Musik

Musikwirtschaft fordert schnelles Hilfsprogramm

Die Verbände der Musikwirtschaft sowie die Verwertungsgesellschaften GEMA und GVL warnen: Der Musikbranche droht der Corona-Kollaps. Zahlreiche Existenzen und die kulturelle Vielfalt in Deutschland sind in Gefahr. Alle Sektoren der Musikwirtschaft benötigen unverzüglich finanzielle Unterstützung.

Berlin 06.05.2020  Die maßgeblichen Verbände und Verwertungsgesellschaften der deutschen Musikwirtschaft fordern angesichts der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie dringend ein staatliches Hilfsprogramm für alle Sektoren der Musikwirtschaft. Die bisher bereitgestellten Hilfsangebote des Bundes und der Länder sind beeindruckend, jedoch in vielen Fällen nicht auf die in der Musikwirtschaft miteinander verzahnten Wertschöpfungsketten abgestimmt und damit bei weitem nicht ausreichend. Das Überleben vieler Unternehmen der Musikwirtschaft kann nur durch gesonderte Maßnahmen gesichert werden, die sich am konkreten Bedarf orientieren. Insgesamt fürchten derzeit rund 130.000 Selbstständige und Arbeitnehmer*innen in der Musikwirtschaft um ihre Existenz. Die Branche erwirtschaftet einen Umsatz von 11,1 Milliarden Euro jährlich.

Hilfsprogramm mit 582 Millionen Euro notwendig

Zur Überbrückung der aktuellen Notlage fordert die Musikwirtschaft insgesamt 582 Millionen Euro nicht rückzahlbare staatliche Hilfe. Diese Summe entspricht nach internen Erhebungen rund zehn Prozent der zu erwartenden Einbußen der Musikwirtschaft, die sich bei einer sechsmonatigen Dauer der Covid-19 bedingten Maßnahmen auf annähernd fünfeinhalb Milliarden Euro belaufen werden. Grundlage des geforderten Hilfsprogramms ist ein bereits am 25. März von den Verbänden veröffentlichter Schadensbericht, in dem die in der Musikwirtschaft zu erwartenden Einnahmeausfälle für die betroffenen Bereiche beziffert und begründet wurden.

Hilfe für alle Sektoren der Branche

Da die Musikbranche kleinteilig und durch Verwertungsketten eng verwoben ist, verlagern sich wirtschaftliche Probleme eines Sektors schnell und in zeitlichen Wellen auf die übrigen Teilnehmer*innen. Gemeinsam ist allen Akteur*innen der Branche, dass sie in gegenseitiger Abhängigkeit von der Solvenz der jeweiligen Partner*innen in der Verwertung und der Werknutzung sind. Die Verbände und Verwertungsgesellschaften fordern daher ein Hilfsprogramm für alle genannten Akteur*innen der Musikwirtschaft: „Ohne staatliche Hilfe ist zu erwarten, dass bis zum Jahresende rund die Hälfte der Künstler*innen und Urheber*innen sowie Unternehmen des Wirtschaftsbereichs zahlungsunfähig sein werden.“

Auswirkungen über das Jahr 2020 hinaus

Die Musikwirtschaft wird auch im kommenden Jahr noch unter den negativen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden. Das geforderte Hilfsprogramm muss daher nachhaltig aufgebaut sein, um auch in potentiellen späteren Notsituationen zur Verfügung zu stehen.

Kultur in Deutschland wird ohne Hilfe erheblichen Schaden nehmen

„Jenseits der wirtschaftlichen Förderung ist die Musikwirtschaft essentiell für den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft und wird einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zurück in die Normalität leisten“, so die Verbände. Wenn die Musikwirtschaft jetzt nicht die erforderliche Hilfe erhält, werden die Auswirkungen auf die vielfältige und identitätsstiftende Musikkultur in Deutschland verheerend sein. Bestehende Strukturen laufen Gefahr, damit verloren zu gehen.

Hinter der Forderung des Hilfsprogramms stehen:

BDKV – Bundesverband der Konzert-und Veranstaltungswirtschaft e.V.
BVMI – Bundesverband Musikindustrie e.V.
BV POP – Bundesverband Popularmusik e. V.
DMV – Deutscher Musikverleger-Verband e.V.
EVVC – Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.
GEMA – Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte
GVL – Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten
LIVEKOMM – Bundesverband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.
SOMM – Society Of Music Merchants e. V.
VUT – Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V.

Der Schadensbericht der Musikwirtschaft vom 25. März 2020 ist hier abrufbar.
Eine ausführliche Aufstellung des Finanzbedarfs der betroffenen Akteur*innen ist hier abrufbar.

Zitate der Verbände:

„Die Musikbranche mit all ihren Facetten stand noch nie vor einer so ernsten und existenzbedrohenden Lage. Unternehmen, die bisher nie Fördergelder in Anspruch nehmen mussten, werden ohne Hilfe diese Krise nur schwer überstehen. Dann wäre die kulturelle Vielfalt, für die gerade die Musik steht, ernsthaft in Gefahr. Zudem werden Musikverlage von der Krise im Jahr 2021 erneut betroffen. Auch für sie muss es dann noch Hilfe geben.“
Patrick Strauch, Präsident Deutscher Musikverleger-Verband e.V.

„Die Absage von Veranstaltungen und weitere Einschränkungen des Kulturlebens treffen die Musikbranche besonders hart. Urheber*innen und Künstler*innen haben in der aktuellen Situation viel Solidarität gezeigt und viel Solidarität erfahren. Mit den Soforthilfe-Programmen von Bund und Ländern wurde die schlimmste Not gelindert. Dafür sind wir dankbar. Jetzt brauchen wir mittel- bis langfristige Perspektiven, um unsere vielfältige Musiklandschaft so gut wie möglich durch die Krise zu bringen.”
Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender GEMA

“Die Bühnen sind verwaist, den Musikschaffenden aller Genres, ob Pop, Rock, Jazz oder Klassik, Künstlern wie Labelmachern ist die Existenzgrundlage genommen. Die Krise wird uns noch länger begleiten, schon die Umsatzausfälle, die wir jetzt erleiden, werden sich weit in das nächste Jahr hinein auswirken. Deshalb müssen wir gemeinsam mit der Politik wirksame und substanzielle Lösungen finden. Dazu gehört auch die wirksame Umsetzung der europäischen Vorgaben zur Beteiligung an den Plattformerlösen, die durch Musik erzielt werden.”
Guido Evers, Dr. Tilo Gerlach, Geschäftsführer der GVL

„In unserer diversen Mitgliederstruktur – von selbstvermarktenden Künstler*innen und Produzent*innen zu Labels und Verlagen – ist die hochgradige Arbeitsteilung und enge Verzahnung der Musikwirtschaft Alltag. Die Covid-19 bedingten gesundheitspolitischen Maßnahmen schlagen auf alle Teilbereiche durch. Für den erfolgreichen und kosteneffizienten Erhalt und Wiederaufbau der deutschen Musikwirtschaft ist deshalb ein ganzheitlicher Ansatz mit zielgenauen Maßnahmen in den unterschiedlichen Sektoren unabdingbar. Wir stehen bereit, die Bundesregierung bei der Umsetzung zu unterstützen.“
Mark Chung, VUT Vorstandsvorsitzender

„Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass derzeit der Erhalt der Vielfalt unseres gewohnten Kultur- und Musikangebots auf dem Spiel steht. Wenn wir vermeiden wollen, dass Konzertangebote zukünftig nur noch auf den wirtschaftlich lukrativen Mainstream reduziert werden, benötigen alle Sektoren der Musikwirtschaft jetzt dringend staatliche Hilfen.”
Prof. Jens Michow, Präsident Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V. (BDKV)

„Wir stehen unter großem Druck. Wir brauchen Hilfsmaßnahmen, die das Überleben der Musikkultur in Deutschland sicherstellen. Es bedarf Unterstützung bei der Umsetzung neuer Konzepte, um den Weg aus dieser umfassenden Krise zu finden. Die gesamte Festivalsaison ist bereits verloren und wann Clubs wieder öffnen können, ist immer noch völlig unklar. Der Bund und die Musikwirtschaft müssen ganz dringend Perspektiven schaffen, um die vielfältige Kulturszene in Deutschland erhalten zu können."
Karsten Schölermann, stellvertretender Vorsitzender LiveMusikKommission e.V. (LIVEKOMM)

„Die Tonträgerhersteller stehen digital sehr gut da, sind von der Krise aber auch betroffen. Zum einen durch erhebliche Einbußen im physischen Markt aufgrund von Geschäftsschließungen und zum anderen durch Ausfälle bei Lizenzen, z.B. durch geschlossene Clubs, Restaurants und Ladengeschäfte. Es gibt im Übrigen einen weiteren Weg, der Branche zu helfen, nämlich indem durch die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht die Bezahlung der Kreativen und ihrer Partner sichergestellt wird.“
Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI)

„Musikinstrumente gehören zur geistigen Grundversorgung und haben für Menschen eine hohe Relevanz in der Alltagsbewältigung. Sie sind identitäts- und sinnstiftend. Sie fördern die Beschäftigung von Familien zu Hause und ermöglichen ein kreatives Leben. Deshalb ist das ‚Hochfahren‘ des Musikfachhandels dringend erforderlich, auch um einen flächendeckenden Kahlschlag zu verhindern. Wenn man zukünftig noch Musikinstrumente als Teil unserer Identität erleben möchte, dann muss jetzt gehandelt werden.”
Daniel Knöll, Geschäftsführer Society Of Music Merchants (SOMM) e. V.

„Künstler*innen verbinden Menschen, Musik hält die Gesellschaft zusammen. Die Vielgestaltigkeit musikalischen Schaffens spiegelt sich in einer unfassbaren Diversität von Unternehmen und Akteur*innen wider, die als Vielfaltsgeneratoren wirken und Deutschland reicher, innovativer und demokratischer gemacht haben. Ohne ein nachhaltig wirksames Hilfsprogramm sind nicht nur die Künstler*innen existentiell gefährdet, die deutsche Musikwirtschaft insgesamt ist akut bedroht. Dies würde irreversible Schäden im gesellschaftlichen Zusammenleben hinterlassen.”
Olaf Kretschmar, Vizepräsident Bundesverband Pop

 

Über den Society of Music Merchants SOMM e.V.

Der Verband SOMM – Society Of Music Merchants e. V. – Spitzenverband der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche in Deutschland – vertritt die Interessen von über 50 Unternehmen aus den Bereichen Herstellung, Vertrieb, Handel und Medien aus der Musikinstrumentenbranche, die rund zwei Drittel des deutschen MI-Marktes repräsentieren.

Der Verband vertritt national und europaweit die kulturellen und wirtschaftlichen Interessen der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in allen Marktbereichen zu stärken, die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen den Anforderungen der Branche entsprechend mitzugestalten, Marktstandards zu definieren und Dienstleistungen für Mitglieder zu erbringen, eine zeitgemäße musikalische Fort- und Weiterbildung zu fördern sowie das aktive Musizieren und die Musikkompetenz in der Gesellschaft zu intensivieren.

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