Produktionstechnik

Geht diesen Herbst bei deutschen Herstellern das Licht aus?

Vielerorts schließen Bäckereien, weil sie die hohen Stromkosten nicht mehr stemmen können. Schwimmbäder und Einkaufscenter schränken ihre Öffnungszeiten ein. Mediale Diskussionen sind um die Weihnachtsbeleuchtung auf Weihnachtsmärkten und im Einzelhandel entbrannt.

Vor welchen Herausforderungen stehen mittelständische Unternehmen in diesem Herbst und Winter aufgrund der gestiegenen Produktionskosten? Im Interview erzählt Samuel Schneider, Inhaber von Schneiders Profichemie, wie stark sein Unternehmen von der Energiekrise betroffen ist. Außerdem verrät der Hersteller von Bio-Reinigungsmitteln seine Taktik, mit gestiegenen Preisen und dem anhaltenden Rohstoffmangel in der Reinigungsbranche umzugehen.

Herr Schneider, haben sich die Stromkosten für Ihren Onlinehandel schon erhöht und wenn ja, wie gehen Sie damit um?

„Unsere Strom-Abschlagszahlung ist gerade um 400 Prozent angehoben worden. Glücklicherweise beziehen wir seit Juni grünen Strom von unserer Photovoltaik-Anlage, die flächendeckend auf dem Firmendach installiert wurde. Seitdem sind wir autark, außer eventuell in den Wintermonaten, wenn die Sonne zu wenig scheint, aber das wird sich noch zeigen. Ich bin sehr dankbar, dass wir rechtzeitig vorgesorgt haben, sonst hätten wir jetzt ein Problem.“

Haben Sie im Vorfeld noch andere Maßnahmen ergriffen, um auf alternative Energien umzusteigen?

„Ja, unsere 12 Mitarbeiter kommen mit E-Fahrzeugen zur Arbeit, die auch mit selbst produziertem grünem Strom fahren. Die Umwandlung unseres Fuhrparks zu einer Elektroflotte haben wir zusammen mit der Investition in Photovoltaik rechtzeitig in Angriff genommen. Auch bevor ab Januar 2023 die Bafa-Förderung vom Bund zum Teil gestrichen wird.“

Das hört sich ja alles sehr vorausdenkend an. Seit der Corona-Krise können Lieferanten nicht mehr rechtzeitig Rohstoffe zur Herstellung Ihrer Produkte und Verpackungen liefern. Wie sieht es aktuell bei Ihnen aus und wie reagieren Sie auf diese unsichere Planungssituation?

„Wir haben als Hersteller den Vorteil, dass wir in der Wertschöpfungskette weit vorne bei der Beschaffung von Rohstoffen sind. Trotzdem – wären wir nicht schon langjährige Kunden bei unseren Lieferanten gewesen, hätten wir in den letzten zwei Jahren keine Chance gehabt, bestimmte Rohstoffe zu bekommen.

Zudem waren wir Ende 2020 gezwungen, ein Lager anzumieten und einen Kredit aufzunehmen, um große Mengen an recycelten Kunststoffflaschen, Säuren, Tenside und Sprühpistolen bei unseren Rohstoffhändlern einzukaufen und zu lagern. Die Beschaffung von Kunststoff ist jetzt wieder entspannter geworden, momentan warten wir gut und gerne drei Monate auf die Ware, vorher gab es Wartezeiten bis zu einem Jahr.

Die Lieferengpässe können natürlich zu drastischen Problemen führen, wenn nicht vorgesorgt wird. Daher sind wir im engen Kontakt mit unseren Lieferanten. Wenn wir Bedenken bekommen, dass in nächster Zeit nicht rechtzeitig geliefert werden kann, versuchen wir verstärkt größere Mengen auf Vorrat einzukaufen.“

Sie haben in den letzten zwei Jahren verstärkt Ihre Umverpackungen auf nachhaltige Verpackungsalternativen umgestellt. Ihre Ziele waren dabei unter anderem die Vermeidung von Plastikmüll und unnötigem CO2-Ausstoß.

Würden Sie diese Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit als Hersteller nochmals wagen, wenn Sie gewusst hätten, welche wirtschaftlichen Veränderungen durch die Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt auf Sie zu kommen?

„Ja, natürlich. Dieser Schritt hat uns im Nachhinein sogar geholfen. Unsere fortschrittliche Ausrichtung hat dazu geführt, dass wir jetzt etwas unabhängig von einem Stromversorger sind. Nachhaltigkeit ist für uns ein hohes Ziel, wir versuchen nicht nur unsere Produkte nachhaltiger zu gestalten, sondern auch die Umverpackungen und die gesamte Firmenstruktur. Hätten wir beispielsweise die Bestellung der Photovoltaikanlage nicht schon vor der Energiekrise angestoßen, hätten wir jetzt viel höhere Energieausgaben und damit Verluste. Photovoltaikanlagen sind schon das ganze Jahr bei unserem Lieferanten nicht mehr zu bekommen.“

Seit 2021 steigen die Preise für Tenside. Sind Sie dadurch als Hersteller auch gezwungen, Ihre Produktpreise zu erhöhen?

„Unsere Branche erlebt eine massive Preissteigerung von 40-100 Prozent bei einigen Rohstoffen. Die Kompensation mit Mehrkäufen lässt sich bei diesen Preissteigerungen nicht mehr weiter auffangen. Daher sind wir leider noch vor dem Winter gezwungen, unsere Preise dort zu erhöhen, wo wir selbst von der Preissteigerung betroffen sind.

Momentan ringen wir mit uns und überlegen, wo können wir noch quer denken und wo bleibt uns nichts anderes übrig, als die Preise zu erhöhen. Allerdings scheren wir nicht alle Produkte über einen Kamm nach dem Gießkannenprinzip, sondern schauen uns gerade die Produkte einzeln an, was viel Arbeit macht.“

Sind Sie auch von den Logistikstaus im asiatischen Wirtschaftsraum betroffen?

„Wir beziehen aktuell nur UV-Taschenlampen direkt aus China, die zurzeit sehr lange Lieferzeiten haben. Allerdings hat sich unsere gesamte Wirtschaft von China ähnlich abhängig gemacht wie von Russland. Durch den jahrelangen gefährlichen Trend, Waren und Rohstoffe billig aus Fernost zu beziehen, können viele deutsche Unternehmen jetzt nicht mehr angemessen auf die globalen Markt-Schwankungen reagieren.“

Welches sind Ihre größten Befürchtungen in Bezug auf die Rohstoffknappheit und steigende Energiekosten?

„Dass die deutsche Wirtschaft und Politik wieder nicht aus den aktuellen Krisen lernt. Um in Zukunft als freie Marktwirtschaft und damit auch im Einzelnen als Unternehmen bestehen zu können, dürfen wir uns in keinem Fall mehr so abhängig von langen Lieferketten und einzelnen Ländern in Fernost machen.

Wir sollten die Produktion soweit wie möglich ins eigene Land oder wenigstens in die EU zurückholen. Innovative Start-ups im eigenen Land müssten viel mehr Beachtung bekommen und gefördert werden. Meine Zukunftsvision sind viele verschiedene Energiequellen, aus denen wir Energie produzieren oder beziehen können, um so durch Diversität mehr Liefersicherheit zu erlangen.

Trotz aller Herausforderungen ist es uns als Unternehmen wichtig, positiv in die Zukunft zu blicken und die negative Marktsituation als Ansporn zu sehen, neue und innovative Wege zu gehen. Manchmal braucht es eben solche Hürden, um einen Anstoß zu bekommen „outside the box“ zu denken.“

Über die Schneiders Profichemie GmbH & Co. KG

Die Schneiders Profichemie wurde 2001 von Samuel Schneider zunächst als Handelsvertretung gegründet. Aus Tätigkeitsfeldern der chemisch-technischen Anwendungen entwickelte sich 2008 der Firmenzweig "Geruchskontrolle" mit den Marken BactoDes®, S-Pro® und H-Pro®. Die starken Expansionen in den Bereichen Private-Label und das Erschließen des EU-Marktes brachten 2018 den Umzug nach Ilsfeld in einen größeren Firmenstandort mit angegliedertem Versandzentrum mit sich. Der Hersteller von Problemlösern investiert seit 2008 verstärkt in mikrobiologische Reinigungsmittel-Innovationen und nachhaltige Verpackungslösungen. Mehr dazu: https://www.profichemie.de/ueber-schneiders-profichemie.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Schneiders Profichemie GmbH & Co. KG
Renntalstraße 8/1
74360 Ilsfeld
Telefon: +49 (7062) 9242722
Telefax: +49 (7062) 9242723
http://www.profichemie.de/

Ansprechpartner:
Dominique Bridstrup
E-Mail: pr@profichemie.de
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