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CO²-Emissionen minimieren, Energieverbrauch reduzieren, Subsidiarität und Solidarität garantieren

Der Klimawandel stellt eine massive Bedrohung dar, der am effektivsten durch eine konsequente Energiewende begegnet werden kann. Dazu beriet die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag in Berlin. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei die deutsche Abhängigkeit von russischem Öl und Gas offenbar geworden. Daher sei der konsequente Ersatz für fossile Energien auch eine Frage von mehr Sicherheit und Energiesouveränität.

In ihrem Beschluss fordert die Vollversammlung mit großer Mehrheit, die Energiewende durch den möglichst schnellen Ersatz von Kohle, Gas und Öl durch Wind, Sonne und Wasser als zentrale Maßnahme anzuerkennen und als ein Projekt nationaler und internationaler Solidarität zu begreifen. Energiepolitik sei gleichzeitig eine zentrale Herausforderung für die Sozialpolitik, denn Strom und Wärme drohten für viele Menschen unbezahlbar zu werden. Erneuerbare Energien und Effizienz würden die steigenden Energierechnungen senken. Die Vollversammlung fordert eine Politik, die Einsparmöglichkeiten kommuniziert und Förderungen bei Innovationen und Investitionen der Wirtschaft unterstützt.

Dabei seien auch die Kirchen gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Sie könnten einen Beitrag leisten, indem sie ihre Immobilien und Grundstücke für Photovoltaik und Windkraft unkompliziert zur Verfügung stellten, so die Vollversammlung. „Gleichzeitig müssen die Kirchen – wie auch andere öffentliche Einrichtungen – erheblich mehr in die energetische Sanierung ihrer Gebäude investieren.“

Zuvor hatte Sven Giegold; Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, mit einem Statement zur Klimapolitik ein Podium zum Thema „Klima und Energiekrise: Wie wollen wir leben?“ auf der Vollversammlung eröffnet. Er erklärte: „Wir legen nun den Turbo-Gang ein für Erneuerbare Energien und Klimapolitik, nachdem jahrelang blockiert wurde. Der Ausweg aus der Klimakrise gelingt nur mit sozialer Gerechtigkeit in Deutschland und globaler Gerechtigkeit international.“ Besondere Verantwortung zur Minderung von Treibhausgasen hätten diejenigen, die viel konsumierten und emittierten. „Deutschland und Europa müssen ihre Versprechen gegenüber den ärmeren Staaten bei Klimaschutz und internationalen Programmen einhalten.“ Mit ihren Gebäuden, Land, Beschaffungen und Kapitalanlagen hätten auch die Kirchen „einen großen Hebel für den Klimaschutz. Das Erzbistum Freiburg mit der konsequenten Umsetzung der Klimaneutralität 2030 ist ein Vorbild für viele in Wirtschaft und Gesellschaft.“

Unter der Moderation von Annegret Kramp-Karrenbauer, Sprecherin des ZdK-Sachbereichs für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung, diskutierten anschließend die ZdK-Mitglieder Prof. Ottmar Edenhofer, Hildegard Müller, Pirmin Spiegel und Eva Maria Welskop-Deffaa mit Giegold.

Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgeforschung, verlangte neue und schnellere Formate zur Lösung der anstehenden Fragen als Weltklimakonferenzen es sein könnten. „Weltklimagipfel sollte es weiterhin geben, aber wir dürfen nicht auf die Konferenz in Dubai im kommenden Jahr warten. Die Wirtschaftssupermächte müssen kooperieren, indem sie gemeinsam die Treibhausgasemissionen reduzieren.“ Als erste Maßnahme könnten sie an einer Reform der multilateralen Entwicklungsbanken arbeiten, die Länder dabei unterstützen, den Kohleausstieg zu bewältigen.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), erklärte, für eine erfolgreiche Transformation zur Klimaneutralität – mit der entsprechenden Versorgung durch Erneuerbare Energien – müssten Gesellschaft, Politik und Industrie gemeinsam agieren. „Statt sich auf Technologien festzulegen, muss Fortschritt durch Innovationen und Investitionen ermöglicht werden. Statt Ankündigungen und Anordnungen braucht es endlich Umsetzung und Ermöglichung. Wir dürfen in dieser gemeinsamen Mission eines nicht vergessen – die Klimakrise lässt sich nur global lösen. Umso entscheidender ist es, dass unsere Transformation Wirtschafts-, Wohlstands- und Jobmotor ist – und dabei sozial ausgestaltet wird. Nur dann kopieren anderen Regionen der Welt unser Modell. Und das ist entscheidend – für das Klima und für unsere Zukunft."

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, erklärte: „Überschwemmungen in Pakistan, Dürren in Ostafrika, Abholzungen im Amazonasgebiet zeigen: Die Last des Wohlstandsmodells geht auf Kosten anderer und des Klimas.“ Wirksam werde Klimaschutz, wenn Wirtschaften und Leben mit anderen Prioritäten gestaltet würden, „sozial und ökologisch, Gerechtigkeit als Maßstab.“ Die Gemeinschaft der Kirche mache stark und handlungsfähig, „um beispielsweise das Mitspracherecht der durch die Klimakrise Vertriebenen, der Hungernden und Armgemachten zu stärken. Gemeinsam unterstützen wir kleinbäuerliche Betriebe in der Anpassung an veränderte Klimabedingungen. Gemeinsam setzen wir uns für erneuerbare Energien hier und im Globalen Süden ein.“

Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, legte den Fokus auf die soziale Frage, die die Energiekrise nun auch mitten in Deutschland eröffne: „In den Beratungsstellen der Caritas sind Energie- und Mietschulden heute doppelt so oft Thema wie 2019.“ Es sei daher die berechtigte Erwartung vieler Menschen an die Politik, Energiekosten für Wohnen und Mobilität schnell zu senken.“ Erhöhte Energiepreise könnten nun aber auch Anreize zum Energiesparen setzen, „wenn Energiepolitik als Klimasozialpolitik gestaltet wird.“ Es sei möglich, Spielregeln für die nachhaltige Nutzung knapper Gemeingüter zu verabreden. „Sie werden eingehalten werden, weil am Ende alle etwas davon haben – in Quartiersinitiativen, in Vereinen, Gemeinden. Mitglieder des ZdK – vom Deutschen Caritasverband bis zum Frauenbund – sollten Allmende-Hüterinnen werden, und aktiv dazu beitragen, dass gerade in den Bereichen Wohnen und Mobilität Energiesparen zum Schöpfungspartnerschaftsprojekt Nr. 1 wird.“

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