Gesundheit & Medizin

Künstliches Sprunggelenk: Was ist nach einer OP möglich?

Es verbindet Wade und Fuß miteinander und sorgt dafür, dass der Fuß sich heben, senken und drehen lässt: das Sprunggelenk. Im menschlichen Körper ist es das am stärksten belastete Gelenk. Beim Gehen oder Springen trägt es teilweise mehr als das Fünffache des Körpergewichts. „Entstehen Verletzungen am Sprunggelenk, die sich nicht mit konservativen Therapieansätzen behandeln lassen, haben Patienten die Wahl zwischen einer Versteifung oder dem Einsatz einer Endoprothese“, erklärt Dr. Theodor Patsalis, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Orthopädische Rheumatologie und spezielle orthopädische Chirurgie sowie Chefarzt der Klinik Gelenkchirurgie und Sporttraumatologie am Krankenhaus St. Josef, Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH.  Er erklärt, wann eine Behandlung des Sprunggelenks notwendig wird, welche Vor- und Nachteile das künstliche Gelenk beziehungsweise die Versteifung haben und was nach den jeweiligen Operationen wieder möglich ist.

Wenn konservative Therapien nicht mehr helfen

Leiden Patientinnen und Patienten unter einem kaputten Sprunggelenk, steckt häufig eine Arthrose dahinter. Nicht immer lässt sich diese auf den natürlichen Alterungsprozess zurückführen. Oft stellen auch Fehlstellungen, Erkrankungen oder Verletzungen wie Bänderrisse Auslöser für Instabilitäten des Knöchels dar und führen direkt oder indirekt zu einer Zerstörung des Knorpelgewebes. Zudem entstehen Verletzungen durch Umknicken oder Brüche in Folge von Sportunfällen. „Typische Symptome für diese Verletzungen sind anlauf- und belastungsabhängige Schmerzen, manchmal auch eine zunehmende Verformung des Gelenks. Erfolgt keine Behandlung, nimmt die Beweglichkeit des Fußes immer weiter ab und das Laufen wird zu einer Qual“, berichtet Dr. Patsalis und ergänzt: „In der Regel setzen Ärzte zunächst auf konservative Therapieansätze wie Orthesen, Medikamente, Physiotherapie oder Wärmebehandlungen. Sprechen diese nicht an oder verschlimmern sich die Beschwerden der Betroffenen, kommt Gelenkersatz oder eine Versteifung infrage.“  

Beweglichkeit und Möglichkeit zum Abrollen bei Endoprothesen

Künstliche Sprunggelenke setzen Fachärzte in Deutschland noch verhältnismäßig selten ein. Während beispielsweise pro Jahr circa 200.000 Hüftgelenke eingesetzt werden, liegt die Zahl der Sprunggelenke nur bei etwa 1.500. Zwar nehmen Chirurgen bereits seit den 1970er-Jahren Operationen mit diesen Endoprothesen vor, doch die erste Generation lockerte sich zum Großteil nach wenigen Jahren und mussten wieder entfernt werden. Das hat viele Operateure dazu bewegt, die Versteifung dem Gelenkersatz vorzuziehen. Für das Laufen ist ein bewegliches Sprunggelenk jedoch wichtig. Wenn es versteift wird, übernehmen andere Gelenke zum Teil seine Funktion, was zur Entwicklung von sogenannten Anschluss-Arthrosen führt und weitere operative Eingriffe erforderlich macht. Umfassende Studien der Biomechanik brachten allerdings neue Erkenntnisse, die die Entwicklung einer dritten Generation von Prothesen ermöglicht haben. Diese werden aus hochwertigen Metall- und Kunststoffkomponenten gefertigt, wodurch ein schnelles und festes Einwachsen in den Knochen zustande kommt. „Das Gelenk, das wir beispielsweise seit acht Jahren mit Erfolg einsetzen, besteht aus zwei Teilen: einer gerundeten Metallkappe, die unten auf das Sprungbein gesetzt wird, sowie einer Metallplatte mit rauer Oberfläche, die oben mit dem Schienbein verwächst und an der eine Polyethylenscheibe angebracht wird, die ein reibungsarmes Gleiten ermöglicht“, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Wurden die Endoprothesen früher noch mit Zement befestigt, bewirkt eine Spezialbeschichtung bei der neuen Generation, dass sie fest und dennoch beweglich verwachsen – einer der Hauptgründe für die bessere Leistung moderner künstlicher Sprunggelenke. Besonders wichtig ist auch eine akkurate Operationstechnik, wodurch die Achse und die Stabilität wiederhergestellt werden. Durch eine spezielle Frästechnik erfolgt der Einsatz knochensparend, das heißt, nur wenige Millimeter der natürlichen Knochensubstanz müssen entfernt werden. Das ist nicht nur für die Kinematik von Bedeutung, sondern es erleichtert einen späteren Revisionseingriff, sollte er erforderlich werden. „Durch den modernen Gelenkersatz erlangen Patienten in der Regel nicht nur Schmerzfreiheit, auch die Beweglichkeit und die Möglichkeit zum Abrollen bleiben wie bei einem natürlichen Sprunggelenk erhalten. So lassen sich nach dem Eingriff häufig auch Sportarten wie Schwimmen, Wandern oder Radfahren ermöglichen“, so Dr. Patsalis.

Starke Belastung nach Versteifung möglich

Doch der Einsatz eines künstlichen Sprunggelenks eignet sich nicht für jeden. Wenn eine Patientin oder ein Patient nicht korrigierbare Fehlstellungen, erheblichen Knochenschwund, Bandinstabilitäten, Infektionskrankheiten und bestimmte neurologische Leiden hat oder durch den Beruf einer hohen körperlichen Belastung ausgesetzt ist, dann kommt eine Endoprothese meist nicht infrage. „Um die Schmerzen von Betroffenen mit einem kaputten oder arthrotischen Sprunggelenk trotzdem zu lindern, nehmen Ärzte dann meist eine Versteifung, die sogenannte Arthrodese, vor“, sagt der Facharzt. Bei der Versteifung werden Restknorpel und kaputter Knochen entfernt und anschließend Sprung- und Schienbein mit Schrauben oder Platten fixiert. Allerdings verhindert der Eingriff das Abrollen des Fußes und verändert den Bewegungsablauf. Insbesondere beim schnellen Gehen und Laufen lässt sich das natürliche Gangbild dabei nicht erhalten. „Mit der Zeit führen die Faktoren dann mitunter zu Fehl- und Überlastungen der umgebenden Gelenke in Fuß, Knie und Hüfte und zu Begleitarthrosen“, berichtet Dr. Patsalis und ergänzt abschließend: „Jeder Patient und jedes Gelenk sind anders. Welche Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen, sollte immer bei einer individuellen Beratung durch einen oder mehrere Fachärzte abgeklärt werden.“

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Über die Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH

Der Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH ist ein überregional tätiger Gesundheitsverbund der Hospitalvereinigung St. Marien GmbH, die wiederum in die Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria eingebunden ist. Zum Klinikverbund gehören das Petrus-Krankenhaus, das Krankenhaus St. Josef sowie die St. Anna-Klinik. Das Krankenhaus St. Josef behandelt dabei schwerpunktmäßig die Erkrankungen des Bewegungsapparates (Endoprothetik, Wirbelsäule, Extremitäten, minimalinvasive arthroskopische Chirurgie, Unfallchirurgie), rheumatologische Erkrankungen und Schmerzbehandlungen. Im Krankenhaus St. Josef werden zudem sämtliche internistischen Erkrankungsbilder, auch in Kooperation mit dem Petrus-Krankenhaus, behandelt.

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