Finanzen / Bilanzen

Gemeinsam gegen Malaria: Europäische Investitionsbank, Europäische Kommission und Investitionsbank Berlin richten Fonds mit 70 Millionen Euro ein

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  • EU Malaria Fund unterstützt mit zunächst 70 Millionen Euro wissenschaftlich vielversprechende Projekte, die von der Pharmaindustrie noch nicht weiterverfolgt wurden
  • Fonds wird von InnovFin und Europäischem Fonds für strategische Investitionen gefördert – zwei gemeinsamen Initiativen von EIB und Kommission
  • Erste Investition: 24,8 Millionen Euro für zwei Unternehmen, deren Forschung und Entwicklung im Malariabereich zu einer Zweitnutzung für Covid-19 führen könnte

Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Europäische Kommission und die Investitionsbank Berlin (IBB) haben heute den Abschluss der ersten Finanzierungsrunde für ihren EU Malaria Fund bekannt gegeben. Die Kommission und die EIB schießen zunächst 64 Millionen Euro in den Fonds ein. Er soll die Lücke zwischen Forschung und Markt schließen sowie realisierbare und preiswerte innovative Lösungen zur Prävention und Behandlung von Malaria ermöglichen. Weitere sechs Millionen Euro bringen mehrere nationale und private Investoren auf, darunter die IBB und die Bill & Melinda Gates Stiftung.

Der Hauptbeitrag für den Fonds kommt aus dem EU-Programm InnovFin, das aus dem EU-Programm Horizont 2020 finanziert und von Kommission und EIB gemeinsam verwaltet wird. Ein Teil des Projekts wird über den Europäischen Fonds für strategische Investitionen besichert, die finanzielle Säule der Investitionsoffensive für Europa. Mit dieser Initiative wollen EIB und Kommission 500 Milliarden Euro für die europäische Wirtschaft mobilisieren.

„Malaria ist die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Der Kampf gegen sie ist dringlicher denn je“, sagte Ambroise Fayolle, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen im Bereich Gesundheit. „In den vergangenen Jahren haben wir kaum Fortschritte erzielt, die Resistenz gegen herkömmliche Medikamente nimmt zu, und neue Behandlungen sind oft kostspielig. Es ist höchste Zeit, dass wir das Problem gemeinsam mit öffentlichen und privaten Akteuren innerhalb und außerhalb der EU angehen. Wenn unser Fonds dazu beitragen kann, neue Wege zur Vorbeugung oder Heilung von Malaria zu finden, kann er jedes Jahr Hunderttausenden von Menschen das Leben retten.“

Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend: „Wir bündeln unsere Kräfte, um gemeinsam mit anderen Investoren die Gesundheit zu schützen und Leben zu retten. Der neue EU Malaria Fund soll mit einem Beitrag der EU von insgesamt mehr als 110 Millionen Euro die Forschung vorantreiben und Marktlösungen im Kampf gegen diese vermeidbare tödliche Krankheit beschleunigen. Er ist ein Beispiel dafür, wie wichtige globale Akteure mit vereinten Kräften Infektionskrankheiten wie die Malaria bekämpfen und denen helfen können, die es am nötigsten haben.“

Dr. Jürgen Allerkamp, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Berlin: „Für die Investitionsbank Berlin ist es eine große Ehre, an einem so wichtigen Projekt mitzuwirken. Berlin ist in den letzten Jahren zu einem Zentrum der medizinischen Wissenschaft in Europa aufgestiegen. Da ist es nur logisch, dass wir uns am Kampf gegen diese Krankheit beteiligen. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern und setzen auf innovative Lösungen zur Prävention und Behandlung von Malaria.”

Holm Keller, Executive Chairman der kENUP Foundation und Co-Managing Director des EU Malaria Fund: „Dieses wichtige Instrument könnte uns entscheidend voranbringen, und es könnte auch bei anderen Krankheiten genutzt werden, bei denen der Markt ebenfalls versagt.“

Insgesamt soll der EU Malaria Fund Investitionen von 150 Millionen Euro bündeln. Finanziert werden die Unternehmen durch Venture Debt. Die beiden ersten Investitionen sind für das italienische Unternehmen AchilleS Vaccines und für das österreichische Unternehmen Themis Bioscience GmbH vorgesehen.

Das Biotech-Unternehmen AchilleS Vaccines mit Sitz in Siena ist auf Forschung in den Bereichen Malaria, Antibiotikaresistenz und in jüngster Zeit auch Covid-19 spezialisiert. Es verfolgt einen innovativen Ansatz in der Entwicklung eines Malaria-Impfstoffs und bietet therapeutische und präventive Maßnahmen gegen Covid-19 auf der Basis der umgekehrten Impfstoffentwicklung. Themis, das andere Unternehmen, das auf Unterstützung des Fonds zählen kann, hat eine Plattform für schnelle Fortschritte bei Immunmodulationstherapien für eine Reihe von Infektionskrankheiten und Krebs entwickelt. Themis‘ Impfstoffkandidat gegen Chikungunya, eine von Mücken übertragene Krankheit, die sich weltweit verbreiten könnte, nutzt diese Plattform. In klinischen Studien hat dieser Impfstoffkandidat bereits ein ausgezeichnetes Sicherheits- und Immunogenitätsprofil gezeigt. Themis‘ Know-how könnte sich auch als besonders wertvoll für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 und Malaria erweisen.

Der EU Malaria Fund kombiniert Mittel der Europäischen Union, der Europäischen Investitionsbank, der Investitionsbank Berlin, der Bill & Melinda Gates Stiftung und anderer nationaler und privater europäischer Akteure. Die National Academy of Medicine der Vereinigten Staaten will unabhängige Entscheidungshilfe leisten und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Stärken und Schwächen des Einschaltungssystems des Fonds analysieren. Der Fonds unterstützt die Umsetzung der globalen technischen Malaria-Strategie 2016–2030 der Weltgesundheitsorganisation und nutzt dabei die technische Expertise der WHO und die Finanzkraft der EIB. Er wurde von der kENUP Foundation mit Unterstützung der EIB eingerichtet. Verwaltet wird er von der IBB-Gruppe, der Förderbank-Gruppe des Landes Berlin.

Hintergrund

Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an Malaria. Besonders gefährdet sind Schwangere und Kinder unter fünf Jahren, aber auch Arme, Immungeschwächte und Randgruppen. Obwohl Malaria vermeidbar und heilbar ist, sterben nach wie vor jedes Jahr über 400 000 Menschen an dieser Krankheit – die meisten davon in Afrika. In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte die Krankheitslast mit Unterstützung der Europäischen Union und anderer globaler Partner deutlich verringert werden. Durch die Folgen der Erderwärmung, zunehmende Resistenzen gegen verfügbare Behandlungen und Insektizide, eine vermehrte Reisetätigkeit und verstärkte Migrationsbewegungen droht möglicherweise jedoch eine völlig andere epidemiologische Lage. Zudem könnte nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation die Covid-19-Pandemie den Kampf gegen Malaria um 20 Jahre zurückwerfen. Deshalb muss die Produktentwicklung durch nachhaltige, kombinierte Finanzierungslösungen intensiviert werden.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen. Sie unterstützt auch Investitionen außerhalb der EU.

Die Investitionsoffensive für Europa ist eine der wichtigsten Maßnahmen der EU zur Stärkung der Investitionen für mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa. Hierzu werden neue und vorhandene Finanzierungsmittel intelligenter genutzt. Die EIB-Gruppe spielt dabei eine zentrale Rolle. Dank Garantien aus dem Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) sind die EIB und der EIF in der Lage, einen größeren Teil des Projektrisikos zu übernehmen. Das erleichtert es privaten Geldgebern, sich ebenfalls an den Projekten zu beteiligen. Die im Rahmen des EFSI bisher genehmigten Projekte und Vereinbarungen dürften Investitionen von rund 486 Milliarden Euro mobilisieren und mehr als 1,2 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in der gesamten Europäischen Union zugutekommen.

Das Programm InnovFin – EU-Mittel für Innovationen wurde 2014 von der Europäischen Kommission und der EIB-Gruppe ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, eine neue Generation von Finanzierungsinstrumenten und Beratungsdiensten anzubieten, um innovativen Firmen innerhalb und außerhalb Europas den Zugang zu Finanzierungen zu erleichtern. Finanziert wird es aus Horizont 2020, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung.

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