist. Über den einzelnen Fall hinaus würde damit ein wichtiges Signal für die Vertretung von Beschäftigteninteressen in den Aufsichtsräten Europäischer Aktiengesellschaften (SE) gesetzt. Nachdem gestern mündlich vor dem EuGH in Luxemburg verhandelt wurde, ist Dr. Sebastian Sick „zufrieden, dass die deutsche Bundesregierung, die EU-Kommission sowie Luxemburg ausdrücklich die gewerkschaftliche Position unterstützt haben.“ Der Unternehmensrechtler im Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung, der auch Mitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex ist, sagt: „Dem EuGH wurden…