Bautechnik

Willkommen in der Karlsruher Ruhe-Zone

Vor allem in der Stadt ist Bauland denkbar knapp und dementsprechend teuer. Bei der Planung und Errichtung neuer Wohngebäude sollten Architekten und Holzbauunternehmen daher ganz bewusst auf eine nachhaltige – qualitativ hochwertige und dauerhafte – Bauausführung achten. Dem Schallschutz ist bei dichter Besiedelung besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Das gilt umso mehr für Baumaßnahmen, die im Zuge innerstädtischer Nachverdichtung verbliebene Baulücken schließen sollen. Das DHV-Mitgliedsunternehmen W+W Holzelementbau Nordbaden aus Linkenheim-Hochstetten zeigt mit dem ökologischen Wohnquartier „elements“ in Karlsruhe-Knielingen, wie man geltende Normen – hier DIN 4109 – vorbildlich in die gebaute Praxis überführt.

Häuser und Wohnungen sollen nicht nur schön anzusehen, sondern auch angenehm zu bewohnen sein. Wirksamer Schutz vor Straßenlärm und Gehgeräuschen aus Obergeschossen gehört unabdingbar mit dazu. Für Mehrgeschossgebäude und vor allem bei verdichteter Bebauung spielt der Schallschutz daher eine Schlüsselrolle – nicht nur für lärmempfindliche Mitmenschen, die sich für den Bezug einer Eigentumswohnung oder einer Doppelhaushälfte in einem vorwiegend aus Holz gebauten Gebäude interessieren.

Schallschutz ist geldwerte Lebensqualität

„Schall – Luft- wie Trittschall – kann man weder sehen, riechen, schmecken noch anfassen. Hören und als Schallereignis exakt messen lässt er sich hingegen schon. Insofern beeinflusst die Schalldämmung der eingesetzten Bauteile unmittelbar den Wohnkomfort und mittelbar auch den merkantilen Wert einer jeden Immobilie.“, umreißt Bauphysiker Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schäfer die Bedeutung, die Schallschutzmaßnahmen für innerstädtische Nachverdichtungsprojekte haben.

Bauphysikalische Gegebenheiten beachten

Der Geschäftsführer Technik beim Deutschen Holzfertigbau-Verband (DHV, Ostfildern; www.d-h-v.de) führt weiter aus: „Wichtig wird der Schallschutz auch immer dann, wenn fremde Nutzungseinheiten voneinander getrennt werden müssen. Im Bereich des Schallschutzes ist der Holzbau besonders gefordert, da man zum Beispiel bei Holzdecken von Decken in Leichtbauweise spricht und die Masse an der richtigen Stelle einen erheblichen Einfluss auf die Schalldämmung hat. Gerade beim Trittschall, bei dem die Anregung durch energiereichen Körperschall erfolgt.“, erläutert Schäfer.

Die Anforderungen steigen

Die derzeit geltende Norm ist die DIN 4109:2018-01. Sie regelt den Schallschutz sowohl in Wohn- als auch in Nichtwohngebäuden und legt dafür konkrete Anforderungen an die begrenzenden Bauteile von schutzbedürftigen Räumen fest. DIN 4109-1 definiert insofern die Mindestanforderungen u.a. im Bereich Luft- und Trittschallschutz.

„Der Wert der Anforderung nach der DIN 4109-1 liegt für den Holzbau momentan noch bei ≤ 53 dB. Mittelfristig dürfte ein Anforderungswert von ≤ 50 dB für den Trittschall in Gebäuden in Holzbauweise vorgegeben werden. Aber wir sind gut vorbereitet und erfüllen schon heute problemlos auch den erhöhten Schallschutz“, betont B.Eng. Micha Trefz. Im Referat Technik des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes ist er u.a. für die Erstellung der informativen DHV-Merkblätter zuständig, die vielen Mitgliedsfirmen in der Praxis wertvolle Dienste leisten. Laufend wird das DHV-Merkblatt „Trittschallschutz bei Holzdecken nach DIN 4109“ aktualisiert und neben anderen Ausarbeitungen den DHV-Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung gestellt.

„Wir können gar nicht genug Häuser aus Holz bauen!“
Erwin Taglieber
, Präsident des Deutschen Holzwirtschaftsrates und des DHV

In Deutschland fehlen nach wie vor mindestens 400.000 Wohnungen, geht aus amtlichen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden, hervor. In Expertenkreisen geht man davon aus, dass der Fehlbestand de facto noch sehr viel höher liegen könnte; Genaueres wird man aber erst nach Abschluss der Zensus genannten Volksbefragung sagen können, die alle zehn Jahre stattfindet und gerade läuft. Sicher ist aber schon jetzt, dass künftig jedes Jahr eine nochmals deutlich höhere Anzahl neuer Wohneinheiten entstehen muss, um den hinzukommenden Wohnraumbedarf zu decken und außerdem den vorhandenen Fehlbestand auszugleichen. Dabei ist es einerlei, ob es sich um neue Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese vor der Stadt, um privat genutzte oder kleingewerblich vermietete Eigentumswohnungen oder um mehrgeschossige Wohngebäude handelt.

Wenn die Voraussetzungen vorliegen, gleich ein ganzes Wohn-Quartier neu zu errichten, lässt sich vor diesem Hintergrund von einem Glücksfall sprechen. So wie im Karlsruher Stadtteil Knieligen: Dort wurde kürzlich das letzte Haus eines Ensembles fertiggestellt, zu dem neben sechs Doppelhäusern bzw. zwölf Doppelhaushälften auch vier Mehrgeschosser gehören. Insgesamt handelt es sich um 70 neue Wohneinheiten in vorwiegend aus Holz bestehenden Gebäuden.

Beachtliches Projekt verwirklicht

Das mittelständische Holzbauunternehmen W+W Holzelementbau Nordbaden beschäftigt gegenwärtig acht Mitarbeiter/-innen und ist seit Anfang 2021 DHV-Mitglied. „Wir sind ein kleines Team, aber umso motivierter, stets unser Bestes für unsere Kunden zu geben. Die Elemente für die Gebäude des „elements“-Ensembles haben wir nach und nach im Werk Linkenheim-Hochstetten gefertigt, zur Baustelle nach Karlsruhe-Knielingen transportiert und dort direkt montiert“, berichtet Zimmerer Christoph Waterstraat, der selbst in einem der neu errichteten Holzrahmenbauten wohnt und von dem verkehrsberuhigten Quartier begeistert ist. Derzeit befindet sich das letzte Haus in der Fertigstellungsphase.

„Die akribische Detailarbeit hat sich gelohnt. Wir haben bei den Bauteilanschlüssen genau hingeschaut und waren sehr darauf bedacht, Schallbrücken zu vermeiden. Die akustische Entkopplung der Bauteile ist unserem Team, das darf man mit Fug und Recht sagen, alles in allem sehr gut gelungen. Obwohl man bekanntlich ja nie auslernt, ist mir in der Zeit, seit ich hier wohne, nichts aufgefallen, was ich beim nächsten Mal anders machen würde“, resümiert Christoph Waterstraat, der Geschäftsführer bei W+W Holzelementbau Nordbaden ist.

Laszlo Wilmes, ebenfalls Geschäftsführer des Unternehmens, hebt die Wichtigkeit des technischen Supports hervor, die der Deutsche Holzfertigbau-Verband für seine Mitglieder leistet und dadurch das Gelingen herausfordernder Baumaßnahmen mit komplexem Anforderungsprofil wie in Karlsruhe-Knielingen wirksam unterstützt.

Mitgliedschaft, die Mehrwert schafft

Um diese Unterstützung auf zukunftsweisendem Niveau leisten zu können, beteiligt sich der DHV an wissenschaftlichen Schallschutzprojekten (u.a. in Zusammenarbeit mit dem Holzbau Deutschland Institut, Berlin, der Hochschule ift Rosenheim und dem IBP Stuttgart. Ferner widmet sich Deutschlands mitgliederstärkster Holzfertigbau-Verband der Entwicklung schalltechnisch optimierter Wände, Dächer (einschließlich Flach- und Gründächer) und Decken. Gewonnene Erkenntnisse – u.a. über tieffrequente Geräusche – werden zur Erstellung von Informationsschriften und Bauteilkatalogen (ifo Holz, dataholz), für die Normungsarbeit sowie zur Entwicklung optimierter Nachweis- bzw. Rechenverfahren genutzt (etwa bzgl. der Schalllängsleitung bei Hybridbauten in Holzleichtbau-, Holzmassivbau- und Mineralbauweise). Vor dem Hintergrund seiner vielfältigen Forschungsaktivitäten formuliert der DHV „technische Anforderungen für erhöhten Schallschutz“ oder „Komfortschallschutz“ und leistet Lobbyarbeit bei der Übertragung in holzbaufreundliche Normen.

„Die Expertise des DHV in punkto Bauphysik und Holztechnik war uns bei diesem Bauprojekt – das bislang größte in der Geschichte unseres jungen Unternehmens – eine enorme Hilfe. Verbandstechniker Micha Trefz hat uns unter anderem in Schallschutzfragen eingehend beraten. Damit hat er uns bei der praktischen Umsetzung der besonderen Schallschutzanforderungen, die für die Bebauung des zwischen einer verkehrsreichen Straße und einer frequentierten Bahntrasse gelegenen Areals gelten, äußerst wertvolle Dienste geleistet. Die Mitgliedschaft im DHV hat sich dadurch für uns schon nach kurzer Zeit mehr als bezahlt gemacht. Ich kann den DHV gerade wegen seiner betont technischen Ausrichtung jedem Holzbauunternehmer nur empfehlen.“, unterstreicht Laszlo Wilmes, Geschäftsführer des unweit von Karlsruhe in Linkenheim-Hochstetten beheimateten Holzbauunternehmens.

Text und Fotos: Achim Dathe, Stuttgart

Bautafel

Holzbau-Objekte: Wohnquartier „elements“, Maxauer Str. 10 a-d (vier dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 58 Wohneinheiten) und 12-34 (6 Doppelhäuser bzw. 12 Wohneinheiten), 76187 Karlsruhe-Knielingen 

Auftraggeber / Bauträger: Algabro GmbH, 76149 Karlsruhe, www.algabro.de

Architektur / Planung (LP1-LP4): GJL Freie Architekten BDA, 76135 Karlsruhe, www.gjl.de

Holzbauplanung & Montage:
DHV-Mitgliedsunternehmen W+W Holzelementbau Nordbaden GmbH, 76351 Linkenheim-Hochstetten, www.holzelementbau-nordbaden.de

Ausführung: in Holzständer- (DHH) bzw. Holzelementbauweise (MFH)

Energiestandards: KfW-55 (DHH), KfW-40 (MFH)

U-Werte der Außenwandkonstruktionen: 0,116 W/(m²K)

Schalldämmmaß des Wandaufbaus (Außenhülle): mindestens Rw 65 dB

Trittschall der Geschossdecken: L’n,w ≤ 46 dB (Komfortniveau)

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