Kunst & Kultur

„Art is for everybody“: Große Keith Haring-Ausstellung ab 21. August im Museum Folkwang

Vom 21. August bis zum 29. November 2020 zeigt das Museum Folkwang eine umfassende Ausstellung mit Werken des US-amerikanischen Künstlers Keith Haring (1958–1990). Unverwechselbar sind die tanzenden Männchen, bellenden Hunde und fliegenden Untertassen, mit denen er seine Botschaften für alle verständlich machte. Die Schau Keith Haring präsentiert ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Performer, Aktivist und Netzwerker, der mit seinem Streben nach einer gerechteren Gesellschaft nichts an Innovation und Relevanz eingebüßt hat. Gezeigt werden rund 200 Exponate, darunter berühmte Gemälde, großformatige Zeichnungen, frühe Videoarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Archivmaterialien.

Die Ausstellung thematisiert das Werk Keith Harings vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Veränderungen und der globalen Vernetzung, die Haring früh in seinem Werk behandelt und mit künstlerischen wie kommerziellen Strategien vorangetrieben hat. Sein Schaffen gründet in der US-amerikanischen Populärkultur – geprägt von Undergroundkultur, Raumfahrt, Robotik und Videospielen – gelangt aber früh zu einer gänzlich eigenen künstlerischen Strategie, die traditionelle bildnerische Medien wie Zeichnung und Malerei ebenso umfasst wie Fotografie, Video und Performance. Inspiration für seine ikonische Malweise findet Haring in den Comics seiner Jugend, der expressionistischen und zeitgenössischen Kunst, in chinesischer Kalligraphie sowie in den Graffitis der New Yorker Straßen. Harings Werk verarbeitet diverse Einflüsse aus Kunstgeschichte, Philosophie und Kulturtheorie und setzt in seiner Bildsprache ganz bewusst auf Mehrdeutigkeit. Zunächst macht sich Haring mit Tausenden von Kreidezeichnungen im New Yorker U-Bahn-System einen Namen; internationale Ausstellungen und hochkarätige künstlerische Kooperationen sorgen bald für breitere Anerkennung. In konsequenter Hinwendung zu Erscheinungsformen der post-modernen Großstadt und ihren sozialen und kulturellen Milieus führt Haring dabei den seit den 1960er Jahren betriebenen Auszug der Kunst aus dem Museum radikal weiter – immer treu seiner Überzeugung „The public has a right to art“.

In zehn Kapiteln zeichnet die Ausstellung ein detailliertes Bild von Keith Harings künstlerischem Schaffen und Leben. Ausgehend von seinen frühen Arbeiten öffnet sich der Ausstellungsparcours in eine stadtähnliche Struktur, in der sich verschiedene Raumsituationen abwechseln und in der die Vielfalt der Interessen und künstlerischen Strategien Harings veranschaulicht werden. An der School of Visual Arts (1978–1980) kommt Haring erstmals in Berührung mit Performance-Kunst, Conceptual Art und Video-Kunst. Für ihn ist es eine Zeit des Experimentierens und der künstlerischen Identitätsfindung, er entwickelt seine performance paintings, bei der er Malerei und Aktion miteinander verbindet. Skizzenbücher, Videoexperimente und Collagen zeigen diese frühe Phase in Harings Kunst, in der er zu der Überzeugung kommt, dass Kunst unmittelbar, unvorein-genommen und zugänglich für alle sein müsse.

Als Teil der New Yorker Künstler-, Club- und Schwulenszene baut sich Haring ein großes Netzwerk auf, welches er immer wieder für künstlerische und aktivistische Kooperationen nutzt. Im legendären Club 57, einem Künstlertreffpunkt und Veranstaltungsort im East Village, organisiert Haring Shows und Ausstellungen, zeigt seine Arbeiten zusammen mit denen von u. a. Lee Quinones, Jean-Michel Basquiat und Jenny Holzer. Haring arbeitet mit Künstlern wie Andy Warhol zusammen und kollaboriert mit Größen aus Musik und Mode wie Madonna, Grace Jones, Vivienne Westwood und Malcolm McLaren. Neben Harings eigenwilligen Entwürfen für die Plakate und Flyer der Club 57-Events, werden Videos mit Madonna oder dem Tänzer Bill T. Jones, eine Taxi-Motorhaube, die Haring zusammen mit dem Graffitikünstler LA II (Angel Ortiz) bemalte, oder Kleidungsstücke aus der Witches-Collection von Westwood und McLaren, die Haring mitgestaltete, gezeigt. Der Nachbau einer von Hip-Hop-Musik begleiteten Schwarzlicht-Installation von 1983/84, die Haring für eine Ausstellung großformatiger Gemälde in der Tony Shafrazi Gallery konzipierte, versetzt die Besucher in die Zeit zurück und macht Harings Interesse an innovativen Präsentationsformen von Kunst erfahrbar.

Seltenes, zum Teil noch nie gezeigtes Archivmaterial, darunter Flugblätter, Manuskripte, Film- und Fotoaufnahmen, aber auch Harings Gemälde veranschaulichen sein soziopolitisches Engagement. Harings eingängige Bildsprache transportiert seine Haltung zu Themen wie Rassismus, Atomkriegsbedrohung, ausuferndem Kapitalismus und Unterdrückung durch Missbrauch von Religion. Im Dienst des politischen Aktivismus steht Harings Gestaltung von Postern, die er selbst entwirft, auf eigene Kosten drucken lässt und auf Demonstrationen verteilt. Mit der Künstlergruppe ACT UP kämpft er für die Enttabuisierung von AIDS, für sexuelle Aufklärung und Investitionen in die medizinische Forschung. Sein ikonisch gewordenes Plakat Ignorance = Fear, Silence = Death (1989) wird bis heute von ACT UP verwendet. Haring, der offensiv mit seiner Homosexualität umging und seinen „gay pride“ häufig in fröhlichen und affirmativen homoerotischen Werken ausdrückte, wurde angesichts der eigenen HIV-Infektion immer drastischer in seiner Bildsprache. In der Serie Set of Ten Drawings, 24 April 1988, stellte er das HI-Virus als makabere Personifikation eines „Teufelsspermiums“ dar. Im selben Jahr arbeitete er mit dem legendären Beat-Autor William S. Burroughs an der Serie Apocalypse, die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und formalen Ausgestaltung zu seinen interessantesten Werken gehört. Die für die Sammlung des Museum Folkwang neuerworbene 20-teilige Serie wird im Rahmen der Ausstellung erstmals gezeigt.

Keith Haring stirbt im Jahr 1990 im Alter von nur 31 Jahren an den Folgeerkrankungen von AIDS. Als Sprachrohr seiner Generation reagierte Haring mit seinen Werken immer wieder auf drängende Themen seiner Zeit und verlieh universellen Erfahrungen wie Geburt, Tod, Liebe, Gewalt und Anteilnahme Ausdruck. Damit schaffte er ein OEuvre, das heute so relevant ist wie zur Zeit seiner Entstehung.

Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang: „Keith Harings expansiver Drang zur Kunst machte vor nichts Halt: Motorhauben, Häuserfassaden, U-Bahn-Stationen, Mode, Alltagsprodukte, menschliche Körper und vieles mehr dienten ihm, um seine so fantasievollen wie politischen Botschaften in die Welt zu tragen. Er hat damit nicht nur die Grenzen der Leinwand, sondern auch der Kunstinstitutionen gesprengt. Kunst ist für alle und überall. Seine Werke und Aussagen sind heute so aktuell wie zur Zeit ihrer Entstehung und für uns Anlass, diesem visionären und leider viel zu früh verstorbenen Künstler eine große Retrospektive zu widmen.“

Johannes Teyssen, CEO der E.ON SE: „Keith Haring hat sein kurzes Leben mit großer Intensität und Energie gelebt. Die Corona-Zeit, die heute für alle mit Verzicht verbunden ist, hätte ihm nicht gefallen. Der Verzicht wäre mit seiner Energie kaum vereinbar gewesen. Wir haben Keith Haring fantastische Arbeiten zu verdanken, die er im New York der 1980er Jahre geschaffen hat. Ich freue mich sehr, dass das Museum Folkwang sein Werk so umfassend zeigt und wir dazu einen Beitrag als Hauptsponsor leisten. Mit seinen großzügigen Räumen ist das Museum Folkwang für die Arbeiten von Keith Haring ein idealer Ausstellungsort.“

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Keith Haring Foundation, der Tate Liverpool sowie dem BOZAR, Centre for Fine Arts Brüssel, realisiert.

Hauptsponsor: E.ON
Gefördert von: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

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