Gesundheit & Medizin

Sicherheit im OP-Saal: Kliniken operieren mit Atemschutz der Feuerwehren

Auch in der Corona-Krise sind viele Operationen unumgänglich. Zugleich ist persönliche Schutzausrüstung rar und nicht alle Eingriffe lassen sich bis zur Neulieferung aufschieben. Daher werden Krankenhäuser aktiv und kooperieren mit Feuerwehren in puncto Atemschutz. So auch in Offenburg und Würzburg. Im Fokus steht dann die Hygienesicherheit der Atemschutzmasken für das OP-Personal.  

Lassen sich Operationen nicht verschieben, hat der Schutz des OP-Personals derzeit oberste Priorität. Aufgrund des hohen Infektionsrisikos gilt das besonders bei Eingriffen im Kopf-, Kiefer- und HNO-Bereich. Zeitgleich macht Kliniken der Mangel an persönlicher Schutzausrüstung zu schaffen. So kommt es zu Kooperationen und Amtshilfe zwischen Kliniken und Feuerwehren. In Offenburg und Würzburg werden damit teilweise Lieferengpässe bei OP-Masken überbrückt, indem auf die Atemschutztechnik der Feuerwehren zurückgegriffen wird.

Die staatliche Feuerwehrschule Würzburg hilft der Universitätsklinik vor Ort mit bis zu 30 Vollschutzmasken, Lungenautomaten und Atemluftflaschen im OP-Alltag aus. Alternativ zu den üblichen Stahlflaschen wird die Luftversorgung über das Luftsystem der Klinik gewährleistet. So entfällt der Vorrat an Luft der Atemluftflaschen als limitierende Größe. Die Atemschutztechnik wird von der Feuerwehrschule angeliefert, ausgegeben, nach Gebrauch in Kunststoffsäcken verpackt zurückgenommen und durch neue Systeme ersetzt. Anschließend werden die getragenen Masken – wie nach einem Einsatz – in der Atemschutzwerkstatt der Feuerwehrschule aufbereitet, sprich: zerlegt, gereinigt, getrocknet, desinfiziert, geprüft und wieder neu verpackt. Durch diesen Kreislaufbetrieb entsteht eine unendliche Ressource; die Atemschutzausrüstung kann täglich aufbereitet und wiederverwendet werden. Sie bietet zudem die höchste Schutzstufe für das Personal, das in puncto Atemluft von den Patienten getrennt ist.

Auch im Offenburger Ortenau Klinikum wird das Personal bei Operationen durch Atemschutztechnik der örtlichen Feuerwehr geschützt. Darüber hinaus legte sich die Klinik hier auch eigene Masken samt Partikelfilter zu. Die Idee zu einer solchen Kooperation entstammt der Initiative eines Teams aus Notfallmedizinern und Anästhesisten vor Ort. Bei den Verantwortlichen der örtlichen Feuerwehren rannte man damit offene Türen ein. Der Offenburger Kommandant Peter Schwinn nahm sich der Sache gemeinsam mit zahlreichen Kollegen der Region an.

Wie bei Feuerwehreinsätzen muss die Hygienesicherheit der Atemschutztechnik im OP-Betrieb bedingungslos gewährleistet sein. Dafür wurde der Offenburger Hygieneexperte Meiko konsultiert. Dessen Reinigungs- und Desinfektionsgerät Topclean M wird von Feuerwehren und Industrieunternehmen für die maschinelle Aufbereitung der Atemschutztechnik verwendet. Abgesehen von der eigentlichen Aufbereitung, schützt das geschlossene System auch Atemschutzgerätewarte, die mit der Aufbereitung der Masken betraut sind. Das gilt besonders für die Aufbereitung von Atemschutz aus dem OP-Saal.

Auch in Würzburg baut man auf diese Lösung von Meiko. Die Feuerwehrschule verfügt über das Reinigungs- und Desinfektionsgerät. In Offenburg hingegen wurden mehrere der Maschinen in der Klinik selbst installiert. „Die Umsetzung dauerte lediglich wenige Tage“, erklärt Dr. Sutterer, Oberarzt der Abteilung für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, und ergänzt: „Innerhalb kurzer Zeit konnten drei Maschinen zur Aufbereitung installiert werden.“ Die sachgerechte Aufbereitung der Masken und die Bedienung der Geräte waren schnell erklärt, erinnert sich Feuerwehr Kommandant Schwinn: „Die Kollegen der Zentralen Sterilgutversorgungsabteilung wurden in der Aufbereitung der Halb- und Vollmasken durch den Atemschutzgerätewart der Feuerwehr Offenburg instruiert.“ Anders als in Würzburg wird die Atemschutztechnik also direkt in der Klinik aufbereitet. „Die Vollmasken werden in definierten Intervallen durch die Atemschutzgerätewarte der Feuerwehr Offenburg geprüft“ so Schwinn weiter. Dr. Sutterer ergänzt: „Halbmasken kommen als Äquivalent zu den handelsüblichen FFP2/FFP3-Masken zum Einsatz. Damit wurden die Intensivstationen, der OP-Bereich und die Corona-Notaufnahmestation ausgestattet. Die Vollmasken werden lediglich für Prozeduren vorgehalten, die mit der Verbreitung einer hohen Viruslast einhergehen, wie zum Beispiel Bronchoskopien und Tracheotomien.“

Da die Atemschutztechnik für Feuerwehreinsätze entwickelt wurde, sind ein hoher Tragekomfort und ein geringer Atemwiderstand gegeben, was auch im OP-Saal von Vorteil ist. Durch die endlose Ressource ist dieses etablierte System nicht nur sicher, es könnte als Beispiel Schule machen, bestätigt auch Dr. Sutterer: „Prinzipiell kann dieses Vorgehen als Alternativkonzept bei entstehenden Engpässen in der Versorgung mit Schutzmasken der FFP2/FFP3-Klasse gesehen werden.“

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