Gesundheit & Medizin

Zahl des Monats August: 70 %

Die Rückholung der Arzneimittelproduktion nach Europa ist derzeit ein wichtiges politisches Thema. Vor allem bei versorgungskritischen Wirkstoffen wie Antibiotika will Deutschland wieder unabhängiger von Asien werden. Wie hoch aber wären die Mehrkosten und inwiefern ließen sich diese überschaubar halten? Dazu haben Morris Hosseini und Michael Baur von der Unternehmensberatung Roland Berger einen Vorschlag gemacht. Ihre These: Würden wir Cephalosporin nicht nur für den deutschen, sondern für den gesamteuropäischen Bedarf hierzulande produzieren, sparte das 70 Prozent der Mehrkosten wieder ein.

Ein Rechenspiel in drei Schritten:

  • Der deutsche Bedarf an Cephalosporin (eines der wichtigsten Antibiotika) beläuft sich auf jährlich 100 Tonnen. Diese werden derzeit hauptsächlich in China hergestellt.
  • Würden wir diese Menge hierzulande produzieren, würde eine kostendeckende Produktion die Hersteller rund 55 Millionen Euro mehr kosten. Das ist das Ergebnis der Antibiotika-Studie von Roland Berger aus dem Jahr 2018.
  • Gingen wir das Thema nunmehr aber gesamteuropäisch an und produzierten statt 100 insgesamt 500 Tonnen Cephalosporin in Europa, beliefen sich die Mehrkosten auf 78 Millionen Euro. Diese Herangehensweise aber würde – verglichen mit der nationalen Lösung – eine Reduktion der Mehrkosten pro Tonne um rund 70 Prozent bedeuten.

Fest steht: Eine Produktion von Antibiotika in Europa ist teurer als in Asien. Diese Mehrkosten aber lassen sich senken, wenn wir gesamteuropäisch denken und gesamteuropäisch vorgehen. Dass das geht, hat uns gerade die österreichische Regierung gezeigt. Sie hat einen Generikahersteller mit 50 Millionen Euro unterstützt, dafür hat der sich seinerseits verpflichtet, für die Dauer von zehn Jahren Penicillin in Kundl (Österreich) zu produzieren – und zwar in einem Umfang, der für ganz Europa reicht.

Welche Maßnahmen gesamteuropäisch getroffen werden können, um das globale Problem der Lieferengpässe zu lösen und Europa wieder unabhängiger zu machen, das diskutieren wir auch auf unserer digitalen Konferenz „Für ein gesundes Europa“ am 7. Oktober. Die Veranstaltung ist Teil des assoziierten Programms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und wird von Gesundheitsminister Jens Spahn eröffnet. Wer teilnehmen möchte, den laden wir herzlich ein, sich hier anzumelden.

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