Kunst & Kultur

Gute Miene zu bösem Spiel

»Bella figura« zu machen, ist die Kunst nicht nur selbst einen perfekten Eindruck zu hinterlassen, sondern durch aufmerksame  Kommunikation auch sein Gegenüber gut dastehen zu lassen. Die fünf Heldinnen und Helden aus Yasmina Rezas gleichnamigem Komödienhit aus dem Jahr 2015 sind zunächst allesamt sehr bemüht, ihren gepflegten Schein zu wahren, aber wie in all ihren Stücken zerstört die französische Gesellschaftsautorin mit Lust und spitzer Feder die Hochglanzfassade ihrer Figuren. Willkommen in Rezas neuer Versuchsanordnung, die damit ihren Anfang nimmt, dass zwei Leute bei einem Seitensprung ertappt werden und es allen Beteiligten zunehmend schwerfällt, gute Miene zu bösem Spiel zu machen.

»Bella Figura« hat am 7. März im Komödienhaus Premiere. Zum zweiten Mal inszeniert das Team Folke Braband (Regie) und Tom Presting (Ausstattung) in Heilbronn  ̶  die beiden waren bereits für die sehr erfolgreiche Komödie »Die Tanzstunde« in der vergangenen Spielzeit verantwortlich. Für die Rolle der Andrea wurde die vielseitige Film-, Fernseh- und Theaterschauspielerin und Stuntfrau Alessija Lause als Gast engagiert.

Zum Inhalt
Die alleinerziehende Andrea (Alessija Lause) und der verheiratetet Boris (Nils Brück) haben seit  vier Jahren eine heimliche Affäre, die langsam kompliziert wird, denn Andrea wünscht sich mehr als schnellen Sex in Hotelbetten. Das Stück führt gleich mitten hinein in einen Streit der beiden, der sich vor einem gepflegten Restaurant abspielt. Boris würde wie immer am liebsten gleich mit Andrea ins Bett gehen, sieht sich aber genötigt, sie vorher zum Essen auszuführen. Zu dumm nur, dass er Andrea gestanden hat, den Tipp für das Restaurant  von seiner Frau bekommen zu haben, die glaubt, dass er mit Geschäftsfreunden dort hingehen wolle. Andrea findet das ziemlich geschmacklos. Und überhaupt, warum können sie nicht mal eine ganze Nacht zusammen verbringen. »Weil ich kein freier Mann bin. Ich bin ein Mann mit Familie«, entgegnet er genervt, was sie natürlich weiß.  Er ist sauer. Sie rächt sich und schwärmt ihm von einer Liebesnacht mit einem 20 Jahre jüngeren Arbeitskollegen vor. Der Situation eskaliert, ein Wort gibt das nächste, am besten ist, man beendet den Abend sofort. Als die beiden wütend nach Hause fahren wollen, gibt es einen Knall. Boris hat beim Rückwärtsfahren eine Frau angefahren. Es ist Yvonne (Sabine Unger), die Schwiegermutter von Françoise (Eva Manschott/Judith Lilly Raab), der besten Freundin von Boris‘ Frau. Zum Glück ist Yvonne nichts passiert und sie kann wie geplant mit ihrem Sohn Eric (Hannes Rittig) und Françoise in diesem Restaurant ihren Geburtstag feiern. Sollen Andrea und Boris doch mitkommen auf ein schnelles Gläschen nach diesem Schreck. Andrea findet das gut, besonders weil sie merkt, wie unangenehm Boris diese Begegnung ist. Wenn die beste Freundin seiner Frau sie zusammen sieht,  kommt vielleicht endlich  Bewegung in ihre auf der Stelle tretende Beziehung …

Aus dem kurzen Drink wird ein langer Abend mit reichlich Champagner. Je mehr Alkohol fließt, desto weniger nehmen die Figuren ein Blatt vor den Mund und  desto spitzer werden die verbalen Pfeile, die aus allen Richtungen durch die Luft sausen und nur allzu oft ins Schwarze treffen.

Brillante Menschenbeobachterin
Folke Braband liebt die Konversationskomödien von Yasmina Reza. Im Zentrum seiner Inszenierung stehen die  Spielfreude und Präzision der Akteure. »Die Figuren versuchen dem Unheil zu entgehen und laufen gerade mitten hinein. Die Situationen und Charaktere sind sehr lebensnah«, sagt der Regisseur. Wie in ihren Erfolgskomödien »Kunst« und »Gott des Gemetzels« erweist sich Yasmina Reza auch hier als brillante Menschenbeobachterin, die es versteht, mit ihren skurrilen Momentaufnahmen aus dem Leben ganz normaler Bürger, auf elegante und kluge Weise  zu unterhalten und zu amüsieren.

Das Inszenierungsteam setzt bei dieser »Versuchsanordnung« auf eleganten Minimalismus. Der Raum von Tom Presting wird von fünf Sitzmodulen und einer Hochglanzschräge dominiert, die für die Figuren eine Plattform zur Selbstdarstellung ist, sie aber auch leicht ins Rutschen und Straucheln geraten lässt. Außerdem spannt er goldene Rahmen auf der Bühne, die nicht von ungefähr an einen goldenen Käfig denken lassen oder auch das geflügelte Wort vom »aus dem Rahmen fallen« sinnlich erfahrbar machen. Licht und Ton kreieren Szenarien und Atmosphäre, leicht überhöhter französischer Chic bestimmt das Kostümbild.

Alessija Lause wurde 1980 in Bad Aibling (Bayern) als Tochter einer Kroatin und eines Deutschen geboren. Im Alter von sechs Jahren stand sie zum ersten Mal vor der Kamera. Seither ist sie als Film- und Theaterschauspielerin sowie Produzentin tätig. Nach dem Abitur ging sie zunächst als Regieassistentin nach Kroatien, wo sie u. a. mit der Regisseurin Lenka Udovički zusammenarbeitete. Auf der Bühne war sie zu Beginn hauptsächlich als Tänzerin tätig. Als Mitglied der japanischen Butoh-Company »Katsura Kahn & Saltimbanque« war sie international auf Tournee und gastierte 2003 im Rahmen der Ruhr Triennale. Für ihre Hauptrolle in dem von ihr produzierten Zweipersonenstück »Danny and the Deep Blue Sea« in der Regie von Andreas Schmidt wurde sie 2011 auf dem Edinburgh Fringe Festival als »Beste Schauspielerin« ausgezeichnet. Regelmäßig steht sie für Film- und Fernsehrollen vor der Kamera, u. a. in der Krimiserie »Im Angesicht des Verbrechens« in der Regie von Dominik Graf, in Henrik Regels Kinofilm »Wie Männer über Frauen reden«, in der ARD-Anwaltsserie »Falk« sowie in »SOKO Köln«, im »Tatort« und im »Polizeiruf«.  Neben der Schauspielerei arbeitete sie bis 2013 auch als Stuntfrau und doubelte u. a. Cate Blanchett und Diane Kruger. 2015 koproduzierte sie ihren ersten Kinofilm »BLANK«, in dem sie eine der zwei Hauptrollen übernahm. Der Film war auf verschiedenen Filmfestivals zu sehen. Als Andrea in »Bella Figura« ist Alessija Lause erstmals am Theater Heilbronn zu sehen.

Premiere am 7. März 2020, 20 Uhr Komödienhaus, Theater Heilbronn
Bella Figura
Komödie von Yasmina Reza
Regie: Folke Braband
Ausstattung: Tom Presting
Dramaturgie: Sophie Püschel

Andrea: Alessija Lause
Boris Amette: Nils Brück
Françoise Hirt: Eva Manschott/Judith Lilly Raab
Eric Blum: Hannes Rittig
Yvonne Blum, Erics Mutter: Sabine Unger

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