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„Corona-Katalysator“: Unternehmen kämpfen mit der für 2021 erwarteten Volatilität / Denken in Szenarien statt klassischer Budgets gefragt

Konnte die deutsche Industrie nach dem ersten Lockdown die erlittene Delle dank vorhandener Auftrags- und Lagerbestände noch recht gut ausgleichen, steht diese Reserve für 2021 vielerorts nun nicht mehr zur Verfügung. Folge: Zahlreiche Unternehmen kämpfen derzeit mit einer validen Planung für das kommende Jahr. Wie eine aktuelle Marktbeobachtung der Unternehmensberatung Staufen zeigt, fällt den Verantwortlichen vor allem der Abschied vom klassischen Budget-Denken schwer. Dabei gibt es längst praxiserprobte Alternativen.

„In einigen Marktsegmenten liegt die Schwankungsbreite der für 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 erwarteten Umsätze bei bis zu 50 Prozent“, hat Andreas Sticher, Partner für Restrukturierung bei der Unternehmensberatung Staufen, beobachtet. „Nimmt man dann noch die erschwerten Bedingungen bei der Neukundenakquise hinzu, ist die Aufstellung eines validen Budgets für das kommende Jahr in der Tat ziemlich problematisch.“

Restrukturierungsexperte Sticher empfiehlt daher, nur eine gröbere Basisplanung vorzunehmen und von dieser aus zwei bis drei Szenarien zu entwickeln. „Dabei sollte nicht ausschließlich in Stufen abwärts, sondern auch in positiven Szenarien gedacht werden“, so der Staufen-Partner. Der zuletzt im Zusammenhang mit der vom Lockdown erneut hart getroffenen Kultur-Szene gefallene Satz „Wir müssen alles erwarten – auch das Gute“ gelte eben gerade auch für die Industrie.

Doch warum scheitern derzeit noch so viele Unternehmen daran, vom Budget- auf ein Szenario-Denken umzuschalten? Sticher: „Die fixen Kostenstrukturen zu hinterfragen oder eine Make-or-Buy-Rechnung aufzustellen, bekommen die meisten noch hin, aber mal in Größenordnungen von plus oder minus 25 Prozent Umsatz zu denken, stellt die Unternehmen häufig auf eine echte Mentalitätsprobe. Es wird schlichtweg ausgeschlossen, dass die vorhandenen Strukturen und Prozesse solche Szenarien hergeben.“

Aus zahlreichen Restrukturierungsmandaten weiß Sticher, dass Organisationen aber deutlich dehnbarer und variabler aufgestellt werden können, als es aus der Innensicht eines Unternehmens zunächst für vertretbar erscheint. „Manchmal bedarf es der Sicht von außen, um die vorhandenen Potenziale aufzudecken. In vielen Unternehmen können die Reserven in den Prozessen gut und gerne um 20 Prozent reduziert werden, ohne den Geschäftsbetrieb auch nur annährend zu gefährden. Viele haben in der Corona-Krise gelernt, Kerngeschäftsprozesse mit minimalen Ressourcen in Betrieb zu halten. Diese Erkenntnisse gilt es nun mitzunehmen und nachhaltig zu verankern.“

Die derzeit zu beobachtenden Prognose-Lücken haben auch negative Auswirkungen auf die Belegschaft. „Aus Angst, falsche Zahlen zu verbreiten, die man später revidieren muss, wird derzeit auch nach innen nicht wirklich kommuniziert. Das sorgt vor allem bei den Mitarbeitern für Verunsicherung. Sie fragen sich, wie es weitergeht; vor allem über die Kurzarbeit hinaus“, beschreibt Sticher die Situation in vielen Betrieben. 

Hinzu kommt, dass selbst etablierte und in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche Unternehmen ihre Strukturen bisher nicht konsequent genug an die Herausforderungen der Megatrends wie Digitalisierung oder E-Mobilität angepasst haben. Sticher: „Der ‚Corona-Katalysator‘ konfrontiert die Unternehmen nun umso drastischer mit Fragen: Wie können die geschaffenen Strukturen auch bei einer reduzierten Top-Line flexibel angepasst werden, ohne zu große Einschnitte und Einbußen hinnehmen zu müssen?“ Mit den Antworten sollten sich die Unternehmen nicht zu viel Zeit lassen.“

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