Bauen & Wohnen

„Die Politik ist nicht der bessere Bauunternehmer“

Politik und Bauwirtschaft diskutieren auf Initiative des Bayerischen Ziegelindustrie-Verbands und der Bauinnung Traunstein-Berchtesgadener-Land zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum – auch eine ökologische Zukunftsaufgabe!“

Der Bayerische Ziegelindustrie-Verband (BZV), die Bauinnung Traunstein-Berchtesgadener Land und das Bayerische Baugewerbe haben am Dienstag, 12. Oktober, im großen Saal des Traunsteiner Rathauses das Kommunale Wohnungsbaugespräch 2021 veranstaltet. Unter dem Motto „Bezahlbarer Wohnungsbau – auch eine ökologische Zukunftsaufgabe“, diskutierten Johannes Edmüller, Präsident des BZV, Bernhard Fuchs, Obermeister der Bauinnung Traunstein-Berchtesgadener Land, Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, und Landrat Siegfried Walch mit Entscheidern aus der Bau- und Immobilienwirtschaft. Im Fokus stand ein brandaktuelles Thema: Wie gelingt es, mehr nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum für die kommenden Generationen zu schaffen? Klar wurde dabei: Sich auf einen Baustoff festzulegen, ist der falsche Weg. Eine umfassende und aktuelle Studie des auf Nachhaltigkeitsuntersuchungen spezialisierten LCEE-Instituts in Darmstadt zeigt eindeutig: Betrachtet man den Lebenszyklus eines Gebäudes, spielt für die CO2-Gesamtbilanz der Baustoff keine Rolle. Am meisten Kohlendioxid wird während der Nutzungsphase freigesetzt.

Technologieoffenheit als Voraussetzung für Klimaneutralität

 „Um die aktuelle Wohn- und Mietenkrise in Deutschland zu lösen, muss weiterhin ausreichend gebaut werden. Wir glauben nicht, dass Diskussionen um Enteignungen die Probleme lösen werden, sondern vielmehr die Deckung des Bedarfs durch genügend Neubau von Wohnraum geschehen muss“, sagte BZV-Präsident Johannes Edmüller in seiner Begrüßungsrede. Als regional aufgestellte Branche habe die Ziegelindustrie im Corona-Jahr einen wichtigen Beitrag zur Schaffung des dringend benötigten Wohnraums geleistet: durch Verlässlichkeit, Preiskonstanz und Lieferfähigkeit. Ziegelgebäude würden sich durch Langlebigkeit und Nachhaltigkeit auszeichnen, einen zentralen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor leisten und für bezahlbares und hochwertiges Bauen stehen. „Wir sind aber noch lange nicht am Ziel. Wir haben nur noch 7.000 Tage Zeit, bis zum Jahr 2040, bis der Freistaat und damit auch wir klimaneutral sein werden. Dieses ehrgeizige Ziel wollen und werden wir mittragen.“ Grundlage hierfür sei jedoch ein fairer und vor allem technologieoffener Wettbewerb ohne die politischen Vorgaben von Quoten für bestimmte Bauweisen“, so Edmüller. Bernhard Fuchs, Obermeister der Bauinnung Traunstein-Berchtesgadener Land, sagte es noch deutlicher: „Die Bayerische Staatsregierung ist dabei, durch den massiven Einsatz von Förderprogrammen, den Holzbau gegenüber dem Massivbau zu bevorzugen. Die Bayerischen Bauinnungen – und ich hier stellvertretend als Obermeister vor Ort – fordern von der Staatsregierung, den Weg der Technologieoffenheit und Baustoffneutralität nicht zu verlassen.“

OB Dr. Christian Hümmer: Politik ist nicht der bessere Bauunternehmer

„Die Politik ist nicht der bessere Architekt und nicht der bessere Bauunternehmer“, sagte Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU). „Es ist nicht unsere Aufgabe festzulegen, wie das umweltfreundlichste und ökologischste Haus gebaut wird. Unsere Aufgabe ist es, den richtigen Rahmen zu setzen.“ Aktuell stünden die Kommunen vor großen Herausforderungen: „Es bedrückt mich, wenn in Deutschland 50 bis 60 Prozent der Bürger theoretisch antragsberechtigt in der Wohnbauförderung sind.“ Die Antwort könne aber nicht Enteignung sein, dadurch entstehe nicht eine Wohnung mehr. „Wir sind eine wachsende Stadt und eine wachsende Region. Als Oberbürgermeister hilft es mir nichts, eine Wohnung von rechts nach links in Eigentum zu verschieben.“ Als Kommune müsse man angesichts steigender CO2-Abgaben zudem das Klima-Thema mitdenken. OB Hümmer: „Wer sich heute als Stadt klug aufstellt, wer CO2 vermeidet, schützt damit auch die Handlungsfähigkeit seiner Kommune in der Zukunft, denn er spart Geld damit. Klimaschutz ist Geldbeutelschutz und Heimatschutz.“

Eine der großen Zukunftsaufgaben – Landkreis handelt bereits

Landrat Siegfried Walch betonte, dass im Landkreis Traunstein bereits jetzt die Weichen für die kommenden Generationen gestellt würden: „Bezahlbarer Wohnraum ist eine der großen Zukunftsfragen unserer Zeit – und der Landkreis Traunstein handelt bereits: Mit der schnellen Bearbeitung von Bauanträgen, aber auch seiner eigenen Wohnungsbau-GmbH und dem interkommunalen ‚Zweckverband Heimat.Chiemgau‘. Unser Appell geht dabei an alle Beteiligten, ebenfalls zusätzlichen, nachhaltigen Wohnraum zu schaffen oder vorhandene Immobilien zu ertüchtigen und wieder dem Markt zuzuführen.“

Studie zeigt: Förderung bestimmter Bauweisen hilft nicht dem Klima

Dass es nicht sinnvoll ist, für das Ziel Klimaneutralität nur auf einen Baustoff oder auf eine Technik zu setzen, das machte Dr.-Ing- Sebastian Pohl von der Life Cycle Engeneering Experts GmbH (LCEE) deutlich, zu deren Kerngeschäft Nachhaltigkeitsbewertungen gehören. Die LCEE hat in einer umfassend angelegten Studie untersucht, wie die CO2-Bilanzen von Gebäuden in unterschiedlichen Bauweisen in Bezug auf die Lebensdauer eines Gebäudes ausfallen. Dabei zeigte sich: „Für Nachhaltigkeit und Klimakompatibilität ist das Konstruktionsmaterial nicht das maßgebliche Kriterium!“ Bei einem angenommenen Lebenszyklus eines Hauses von etwa 80 Jahren wären die CO2-Bilanzen der Gebäudehüllen nahezu identisch. Am meisten CO2-Ausstoß würde, das hätten die Untersuchungen gezeigt, durch den Betrieb bzw. die Nutzung des Hauses verursacht. „Drei Dinge sind wichtig, um zu einem möglichst klimaneutralen Gebäude zu kommen“, so Pohl. Das Gebäude dürfe nicht mehr nur als passive Hülle betrachtet werden, es müsse aktiv für die Eigenenergieerzeugung genutzt werden. Eine weitere Stellschraube wäre die Energieversorgung von außen zu optimieren, zum Beispiel durch den Wechsel des Stromanbieters. „Als Drittes ist natürlich auch der Nutzer und sein Verhalten entscheidend für den CO2-Ausstoß eines Gebäudes.“

„Gesamtes Bauland darf nicht dem freien Markt überlassen werden“

Bezahlbaren Wohnraum schaffen, das ist auch die Aufgabe von kommunalen Wohnungsunternehmen und Genossenschaften wie der Wohnbauwerk Berchtesgadener Land GmbH. Was diese vor allem benötigen, um diesem Auftrag auch in Zukunft gerecht werden zu können, machte deren Geschäftsführer Florian Brunner deutlich: „Das ganze Bauland darf nicht dem freien Markt überlassen werden. Ein Teil muss im Rahmen einer nachhaltigen Wohnungspolitik für den Bau von günstigen Mietwohnungen zur Verfügung stehen.“

Weil wegen der Corona-Pandemie die Zahl der Gäste des „Kommunalen Wohnungsbaugesprächs 2021“ im Traunsteiner Rathaus-Saal begrenzt war, war die Teilnahme auch per Videokonferenz möglich.

Über den Bayerischer Ziegelindustrie-Verband e.V.

Seit dem Jahr 1906 ist der Bayerische Ziegelindustrie-Verband die Branchenvertretung für die Ziegelindustrie in Bayern. Wir wahren und fördern die ideellen, wirtschaftlichen, sozialpolitischen und sozialrechtlichen sowie sonstigen Interessen der Gesamtheit unserer Mitglieder. Der BZV hat damit zugleich die Funktion eines Wirtschafts- und eines Arbeitgeberverbandes.

Als Tarifpartner in Bayern setzen wir uns für maßvolle, der wirtschaftlichen Situation unserer Mitgliedsbetriebe angepasste Tarifabschlüsse ein und sichern damit den sozialen Frieden.

Wir verstehen uns zudem als Wegbereiter für klimagerechtes, umweltschonendes und nachhaltiges Bauen. Ziegel werden aus den heimischen Rohstoffen Ton und Lehm gebrannt. Nach einer langen Nutzungsphase können diese vollständig recycelt und in den Naturkreislauf zurückgeführt werden. Sitz des BZV ist München.

Mehr Informationen über den Bayerischen Ziegelindustrie-Verband e.V. gibt es jederzeit unter www.bzv.bayern

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