Finanzen / Bilanzen

Inflationsraten voraussichtlich bis Ende 2024 über Zwei-Prozent-Marke

Die derzeit sehr hohen Inflationsraten im Euroraum werden voraussichtlich das gesamte Jahr 2022 deutlich über der EZB-Zielmarke von zwei Prozent bleiben, bevor sie mittel- und langfristig allmählich zurückgehen. Hohe Energiepreise, Rohstoffknappheit und Unterbrechungen in den internationalen Lieferketten gelten als Hauptursachen für die hohe Inflation, die vermutlich länger anhalten wird als bisher prognostiziert. Dementsprechend wird erwartet, dass die EZB ihren Hauptrefinanzierungssatz in den kommenden Jahren anheben wird, wenn auch nur schrittweise. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des ZEW Mannheim unter Finanzmarktexperten/-innen. Für das laufende Jahr liegen die Inflationsprognosen bei durchschnittlich 3,8 Prozent. Obwohl die Inflationsraten in den nächsten zwei Jahren allmählich zurückgehen dürften, wird für 2023 mit einem durchschnittlichen Preisanstieg von 2,7 Prozent gerechnet. Für 2024 liegt die durchschnittliche Prognose bei 2,3 Prozent. Längerfristig wird mit einer niedrigeren Inflation gerechnet: 53 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Inflationsraten in den Jahren 2025-2030 niedriger sein werden als in den Jahren 2022-2024. Etwa 22 Prozent glauben, dass sie ähnlich hoch sein werden, und 23 Prozent, dass sie höher sein werden.
 „Mit einem Anteil von 53 Prozent erwartet nur eine knappe Mehrheit der Finanzmarktexperten/-innen, dass sich die Inflation im Zeitraum 2025-2030 im Vergleich zu ihren Prognosen für den Zeitraum 2022-2024 abschwächen wird. Die übrigen Befragten glauben derzeit eher, dass die Zeiten, in denen die Inflation im Euroraum eher zu niedrig als zu hoch war, vorerst vorbei sind,“ sagt Frank Brückbauer, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“.

Energiepreise, Rohstoffknappheit und internationale Lieferengpässe gelten als Hauptfaktoren
Die Befragten gaben die hohen Energiepreise, Rohstoffknappheit und Unterbrechungen der internationalen Lieferketten als die wichtigsten Ursachen für die prognostizierte höhere Inflation im Zeitraum 2022-2024 an. Diese drei Faktoren hatten einen positiven Einfluss auf die Inflationsprognosen von 91, 88 bzw. 81 Prozent der Teilnehmenden für diesen Zeitraum. „In der letzten Umfrage im November 2021 nahmen die Befragten an, dass der inflationstreibende Einfluss dieser Faktoren nur vorübergehend sei und in den Jahren 2022 und 2023 abklingen würde. Die Prognosen der Februar-Umfrage deuten nun darauf hin, dass diese Faktoren einen dauerhafteren Einfluss haben könnten“, sagt Thibault Cézanne, ebenfalls Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“. Ein weiterer, strukturellerer Faktor, der sich aus Sicht von 61 Prozent der Befragten positiv auf die Inflationsprognosen auswirkte, ist die grüne Transformation. „Die Expertinnen und Experten sehen die Haupttreiber der Inflation in steigenden Energiepreisen, der Verknappung von Rohstoffen und internationalen Versorgungsengpässen. Weitgehend unabhängig von der Pandemie ist der Einfluss der grünen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, die an vierter Stelle steht, aber auch langfristig als wichtiger Inflationstreiber gesehen wird“, so Brückbauer.

Anstieg des Euro-Zinssatzes vor allem aufgrund der grünen Transformation erwartet
Im Einklang mit diesen Inflationsprognosen wird erwartet, dass der Hauptrefinanzierungssatz der EZB im Laufe der Zeit schrittweise und kontinuierlich steigt. Die Grenzen des mittleren 90-prozentigen Konfidenzintervalls liegen voraussichtlich bei -0,1 und 0,15 Prozent für einen Zeitraum von sechs Monaten und steigen auf 0,07 und 0,40 Prozent für das Ende des Jahres 2022 an, bevor sie Ende 2024 bei 0,57 und 1,28 Prozent stehen. Es wird erwartet, dass der Hauptrefinanzierungssatz der EZB langfristig weiter steigen wird: 66 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass er im Zeitraum 2025-2030 höher sein wird als im Zeitraum 2022-2024, während 29 Prozent von einem ähnlichen Niveau ausgehen und nur vier Prozent ein niedrigeres Niveau erwarten.
 „Mittel- und langfristig erwartet die Mehrheit der Finanzmarktexperten, dass die Zinsen im Euroraum weiter steigen werden“, sagt Frank Brückbauer.

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Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

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